(Prime Quants) – Denjenigen unter Ihnen, die den Markt Mover mit einer gewissen Regelmäßigkeit lesen, ist dabei vermutlich nicht entgangen, dass ich neben allerlei anderen Interessen auch eine ausgeprägte cineastische Neigung aufweise. Wen wundert‘s also, dass ich am sehr frühen Montagmorgen unserer Zeit in allerbester Feierlaune die Übertragung der mittlerweile 87. Verleihung der Academy Awards live aus dem Dolby Theatre in Los Angeles im TV verfolgte. Erfreulicherweise deckte sich die Einschätzung der Jury in diesem Jahr mit meiner eigenen, und so holte mein persönlicher Favorit, die Satire „Birdman“ mit Michael Keaton und Edward Norton, auch folgerichtig die wichtigste Trophäe, den Oscar für den besten Film nämlich. Die Traumfabrik Hollywood feierte damit eine wirklich gelungene, rabenschwarze Komödie und vor allem sich selbst. Schauspielerische Glanzleistungen konnten in der abgelaufenen Handelswoche aber nicht nur in L.A. bewundert werden, auch anderswo gab es filmreife Szenen – Vorhang also auf für die Stars und Sternchen vom Parkett:

Bad Man Returns

Ganz heißer Anwärter auf den Preis für den besten Hauptdarsteller ist auf jeden Fall der griechische Außenminister Varoufakis in seiner Rolle als „Bad Man“. Kaum konnte der mancherorts befürchtete Grexit nun doch erfolgreich um ein paar Wochen verschoben werden, spuckte der Antiheld aus Athen in den vergangenen Tagen auch schon wieder richtig große Töne und verkündete unter anderem höchst theatralisch das Aus für die Troika. Jede Wette, dass Finanzminister Schäubles Blutdruck darob ordentlich in die Höhe schoss. Die Märkte taten es jedenfalls, aber die kannten in dieser Woche ohnehin nur den Weg nach oben. Das lag auch an der darstellerischen Leistung der Fed-Chefin Janet Yellen, die ihre Zuschauer in der weiblichen Hauptrolle des Täubchens bezauberte. „Zinserhöhungen? Ach woher, ein andermal vielleicht, doch heute sicher nicht, noch sind wir geduldig!“, gurrte die 69-jährige Notenbank-Aktrice mit treuherzigem Augenaufschlag und erweckte dadurch doch tatsächlich den Anschein, als seien den Falken im Gremien endgültig die Flügel gestutzt worden. Das Publikum war jedenfalls von dieser bühnenreifen Darbietung hingerissen – die Märkte zogen auf breiter Front nach oben. Neue Allzeithochs im Dow Jones und S&P 500, DAX, MDAX… die Liste der Rekordhalter wird immer länger. Allein im deutschen Leitindex wurden seit Montag täglich (!!!) neue Höchstmarken erzielt, ob nun auf Intraday- oder Schlusskursbasis. Und jetzt?

Showtime

Jetzt, meine sehr verehrten Damen und Herren, jetzt ist Showtime! Der DAX notiert mittlerweile 21,5 Prozent über dem bisherigen Jahrestief vom 6. Januar und verbucht für die ersten beiden Monate des Jahres 2015 einen Gewinn von 16,3 Prozent. Und das alles ohne eine nennenswerte Korrektur, seit EZB-Chef Draghi (dem wir an dieser Stelle den Oscar für die beste Regie verleihen) in einer dramaturgisch perfekten Inszenierung seine geplanten Anleihekäufe ankündigte. Dabei waren es bekanntlich vor allem ausländische Investoren, die diesem Lockruf des Geldes an die europäischen Börsen gefolgt sind. Und selbst denen wurde zuletzt offensichtlich ein wenig mulmig angesichts der schwindelnden Höhe, in die sie die Märkte getrieben haben: Das Volumen trocknet aus, zudem ist völlig offen, wie die Börsen reagieren, wenn die EZB tatsächlich mit den Großeinkäufen startet. Was, wenn bislang eben doch nur die Illusion, die Theorie gehandelt wurde, und die Praxis aber hinter den hochgeschraubten Erwartungen zurück bleibt? Der März dürfte also hochgradig spannend werden und vielleicht sogar die Weichen für den weiteren Jahresverlauf von DAX und Co stellen!

Erfolgreiche Trades wünscht

Ihr
Sebastian Jonkisch

{loadposition mainbody_author_sj}
{loadposition inbeitrag_mm_bestellseite}