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Sebastian Affeld

Sebastian Affeld

Locker war gestern

Jetzt mal ganz ernsthaft – wann haben Sie zum ersten Mal über Ihren CO2-Fußabdruck (und vielleicht sogar über dessen Minimierung) nachgedacht? Für manche scheint das Thema immer noch recht neu zu sein, wie sich gerade auf dem sogenannten Klimagipfel in Glasgow zeigt. Dass die unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen stattfindende Veranstaltung – immerhin die 26. ihrer Art – pandemiebedingt um ein Jahr verschoben werden musste, macht die Sache dabei nicht besser. Ganz im Gegenteil; Klimaschützer klagen, dass es bislang noch nicht so recht vorangehen mag, der unbedingte Wille zur Veränderung fehle. Wenigstens die Abholzung der Wälder könnte in Zukunft gestoppt werden: über 100 teilnehmende Nationen einigten sich verpflichtend auf das Ende des Raubbaus bis zum Jahr 2030. Das ist jedoch erst in gut acht Jahren, und wenn man weiß, dass in einer Minute eine Fläche von rund 27 Fußballfeldern gerodet wird, beschleicht einen die leise Furcht, der gewählte Zeitpunkt könnte vielleicht zu spät sein. Jerome Powell, seines Zeichens Vorsitzender der US-Notenbank, hatte dagegen ein etwas glücklicheres Händchen, was das Timing angeht:

Durchwachsene Aussichten

Es ist ja eine dieser Regeln, dass – zumeist in der Lebensmitte – der Grundsatz gilt: je mehr Kinder (unter fünf Jahre, um genau zu sein), desto weniger Schlaf. Insofern ist es wenig überraschend, dass mir zuletzt das eine oder das andere Auge gelegentlich (und vorzugsweise untertags) zufiel. Allerdings hatte das in dieser Woche auch Vorteile, denn so war ich in den späten Abendstunden überwiegend hellwach und konnte, quasi aus der ersten Reihe, die Quartalsberichte der ganz Großen miterleben. Denn da gewährten beispielsweise Facebook, Google-Mutter Alphabet, Microsoft, Apple und Amazon einen Blick in die jeweiligen Bücher – mit höchst unterschiedlichen Ergebnissen beziehungsweise Auswirkungen auf die dazugehörenden Aktien. Beispiel Facebook: Für den Social Media-Giganten und dessen Mastermind Mark Zuckerberg, der zuletzt auch abseits des Parketts unter Druck geriet (hier ein Kommentar dazu aus dem Handelsblatt) und zunehmend gegen einem Imageproblem entgegentreten musste, standen zwar eine Umsatzsteigerung von 33% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und Gewinne in einer Größenordnung von rund 9,2 Milliarden US-Dollar zu Buche. Für die Aktie ging es dennoch abwärts:

Hut ab!

Falls Sie am Mittwoch verhindert waren und das SG Active Trading-Webinar mit meinen hoch geschätzten Kollegen Birgit Klein und Sebastian Hoffmann verpasst haben (den Link zur Aufzeichnung finden Sie hier), dann wird mir die Ehre zuteil, Ihnen heute den Market Mover dieser Woche zu präsentieren. Dabei handelt es sich einmal mehr um den Elektroautobauer Tesla, der sich allmählich echten Legendenstatus erwirbt. Der Börsenüberflieger 2020 – damals ging es für die Aktie über 700% nach oben – setzt auch in der laufenden Saison Maßstäbe. So wurden im Monat September beispielsweise in Deutschland mehr Tesla Model 3 neu zugelassen als Audi A3, BMW 3er und Mercedes C-Klasse zusammen, wie das Handelsblatt berichtete. Auch Lieferkettenprobleme oder Chipmangel perlten an Tesla ab wie Wassertropfen an meiner neuen Regenjacke. Für das dritte Quartal vermeldete Musks E-Autoschmiede neue Rekorde beim Umsatz (+57% auf 13,8 Milliarden US-Dollar) und, weil’s so schön ist, auch gleich beim Gewinn:

