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Sebastian Affeld

Sebastian Affeld

Ist die Party schon vorbei?

Was war das für eine rauschende Börsenparty, die in den ersten zweieinhalb Wochen (und insbesondere auf dem heimischen Parkett) gefeiert wurde! Die Notierungen stiegen und stiegen, jagten von einem neuen (Jahres-)Hoch zum nächsten und ließen den staunenden Betrachter (wahlweise Betrachterin) schon vom bloßen Zusehen schwindlig werden. Nach zwölf absolvierten Sitzungen im neuen Jahr hatte der DAX beispielsweise zehn (in Zahlen: 10!) davon im Gewinn beendet und dabei zwischenzeitlich sagenhafte 9% zugelegt. Vermutlich wird man sich noch in Jahren von dieser grandiosen Feier erzählen, allerdings wurde die Sause am Donnerstag (in den USA bereits ab Mittwoch) erst einmal unterbrochen. Denn:

Alle Augen auf…

Jetzt aber mal bitte alle Augen auf den DAX! Believe it or not, aber der deutsche Leitindex hat, allen Deindustrialisierungsängsten und Rezessionssorgen zum Trotz, den bislang besten Jahresauftakt seiner bisherigen Geschichte aufs Parkett gelegt. Bis zum Schlusskurs am gestrigen Donnerstag haben die heimischen Blue Chips stolze 8,2% aufgesattelt, das gab es so (= in dieser Höhe und in diesem Zeitraum) noch nie. Interessanterweise – und das macht das Besondere noch ein bisschen besonderer – lässt der DAX damit die üblichen Verdächtigen für eine Jahresanfangsrallye klar hinter sich. Die US-Märkte haben seit dem Jahreswechsel zwar ebenfalls zugelegt, können der Outperformance des deutschen Aktienbarometers aber nichts entgegensetzen. Konkret:

Immer wieder gerne

Ein neues (Börsen-)Jahr hat begonnen, und damit darf ich Ihnen zuallererst einen guten Start in ein gesundes, erfolgreiches 2023 wünschen. Das mache ich immer wieder gerne, nicht zuletzt, weil „jedem Anfang ein Zauber innewohnt“, wie Hermann Hesse in seinem Gedicht „Stufen“ treffend philosophierte. Dieses Motto machte sich in dieser ersten Woche des Jahres auch der DAX zu eigen, denn die Blue Chips zauberten – zumindest bis einschließlich Mittwoch – eine fabelhafte Performance aufs frisch gewienerte Parkett. Nach drei Gewinntagen hintereinander hatte der deutsche Leitindex 4,1% aufgesattelt und war in der Spitze bis an die 14.500er-Marke vorgestoßen. Wobei das aktuelle 2023er-Top bei 14.502 strenggenommen erst am Donnerstag markiert wurde. Das bedeutet:

Der Blick zurück

Der Jahreswechsel steht nahezu unmittelbar bevor, und damit wird es allerhöchste Zeit für den beinahe obligatorischen Rückblick. Der geht allerdings (und in ganz eigener Sache) erst einmal nur bis in die vergangene Woche, wo mich heimtückische Influenza-Viren aufs Krankenlager zwangen und die Weihnachtsausgabe des Market Mover als Folge davon ersatzlos gestrichen wurde. Aus charttechnischer Sicht haben Sie damit übrigens so gut wie nichts verpasst, denn der DAX ist seit seinem Kursrutsch Mitte Dezember überwiegend seitwärts gelaufen, aber dazu kommen wir gleich. Zunächst werfen wir den versprochenen (Rück-)Blick auf das Gesamtjahr, und das fällt nicht nur beim deutschen Leitindex tiefrot aus. Im Detail:

In der Inflazession

Die Gesellschaft für deutsche Sprache hat entschieden: das zusammengesetzte Nomen „Zeitenwende“ ist das Wort des Jahres 2022. Auf den Plätzen folgen „Krieg um Frieden“ (was wiederum strenggenommen mehr als ein Wort ist) und „Gaspreisbremse“, immerhin ein dreifaches Kompositum, alle Achtung. Mein persönlicher Favorit wäre allerdings die „Inflazession“ gewesen, ein wunderbarer Kunstbegriff, der mit beziehungsweise in einem Wort beschreibt, was die Märkte in diesem Jahr angetrieben hat. Der Mix aus Inflationsängsten und Rezessionssorgen hat die Aktienkurse rund um den Globus zeitweilig mächtig unter Druck gesetzt, bevor eine Erholungsrallye im Oktober/November für etwas Entspannung sorgen konnte. So weit, so bekannt, aber was bedeutet das jetzt aus charttechnischer Sicht?

