(Prime Quants) – Spüren Sie es auch? Dieses untrügliche Gefühl, dass Großes in der Luft liegt? Etwas ganz Großes? Mir geht es jedenfalls so, und weil das so ist, halte ich mich heute gar nicht erst mit irgendwelchen Präliminarien auf, um Sie in der ein oder anderen Form auf die vorliegende Ausgabe des Market Mover einzustimmen. Nein, diesmal falle ich mit der Tür direkt ins Haus und komme gleich zur Sache, die Agenda ist schließlich prall gefüllt. Denn in dieser Woche geht es bekanntlich zum einen, gut 600 Jahre nach William „Braveheart“ Wallace, um nicht weniger als das schottische Referendum zur Unabhängigkeit. Zum anderen ist Hexensabbat (na gut, soooo groß ist dieses Ereignis nun auch wieder nicht, aber ich wollte es an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen und werde weiter unten im Text auch noch einmal etwas detaillierter darauf eingehen). Zudem waren neue Wortklaubereien von der Fed zur künftigen Zinspolitik zu hören, und – Trrrrrommelwirbel, denn das (vermeintlich) Beste kommt wie immer zum Schluss – steht der allergrößte Börsengang bevor, den die Welt jemals gesehen hat. Vielleicht sollte ich besser „der ALLERGRÖßTE“ und „JEMALS“ schreiben, damit der Superlativ dieser IPO möglichst plakativ dargestellt wird. Sie wissen natürlich schon längst, von wem hier die Rede ist:
Alibaba…
Richtig. Alibaba. Oder gleich ALIBABA, um beim gebotenen und oben bereits erwähnten Superlativ zu bleiben. Bis vor kurzem noch ALLERHÖCHSTENS Insidern überhaupt ein Begriff, schickt sich das chinesische Unternehmen an, die (westliche) Börsenwelt zu erobern. ZU EROBERN! Den (östlichen) Online-Handel hat Alibaba unter der Führung von Jack Ma und Jonathan Lu bereits unter seine Kontrolle gebracht: Vor allem mit den Plattformen Taobao, Tmall oder dem Bezahldienst Alipay, einem Transaktionsvolumen in Höhe von knapp 300 Milliarden US-Dollar und einem Jahresumsatz von 8,5 Milliarden Dollar ist Alibaba nicht nur der chinesische Branchenprimus in Sachen Online-Handel, sondern auch weltweit der Größte – nach Umsatz zumindest, denn damit lässt Alibaba (nach eigenen Angaben) die westliche Konkurrenz wie Amazon und Ebay weit hinter sich. Kein Wunder also, dass die internetaffinen Anleger vor allem in den USA Blut lecken und anbeißen – das Interesse an den Papieren des Unternehmens war so groß, dass Alibaba die Bücher bereits am Mittwoch schließen ließ und den Emissionspreis auf 66 bis 68 Dollar pro Aktie anhob. Dennoch sollen die Papiere mehrfach überzeichnet sein, und mit einem geschätzten Volumen von rund 25 Milliarden Dollar könnte den Chinesen tatsächlich der größte Börsengang der Geschichte gelingen. Nicht zuletzt deshalb hat sich Jack Ma vermutlich für die altehrwürdige New York Stock Exchange als Spiel- und Handelsplatz entschieden. Gehandelt wird aber nicht nur da:
…und die 40 Räuber
Auch an den übrigen Börsen kam – nach einem eher verhaltenen Wochenstart – im Zuge des Fed-Bekenntnis zu einer Fortsetzung der Niedrigzinspolitik „noch für eine beträchtliche Zeit“ endlich so etwas wie Bewegung auf. Der deutsche Leitindex konnte so am gestrigen Donnerstag immerhin 1,4 Prozent zulegen, das ist der größte Tagesgewinn seit dem 25. August! Für den Sprung über die 9.800er-Marke reichte das jedoch (noch) nicht, und angesichts des heutigen Hexensabbats – an dem erfahrungsgemäß mit durchaus stärkeren Schwankungen gerechnet werden muss – lässt sich noch nicht eindeutig abschätzen, wie nachhaltig die aktuellen Kursbewegungen eigentlich sind. Nach wie vor ist die Trendlage im DAX daher als volatil zu bezeichnen, da weder auf der Long-, noch auf der Shortseite klare Signale vorliegen. Trotz der jüngsten Kurszuwächse bleiben wir deshalb zunächst skeptisch gestimmt. Das liegt vielleicht auch ein Stück weit daran, dass derzeit zu viele Unwägbarkeiten im Hinterhalt auf die Märkte lauern. Nicht nur, weil die Bayern jetzt womöglich den Schotten in punkto Unabhängigkeit nacheifern wollen, wie gestern kolportiert wurde. Nein, wir wünschen uns nach wie vor lediglich eine klare Richtung. Und keine Wundertüte, was immer da auch drin sein mag!
Erfolgreiche Trades wünscht
Ihr
Sebastian Jonkisch
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Dipl.-Volkswirt, Full-Stack Engineer, Hobbytischler