Wie Sie wissen, äußern wir uns in diesem Format selten bis gar nicht politisch. Salopp formuliert also nur dann, wenn es gar nicht anders geht. Was uns beinahe zwangsläufig zum heutigen Einstieg bringt, denn – ebenfalls salopp formuliert – wie zum Teufel soll der Leitzinsentscheid der Fed kommentiert werden, ohne bitte politisch zu werden? Denn zum einen war der Beschluss der US-Notenbank, den Zinssatz erstmals (!) seit der Finanzkrise abzusenken, einer der beiden Market Mover dieser Woche. Und gleichzeitig bzw. zum anderen auch DAS Politikum, schließlich wächst sich der Zwist zwischen Fed-Chairman Powell und dem US-Präsidenten gerade zum Grabenkampf aus. Das andere kursbestimmende Thema war der nächste Zollhammer, den Donald Trump am Donnerstag auspackte, und der die Märkte auf dem völlig falschen Fuß erwischte. Dabei hatten die in dieser Woche ohnehin schon alle Hände voll zu tun:

Beispiel Dow Jones am Mittwoch, denn noch während Jerome „Jay“ Powell die Quadratur des Kreises bzw. die gerade erfolgte Zinssenkung erklärte, brachen die US-Blue Chips stumpf nach unten weg. Minus 478 Punkte, das sind dann selbst für den dienstältesten Leitindex der Welt keine Peanuts. Immerhin, schon am nächsten Tag finden sich die Kurse (erst einmal) wieder, und das galt zunächst auch für den DAX; der hatte seinen „schwarzen Tag“ am Dienstag, als es über 2% nach unten ging. Damit rutschten die Notierungen noch einmal unter die 12.200er-Marke bzw. unter das Juni-Zwischentief bei 12.189 Zählern und stellten so auch gleich die Dezember-Aufwärtstrendgerade auf den Prüfstand. Wer jetzt dachte, das sei es gewesen, der irrt: Nach dem Motto „schlimmer geht immer“ erfolgte der eigentliche Knock-out jedoch am Donnerstagabend. Neue Strafzölle auf chinesische Produkte im Wert von 300 Milliarden US-Dollar, so der jüngste Rundumschlag des US-Präsidenten. Damit waren alle Versuche einer Stabilisierung oder gar Erholung dahin. Ganz im Gegenteil:

Neutralität ist (k)eine Tugend

Aktuell notiert der deutsche Leitindex gerade klar unterhalb der 12.000er-Barriere, macht einen Kursverlust von gut 300 Punkten, quasi über Nacht und damit neue Kurslücke zwischen 12.129 sowie 12.034 inklusive! Sollte die runde Tausendermarke nun auch per Tagesschluss verloren gehen, müsste tatsächlich noch einmal mit einem Rutsch an die nächsten Haltestellen bei 11.869/11.844 und 11.640/11.621 gerechnet werden, wobei es sich bei den beiden letztgenannten Chartmarken um den GD200 sowie das Juni-Korrekturtief handelt! Knapp darunter verläuft die nächste Volumenspitze, womit sich im Bereich von 11.600 Zählern eine dreifach-Unterstützung ausgebildet hat. In der Gegenrichtung, sprich nach oben, ist der Weg zu frischen Long-Impulsen jetzt deutlich länger geworden. Schließlich müsste zunächst die – aus charttechnischer Sicht – neutrale Zone zwischen 12.200 und 12.600 Punkten überwunden werden, in deren Zentrum die markante Volumenspitze rund um 12.350/12.370 Zähler verläuft. Ab hier können wir den Wortlaut aus der vergangenen Ausgabe des Market Mover zitieren: „Erst wenn es gelingt, diesen hartnäckigen Bremsbereich nachhaltig zu überbieten – wofür letztlich ein Sprung über das amtierende Jahreshoch bei 12.656 Punkten erforderlich wäre – wird die magnetische Wirkung dieses Volumenbollwerks nachlassen. Dafür hätten die Notierungen im Anschluss allerdings auch Platz bis an das alte 2018er-Julihoch bei 12.887 Punkten.“ Dem ist (leider) nichts hinzuzufügen, denn solange der DAX in dieser neutralen Range verharrt, drehen sich nicht nur die deutschen Blue Chips im Kreis!