Auf der Zielgerade(n)

Wir schreiben den 9. Dezember, damit befinden wir uns fast schon auf der Zielgerade(n) eines in vielerlei Hinsicht denkwürdigen Jahres. Ziehen wir schnell einmal die vor der Tür stehenden Feiertage ab – auch wenn Weihnachten und Neujahr diesmal eher arbeitnehmerungünstig fallen –, so kommen wir auf nur noch 15 Börsentage, dann ist 2022 Geschichte. Und wird wohl, zumindest sieht alles danach aus, als Verlustjahr in dieselbe eingehen. Stand heute (= der späte Donnerstagabend) liegt beispielsweise der DAX immer noch 10,2% hinten, bester Wert unter den Top 40 ist Deutsche Telekom mit einem aktuellen Plus von 18,8%, es folgen RWE (+18,2%) und Deutsche Börse (+17,4%). Am schwächsten performen dagegen Vonovia (-49,3%) und die beiden Sportartikelhersteller Puma (-52,8%) sowie adidas (-53,6%). Ganz anderes Bild dagegen im Dow Jones:

Sand im Getriebe

Auch fast zwei Wochen nach dem WM-Eröffnungsspiel im al-Bayt Stadium in al-Chaur im Norden Katars, dem Ort übrigens, an dem gestern Abend alle Ambitionen der deutschen Nationalelf sprichwörtlich in den Sand gesetzt wurden, bin ich kein Fan dieser Veranstaltung. Fußballweltmeisterschaft im Winter, das ist schon ein wenig so wie Hahnenkammrennen im Juli oder Christkindlmarkt im August. Der Mensch ist, was das angeht, dann offenbar doch eher ein Gewohnheitstier, und diese vielstrapazierte Metapher lässt sich in dieser Woche leicht abgeändert auch auf die Märkte anwenden. Die schalteten zum Wochenstart nämlich erst einmal in den Konsolidierungsmodus, bevor Fed-Chef Jerome Powell in einer Rede am Mittwochabend (unserer Zeit) für einen echten Rallyeschub sorgte:

Feierstimmung

Während ich diese Zeilen schreibe (es ist später Donnerstagnachmittag), werden auf der anderen Seite des Atlantiks rund 46 Millionen Truthähne in vermutlich annähernd ebenso viele Bratröhren beziehungsweise Backöfen geschoben. Denn an diesem Wochenende (konkret: ab Donnerstag) wird in den USA Thanksgiving gefeiert, das wichtigste Familienfest neben dem auch hierzulande recht beliebten und bekannten Weihnachten. Und weil das in Übersee so eine große Sache ist, bleiben die Börsen an besagtem Donnerstag gleich ganz geschlossen und öffnen am Freitag nur für wenige Stunden, um den berühmten verkürzten Handel stattfinden zu lassen. Für die deutschen Indizes bedeutet das vor allem eines:

Zeit für etwas Neues

Willkommen am Ende einer an Schlagzeilen wahrlich nicht armen Woche. Da waren beispielsweise der G20-Gipfel auf Bali, der mit dem Beinahe-Bündnisfall infolge eines mutmaßlichen Querschlägers an der polnisch-ukrainischen Grenze und der „Ankündigung eines Mannes aus Florida“ zusammenfiel. Oder, und das ist naturbedingt meine Lieblingsmeldung, schließlich geht es um meine Heimatstadt, das Urteil des Berliner Verwaltungsgerichtshof um die Wahl-Posse ebenda vom September 2021. Das Wahldebakel war nach Ansicht des Gerichts durch „schwere systemische Mängel“ gekennzeichnet, die eine Wiederholung (oder Neuwahl, wie es richtigerweise heißen müsste) zur Wiederherstellung eines verfassungsgemäßen Zustands unumgänglich machen. Zeit für etwas Neues also, und das gilt auch für die Märkte:

Trendwende

Eine der bekanntesten Börsenweisheiten dürfte wohl die sein, dass politische Börsen kurze Beine haben. Wer sich diesen Spruch ausgedacht hat, ist mir dabei nicht bekannt, gesichert ist jedoch, was damit gemeint ist: Politische Verwerfungen beeinflussen die Märkte zwar, haben im Allgemeinen aber keinen dauerhaften (negativen) Einfluss auf das Kursgeschehen. Unter dieser Prämisse betrachtet, lässt sich der Ausrutscher an der Wall Street zur Wochenmitte als genau das verbuchen – als Ausrutscher in einer ansonsten intakten (Erholungs-)Rallye. Bei der die ersten Indizes an und/oder über die jeweilige 200-Tage-Linie steigen konnten beziehungsweise um selbige oszillieren. Womit der Terminus „Bärenmarkt-Rallye“ in Bälde abgelöst werden könnte, beispielsweise von dem Klassiker zu dieser Jahreszeit:

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