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Sebastian Affeld

Sebastian Affeld

In der Falle

Erwischt! Nachdem ich feststellen musste, dass etwas/jemand ein Loch von der Größe eines 5-Mark-Stücks (na, wer erinnert sich noch daran?) in den Vogelfutter-Sack gefressen hat, habe ich mich mittels einer extra dafür angeschafften (Lebend-)Falle auf die Lauer gelegt und siehe da: gleich am ersten Abend ging mir – sehr zur Freude meiner Nachkommenschaft – eine putzige Maus in die besagte Falle. Selbstverständlich wurde der kleine Nager unter großem Tamtam unverzüglich (und in ausreichender Entfernung zu unserem Grundstück) in die Freiheit entlassen. So weit ist es mit der EZB allerdings noch lange nicht. Die sitzt zwar auch in der Falle, ein Ausweg scheint aber derzeit nahezu ausweglos. Denn „dank“ der expansiven Geldpolitik, mit der die Zentralbank seit fast eineinhalb Jahrzehnten die Märkte stützt, bleibt der Werkzeugkasten der Währungshüter beim aktuellen „Inflationsproblem“ so gut wie leer. Denn die von manchen geforderte Leitzinserhöhung – in „normalen“ Zeiten ein gängiges Mittel, um davongaloppierende Preise (sofern es sich um anhaltende und nicht etwa vorübergehende Inflationseffekte handelt) wieder einzufangen, ist angesichts der Haushaltsverschuldungen einiger EU-Mitgliedstaaten gerade weniger bis gar nicht populär. Und nu?

Auftakt nach Maß

Ihnen allen ein gutes, gesundes neues Jahr, in dessen ersten Handelstagen schon ein echtes Kursfeuerwerk abgebrannt wurde. Dazu kommen wir gleich, zunächst wollen wir aber noch einen letzten Blick zurück werfen. Schließlich war 2021 erneut kein gewöhnliches (Börsen-)Jahr. Die Corona-Pandemie mit all ihren Aus- und Nebenwirkungen machte sich – mal direkt, mal indirekt – über die gesamten zwölf Monate auf dem Parkett beziehungsweise in der Wirtschaft bemerkbar. Und zwar vorrangig mit steigenden Notierungen; neben den Aktienmärkten (DAX: +16%, Dow Jones +20%) haussierten auch die Energie- sowie die Rohstoffpreise, während die (deutschen) Blue Chips mit fast 114 Milliarden Euro ein neues Rekord-Nettoergebnis erzielten. Aber auch die Inflation (Deutschland: +5,3% im Dezember, +3,1% fürs Gesamtjahr, jeweils im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum) und die Staatsverschuldung (Deutschland: 2,5 Billionen Euro) kletterten auf neue Tops. Der Begriff „spekulativ“ erhielt 2021 ebenfalls eine neue Bedeutung:

Ende gut, (fast) alles gut

Das war’s! Wir verabschieden uns aus dem (Börsen-)Jahr 2021 und wünschen Ihnen allen ein frohes Fest sowie einen guten Rutsch in ein gutes, erfolgreiches und gesundes neues Jahr. Möglich macht diesen vorzeitigen Abschied die Lage der Feiertage in diesem Jahr, schließlich werden wohl die wenigsten den Heiligen Abend mit der Lektüre unseres Newsletters verbringen. Für uns ist das die Gelegenheit, heute schon das Resümee eines – aus Börsensicht sehr erfolgreichen – Jahres zu ziehen, in dem an anderer Stelle nicht immer alles rund lief. Aus dem Ruder liefen beispielsweise die Zahlen bei den Corona-Neuinfektionen oder, um ein weiteres Beispiel zu nennen, die Inflationsraten; die zuletzt gemeldeten Werte (+5,2% in Deutschland, +4,9% in der Eurozone und +6,8% in den USA, jeweils bezogen auf den Vorjahresmonat) bereiten in erster Linie den Verbrauchern, in zweiter aber auch den Notenbanken zunehmend Kopfzerbrechen. Die US-amerikanische Fed reagierte bereits:

