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Sebastian Affeld

Sebastian Affeld

Bonjour Tristesse

Mit der heutigen Überschrift zolle ich einem der bekannteren Werke französischsprachiger Belletristik (dieser Begriff stammt übrigens vom französischen „Belles Letteres“, also der „schönen Literatur“) aus dem 20. Jahrhundert Tribut: Der Debütroman der damals 18-jährigen Francoise Sagan wurde 1954 nicht nur zum preisgekrönten Bestseller, sondern verursachte ob seiner – für damalige Verhältnisse ungewohnt freizügigen – Sprache auch einen mittelschweren Skandal. „Bonjour tristesse“ ebnete seiner Verfasserin jedenfalls den Weg für eine steile Karriere in ihrem Heimatland – und lässt sich darüber hinaus heute geradezu perfekt als titelgebende Metapher für das Börsengeschehen in dieser Handelswoche (der letzten im September) verwenden. Denn:

Der Herbst kommt

auch wenn es einige noch nicht so richtig wahrhaben wollen (Grüße an die geschätzte Kollegin gehen hiermit raus), aber der Sommer ist vorbei! Naja, zugebenermaßen so gut wie, denn der Blick auf den Kalender zeigt, dass das Äquinoktium (= die Tagundnachtgleiche, gelegentlich auch Tag-und-Nacht-Gleiche und damit der Zeitpunkt, an dem die Sonne den Äquator überquert) in diesem Jahr auf den 23. September fällt, kurz vor neun Uhr morgens und damit quasi zur besten Frühstückszeit – jedenfalls an einem Samstag. Dabei will ich das Thema gar nicht vertiefen – zumal wir das an dieser Stelle auch schon einmal ausführlich erläutert hatten – sondern eigentlich auf etwas ganz anderes hinaus:

Jahrestag

Am heutigen Freitag, dem 15. September jährt zum 15. Mal der Zusammenbruch von Lehman Brothers. Der Kollaps der Investmentbank hat die (Finanz-)Welt damals in schwerste Turbulenzen gestürzt, deren Folgen bis heute nachhallen. Ob die Märkte daraus gelernt haben, wird sich allerdings erst in der nächsten Krise zeigen. Zunächst einmal herrschte jedenfalls Feierstimmung auf dem Parkett, denn in New York fand am Donnerstagabend der (bislang) größte Börsengang im laufenden Jahr statt. Der IPO des britischen Chip-Designers/Entwicklers Arm sprengte alle Erwartungen – vom Ausgabepreis bei 51 US-Dollar über die Erstnotiz bei 56,10 folgte schließlich ein Endstand bei 63,59 US-Dollar, macht ein Kursplus von knapp 25% an einem einzigen Tag.

König Auto hält Hof

heute falle ich quasi direkt mit der (Auto-)Tür ins Haus, denn der Höhepunkt dieser (Handels-)Woche erstreckt sich über gleich mehrere Tage und findet derzeit in München statt. Die Rede ist natürlich von der Internationalen Automobilausstellung, kurz IAA, die – nach Jahrzehnten in Frankfurt – seit 2019 in der bayerischen Landeshauptstadt abgehalten wird. Von Dienstag bis Sonntag hat das geneigte (Fach-)Publikum Gelegenheit, die neuesten Karossen und Trends in Sachen Automobilität zu bewundern. Besonders hell dürfte das Rampenlicht dabei auf die chinesischen Hersteller und deren Fahrzeuge scheinen, schicken die sich doch an, den deutschen (und europäischen) Markt mit ihren E-Modellen zu erobern. Die deutschen Autobauer geben sich zwar kämpferisch, zeigen aber schon jetzt Schwächen, wie das Beispiel Volkswagen zeigt:

Traditionell schwach

Manchmal – aber, um „die Ärzte“ zu zitieren, nur manchmal, fällt mir gar nicht mehr so viel ein, womit man (also in diesem Falle ich) das Kursgeschehen an den Aktienmärkten in der gerade ablaufenden Handelswoche beschreiben könnte. Sie merken schon – viel Satz für wenig Substanz, aber so ist das gelegentlich, wenn der August zu Ende und der September noch nicht richtig begonnen hat. Apropos August – der traditionell im Sinne von statistisch betrachtet schwache Börsenmonat endete für den DAX am gestrigen Donnerstag mit einem Minus von 3% (auf Monatssicht, versteht sich, der Handelstag per se brachte ein kleines Plus von 0,4% auf einen Endstand bei 15.947 Punkten). Das bedeutet:

Bestellt und geliefert

um es gleich vorwegzunehmen und die Spannung nicht künstlich hinauszuzögern – die mit maximaler Hochspannung erwarteten und am späten Mittwochabend nachbörslich vorgestellten Quartalszahlen von NVIDIA waren, anders lässt es sich nicht sagen, einfach überzeugend. Statt der erwarteten rund elf Milliarden US-Dollar betrug der Umsatz im zweiten Quartal dieses Jahres satte 13,5 Milliarden (+50% zum Vorjahresquartal), für das laufende dritte Quartal werden rund 16 Milliarden anvisiert, während die Schätzungen der Experten von gut 12,5 Milliarden US-Dollar ausgehen. Bestellt, geliefert, Allzeithoch – auf diesen Dreiklang lässt sich die Performance von NVIDIA rund um den Verkündungstag zusammenfassen. Der Kurssprung bei der Aktie (die Chartanalyse meines geschätzten Kollegen gibt es hier) sorgte auch an den Märkten erst einmal für Erleichterung, stand doch nicht viel weniger als die Nagelprobe des KI-Hypes auf dem Prüfstand:

Unter Druck

Die deutsche Wirtschaft gerät mehr und mehr unter Druck – was unter anderem daran liegt, dass das Einfuhrverhältnis auf dem europäischen Markt zu Ungunsten des ehemaligen Exportweltmeisters und zu Gunsten des Reichs der Mitte kippt. Wie das Handelsblatt aktuell aus einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft, kurz IW, berichtet (den Artikel „China setzt deutsche Wirtschaft in Europa unter Druck“ von Dana Heide finden Sie hier zum Nachlesen), wächst Chinas Anteil an den EU-Importen „anspruchsvoller Industriewaren“ zusehends, während die Nachfrage nach Produkten stetig sinkt. Keine guten Nachrichten also für den Industriestandort Deutschland – das im ersten Quartal 2023 in einer technischen Rezession steckte und im zweiten mit einer Nullnummer stagnierte. Aber:

Stürmisch und unbeständig

Wann haben wir an dieser Stelle eigentlich zuletzt über das Wetter gesprochen? Schon etwas länger her? Den Eindruck hatte ich auch gerade, weshalb ich blitzschnell reagiere und den heutigen Einstieg in das Market Mover Editorial von der meteorologischen Warte aus gestalten werde. So berichten die Kollegen beispielsweise, dass sich in Oberbayern – dank konsequenter Westströmung – zuletzt ein hartnäckiger „August-Winter“ festgesetzt hatte. Stürmisch, mit viel Regen in den tieferen Lagen und frischem Schnee auf manchem Alpengipfel. Wie gut also, dass die Wettermodelle für die kommenden Tage eine Besserung in Aussicht stellen. Und auch an den Märkten – damit zum eigentlichen Thema – könnte sich die Großwetterlage wieder umstellen:

Fitch und fertig

Hoppla, was war das denn?! Haben Sie das auch bemerkt? Eine Erschütterung der Macht, recht deutlich zu verspüren, in dieser Woche, auf dem Parkett und anderswo. Auslöser des, nun ja, „Börsenbebens“ war die Ratingagentur Fitch – übrigens die kleinste der „Großen Drei“, nach Standard & Poor’s (S&P) und Moody’s – die den USA das Top-Rating AAA (Triple A) entzog und daraus das zweitbeste AA+ machte. Dieser Schritt kam zwar nicht gänzlich unerwartet – schon im Mai, während in Washington der Streit um die Anhebung der Schuldenobergrenze tobte, hatte das Unternehmen eine entsprechende Herabstufung in Aussicht gestellt. Damit befindet sich Fitch in guter Gesellschaft:

Das große X

Aus Twitter wird jetzt X, sonst ändert sich nix – mit diesem Beinahe-schon-Kalauer wollen wir die heutige Ausgabe des Market Mover eröffnen. Denn die Umbenennung des Kurznachrichtendienstes in ein großes X war ein Thema, das in dieser Handelswoche auf und neben dem Parkett die Gemüter bewegte. Ob sich dieser Musk'sche Move aber nicht doch als großes Nichts entpuppt, muss noch abgewartet werden, die Reaktionen auf die Namensänderungen fielen bislang jedenfalls eher verhalten aus. Das ließe sich auch über die Aktienmärkte sagen, die auf die (erwartete) Zinserhöhung der US-Notenbank am Mittwochabend zunächst nahezu unverändert (S&P 500) bis etwas leichter (Nasdaq 100) reagierten. Und ansonsten ihre mittlerweile historische Sommer-Rallye – der Dow Jones absolvierte mit 13 Gewinnsitzungen in Folge gerade die längste Serie seit 1987 – zunächst fortsetzten.

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