Die Spannung steigt

Bevor Sie im Archiv nachschauen und sich anschließend zu Recht beschweren – ja, diese Überschrift hatten wir im Laufe der vergangenen zehn Jahre schon einmal. Mindestens. Aber, und deshalb greife ich heute in die gute alte Überschriften-Mottenkiste, die Spannung steigt tatsächlich. Ist halt so. Und zwar politisch, wirtschaftlich sowie, so viel darf ich an dieser Stelle verraten, auch privat. Im letztgenannten Bereich warten wir auf die Geburt unseres dritten Kindes, das just an meinem runden Geburtstag in der kommenden Woche das Licht der Welt erblicken soll. Auf der politischen Bühne entscheidet sich voraussichtlich am heutigen Freitag, ob den Sondierungen der vergangenen Wochen in den kommenden Tagen ernsthafte Koalitionsverhandlungen folgen. Was eine künftige Ampelregierung aus SPD, FDP und Grünen etwas wahrscheinlicher werden ließe. Bleibt der dritte Schauplatz, womit wir zu den Märkten kommen. Hier (oder besser dort) sind es gleich mehrere Faktoren, die die Anleger in Atem halten. Zum Beispiel:

Down und vorübergehend auch out

„hello literally everyone“ zwitscherte Twitter am frühen Montagabend unserer Zeit in die Welt. Das Besondere daran war das Wörtchen „literally“, also buchstäblich, ins Deutsche übersetzt. Denn die Konkurrenz war zu diesem Zeitpunkt down. Aus die Maus. Nichts ging mehr, bei Facebook, Instagram und WhatsApp. 3,5 Milliarden User*innen waren gut sechs Stunden offline, etwa 25 Milliarden WhatsApp-Nachrichten konnten nicht versendet werden, 125 Millionen Posts blieben bei Instagram stecken und gut 53 Millionen Beiträge verliefen bei Facebook im virtuellen Sande. Grund für den bislang größten Ausfall aller Zeiten war wohl ein Fehler in einer Konfigurationsänderung. Der wog gleich so schwer, dass einem Bericht der New York Times zufolge gleich ein ganzes Team im Rechenzentrum in Santa Barbara anrücken musste, um einen manuellen Reset vorzunehmen. In der Zwischenzeit rauschte die Aktie des Unternehmens in den Keller, rund 40 Milliarden US-Dollar Börsenwert lösten sich in Luft auf. Allein für Facebook-Gründer und Mastermind Mark Zuckerberg stand ein Minus von 6 Milliarden US-Dollar zu Buche. Das dürfte der Multimilliardär angesichts des verbleibenden Vermögens von etwa 122 Milliarden US-Dollar zwar verschmerzen, der Imageverlust könnte Zuckerberg hingegen durchaus noch eine Weile beschäftigen. Und:

Ja da schau her!

Am Dienstag startete die mittlerweile 21. Staffel der ZDF-Vorabendserie „Rosenheim Cops“ mit insgesamt 26 neuen Folgen. Bei den zahlreichen Fans genießt die Krimireihe längst Kultstatus, und im kommenden Jahr feiert das Team um die beiden (aktuellen) Kommissare Stadler und Hansen, Polizeihauptmeister Michi Mohr und die gute Seele Frau Stockl, den 20. Geburtstag und die 500. Folge. Frau Stockl, gespielt von Marisa Burger, eröffnet die Handlung zumeist mit dem legendären „Herr (Name des diensthabenden Kommissars), es gabat a Leich!“, was übersetzt so viel wie „es gibt eine(n) Tote(n)“ bedeutet. Mindestens genauso legendär war der 2020 verstorbene Joseph Hannesschläger in seiner Rolle als Kommissar Korbinian Hofer, der bei seinen Ermittlungen gerne ein vielsagendes „Ja da schau her!“ einfließen ließ. Und ein ebensolches entfuhr mir bei Bekanntgabe der Wahlergebnisse am späten Sonntagabend. Knapper geht ja wohl nicht, vor allem im Bund, aber auch in meiner Heimatstadt Berlin.

Bloß kein „Weiter so“!

wer jetzt, angesichts der plakativen Überschrift, ein flammendes Plädoyer für einen baldigen Regierungswechsel erwartet, den/die muss ich leider sogleich enttäuschen. Ich habe meine (Brief-)Wahl schon längst getroffen und kann das mutmaßliche Spektakel übermorgen in aller Ruhe und Gelassenheit am Bildschirm verfolgen. Mein provokantes „Weiter so“ bezog sich auch eher auf die Notenbanken. Vor zwei Tagen tagte die Fed und tat sich wieder einmal ausgesprochen schwer, einen Lösungsansatz für die nötige Korrektur der expansiven Geldpolitik zu entwickeln. Immerhin zeigten sich die Währungshüter dann doch mehr als Falke statt als Taube, denn die Reduzierung der milliardenschweren Anleihekäufe wurde zumindest angekündigt bzw. angedeutet und könnte (wenn es im Großen und Ganzen bei der aktuellen Situation bleibt, wie Fed-Chef Powell so schön sagte) schon auf der nächsten Sitzung eingeleitet werden. Und auch den ersten Zinsschritt erwarten die Notenbanker nun bereits im kommenden Jahr. Zunächst fließt die Flut des billigen Geldes aber unvermindert weiter – völlig verrückt und gegen jede Lehrmeinung. „Aber es deutet vieles darauf hin, dass das Verrückte einstweilen als normal angesehen werden muss.“, wie es Tobias Straumann schon im Februar in einem Kommentar in der NZZ formulierte. Die Märkte jedenfalls haben sich längst an das neue Normal gewöhnt:

Ein Hauch Geschichte

Hand aufs Herz – wer von Ihnen hatte vor, sagen wir einmal Montag, Dienstag dieser Woche schon von Evergrande gehört und dabei nicht an den neuen Film von, nun, vielleicht Clint Eastwood oder Robert Redford gedacht? Das dürfte sich in den zurückliegenden Tagen gründlich geändert haben, denn der mögliche Kollaps des chinesischen Immobilien-/Multikonzerns ging zuletzt viral. Beziehungsweise durch die Presse, ist ja nicht immer dasselbe. Jedenfalls schlug das – immerhin zweitgrößte Immobilienunternehmen aus dem Reich der Mitte – zur Wochenmitte ziemlich hohe Wellen, nachdem staatliche Stellen vor Zahlungsausfällen des Immoriesen warnten. Einem Bericht des Spiegel zufolge (und unter Berufung auf die Nachrichtenagentur Bloomberg, die sich wiederum ihrerseits auf einen Insider beruft) könnte Evergrande schon am 20. September das Geld ausgehen; dann nämlich werden die nächsten Zinsen für diverse laufende Kredite fällig. Insgesamt, so wird kolportiert, sitzt der Konzern auf einem Schuldenberg in Höhe von über 300 Milliarden US-Dollar. Zur Erinnerung:

Die heiße Phase

Es ist ganz offensichtlich – der Bundestagswahlkampf 2021 ist mittlerweile in die heiße Phase eingetreten. Das liegt zum einen natürlich daran, dass wir heute den 10. September schreiben und damit noch genau 16 Tage bis zum Urnengang bleiben. Zum anderen, und dieses Merkmal ist selten vom Kalender oder Zeitplan, sondern vielmehr von den Umfragen abhängig, wird der Ton (der in dieser Saison ohnehin kein allzu guter war, was den Umgang mit und unter den Kandidierenden anging) noch lauter, noch schriller, noch durchdringender. Beinahe so, als ob womöglich (Achtung, Ironie!) die Zukunft unseres Landes von dieser Wahl (übrigens die zum 20. Deutschen Bundestag) abhängen würde. Wen wundert’s da, dass ein Hauch von Anspannung nun auch die heimischen Aktienmärkte erreicht hat. Das fröhliche Laissez-faire, das noch in den Sommermonaten auf dem Parkett vorherrschte, ist zuletzt einer gewissen Nervosität gewichen. Die Folge:

Spekulationsobjekt

Es darf wieder spekuliert werden! Pünktlich zum Start in den September beherrschte der Umbau des DAX die Schlagzeilen. Naja, zumindest jene, die sich überwiegend und/oder vorrangig mit Börse beschäftigen. Dabei ist die spannende, alles beherrschende Frage (nette Parallele übrigens zum derzeit laufenden Bundestagswahlkampf) vor allem eine: wer macht das Rennen? Anders als beim Kampf ums Kanzleramt, wo bekanntlich nur ein Platz besetzt wird, geht es bei der Neubesetzung des Deutschen Aktienindex, wie der DAX mit vollem Namen heißt, gleich um zehn freie Sitze. Entsprechend groß ist die Auswahl, wobei ein Kriterium schon von vornherein klar ist. Schließlich kommen alle Anwärter aus dem MDAX – der damit, so einfach kann Mathematik manchmal sein, von jetzt 60 auf erneut 50 Werte zurückgeführt wird. Plus zehn hier, minus zehn da, sozusagen. Für manche wird der Mid Cap Index dadurch zwar seiner besten Pferde beraubt, darin könnte aber vielleicht auch eine Chance für kleinere Unternehmen liegen, alsbald ebenfalls groß aufzutrumpfen. So wie die Kandidaten, über deren Aufstieg noch bis heute Abend spekuliert werden darf. Als da wären:

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