Ein zauberhafter Anfang

Jetzt ist es tatsächlich passiert, Merkel ist weg. Nach 16 Jahren im Kanzleramt räumte die promovierte Physikerin dasselbe und machte am Mittwoch Platz für den gewählten Nachfolger Olaf Scholz. Dabei blieb Merkel mit 5.860 Tagen im Amt lediglich neun Tage unter dem Rekordwert von Helmut Kohl (5.869 Tagen) aus dem Jahr 1998. Aus Sicht der Anleger waren die Merkel-Jahre dabei ein echter Gewinn: Als die CDU-Politikerin am 22. November 2005 als erste Frau in der Geschichte der Bundesrepublik als Regierungschefin vereidigt wurde, stand der DAX bei 5.175 Punkten. Die Kursbilanz der Kanzlerin fällt mit einem Plus von gut 10.000 Zählern also in jeden Fall positiv aus. Ob es für den Neuen und seine Ampelkoalition – auch das ein Novum in der deutschen Politik, noch nie wurde das Land von einem Dreierbündnis regiert – ähnlich geschmeidig läuft, wird die Zukunft zeigen. Der Start verlief zumindest schon mal ganz gut:

Tote Katzen springen nicht

Wer uns schon seit längerem, vielleicht sogar von Anfang an liest, der/die weiß, dass ich an dieser Stelle schon mindestens einmal über den Dead Cat Bounce geschrieben haben. Dead Cat what? Beim Dead Cat Bounce – manche schreiben den mit Bindestrichen zwischen den einzelnen Wörtern, was ich wiederum für übertrieben halte – kommt es zu einem kurzzeitigen Rebound nach einer scharfen Abwärtsbewegung, also einer Erholung, die zumeist aber nur eine kurze Gegenbewegung in einer anhaltenden Korrektur ist. Also in etwa das, was sich am Montag, vor allem aber am Mittwoch dieser Woche an den Märkten beobachten ließ. Nachdem der DAX nämlich, um gleich beim heimischen Leitindex zu bleiben, am Freitag erst mit einem ordentlichen Gap down unter die Räder gekommen und dann unter die 200-Tage-Linie gerutscht war, schien der Montag zunächst ganz im Zeichen der Erholung zu stehen. Doch schon einen Tag später drehten die deutschen Blue Chips wieder nach unten ab. Und:

Alle Jahre wieder

Ach ja, „Alle Jahre wieder“, das klingt so heimelig, so weihnachtlich. Und tatsächlich ist es wieder einmal so weit, der Advent macht seinem Namen alle Ehre (lat. Adventus = Ankunft) und steht direkt vor der Tür. Schön, jedenfalls unter normalen Umständen. „Stade Zeit“, so wird das im bayerischen Sprachraum genannt, wobei „stad“ so viel wie „still“ bedeutet. Still und besinnlich ist hier in diesem Jahr aber gar nichts, und damit meine ich übrigens nicht das Getöse, das meine Rasselbande daheim tagein, tagaus veranstaltet. Ich dachte hierbei eher an die verschiedenen Bühnen, auf denen derzeit allerlei geboten wird. Beispiel Pandemie – das Land surft halsbrecherisch auf der mittlerweile vierten Welle, als ob wir nicht bereits einen harten Coronawinter hinter uns gebracht hätten, und wie bei einem Déjà-vu überschlagen sich die Ereignisse. 3G, 2G, mal plus, mal minus, und am Ende doch wieder Lockdown, erst light, dann immer härter, weil die Zeit einfach davonläuft und das Virus mit immer neuen Varianten einfach den entscheidenden Schritt voraus ist. Neben der I-mpfpflicht wird allerdings auch weiterhin über die I-nflation gestritten:

Nur noch kurz die Welt retten

Zehn Jahre ist das schon wieder her, dass Tim Bendzko, Berliner wie ich, mit dem Song „Nur noch kurz die Welt retten“ den Durchbruch als Singer/Songwriter schaffte. 47 Wochen war das Lied damals in den deutschen Charts, was vermutlich auch am eingängigen Refrain gelegen haben dürfte. Ein Jahrzehnt später passt der Titel zwar immer noch, allerdings hat sich die Gesamtsituation in vielerlei Hinsicht verändert. Ein Virus hält die Welt in Atem und auch auf Trab; mit der vierten Welle erreicht Deutschland weiterhin Spitzenwerte bei den Infektionszahlen, Tendenz leider unvermindert steigend. Von der Eurokrise, die 2011 so richtig Fahrt aufnahm und im Sommer darauf mit Mario Draghis legendärer „Whatever it takes“-Rede auf der Global Investment Conference in London ihren Höhepunkt erreichte, spricht oder schreibt dagegen heute niemand mehr.

G-Scheitert?

So, jetzt ist es passiert. Der gewagte Plan Deutschlands, dem Coronavirus durch eine weitgehende Normalisierung des Alltags die Stirn zu bieten und dabei idealerweise auch gleich den Garaus zu machen, muss als gescheitert betrachtet werden. Unterstützt von der saisonalen Herbst-/Winterstärke und einer zu niedrigen Impfquote breitet sich SARS-CoV-2 wieder flächenbrandartig aus. Mit rund 50.000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden und einer Sieben-Tage-Inzidenz von mittlerweile 263,7 meldeten die Gesundheitsämter den fünften neuen Rekordwert in Folge ans Robert-Koch-Institut, kurz RKI. Die vierte Welle ist damit nicht nur die bislang heftigste, sondern auch die gefährlichste. Für das Gesundheitssystem, das in einigen Regionen kurz vor der Belastungsgrenze steht, für die Bevölkerung, die Wirtschaft, und letztendlich auch für die Politik. Da sind die einen nicht mehr und die anderen noch nicht zuständig, und wohin so ein Machtvakuum in so einer Krise führt, sehen wir dieser Tage. „Ein Versagen mit Ansage“ nennt es Jürgen Klöckner in seinem Kommentar im Handelsblatt. Die Zeit zu handeln drängt also, und der Faktor Zeit spielt auch bei unserem nächsten Thema eine nicht unwesentliche Rolle:

Locker war gestern

Jetzt mal ganz ernsthaft – wann haben Sie zum ersten Mal über Ihren CO2-Fußabdruck (und vielleicht sogar über dessen Minimierung) nachgedacht? Für manche scheint das Thema immer noch recht neu zu sein, wie sich gerade auf dem sogenannten Klimagipfel in Glasgow zeigt. Dass die unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen stattfindende Veranstaltung – immerhin die 26. ihrer Art – pandemiebedingt um ein Jahr verschoben werden musste, macht die Sache dabei nicht besser. Ganz im Gegenteil; Klimaschützer klagen, dass es bislang noch nicht so recht vorangehen mag, der unbedingte Wille zur Veränderung fehle. Wenigstens die Abholzung der Wälder könnte in Zukunft gestoppt werden: über 100 teilnehmende Nationen einigten sich verpflichtend auf das Ende des Raubbaus bis zum Jahr 2030. Das ist jedoch erst in gut acht Jahren, und wenn man weiß, dass in einer Minute eine Fläche von rund 27 Fußballfeldern gerodet wird, beschleicht einen die leise Furcht, der gewählte Zeitpunkt könnte vielleicht zu spät sein. Jerome Powell, seines Zeichens Vorsitzender der US-Notenbank, hatte dagegen ein etwas glücklicheres Händchen, was das Timing angeht:

Durchwachsene Aussichten

Es ist ja eine dieser Regeln, dass – zumeist in der Lebensmitte – der Grundsatz gilt: je mehr Kinder (unter fünf Jahre, um genau zu sein), desto weniger Schlaf. Insofern ist es wenig überraschend, dass mir zuletzt das eine oder das andere Auge gelegentlich (und vorzugsweise untertags) zufiel. Allerdings hatte das in dieser Woche auch Vorteile, denn so war ich in den späten Abendstunden überwiegend hellwach und konnte, quasi aus der ersten Reihe, die Quartalsberichte der ganz Großen miterleben. Denn da gewährten beispielsweise Facebook, Google-Mutter Alphabet, Microsoft, Apple und Amazon einen Blick in die jeweiligen Bücher – mit höchst unterschiedlichen Ergebnissen beziehungsweise Auswirkungen auf die dazugehörenden Aktien. Beispiel Facebook: Für den Social Media-Giganten und dessen Mastermind Mark Zuckerberg, der zuletzt auch abseits des Parketts unter Druck geriet (hier ein Kommentar dazu aus dem Handelsblatt) und zunehmend gegen einem Imageproblem entgegentreten musste, standen zwar eine Umsatzsteigerung von 33% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und Gewinne in einer Größenordnung von rund 9,2 Milliarden US-Dollar zu Buche. Für die Aktie ging es dennoch abwärts:

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