Der Bär ist los

Oder doch nicht? Diese Woche stellen wir uns der Frage, ob der Bär jetzt das Parkett regiert.

Waren Sie schon mal in Berlin? Wenn Sie mich fragen, dann ist die Hauptstadt jederzeit und allemal eine Reise wert, nicht nur als obligatorische Klassenfahrt in der 10. Klasse. Und glauben Sie bloß nicht alles, was die Medien über die Hauptstadt so schreiben. Berlin ist eigentlich ganz okay, so im Großen und Ganzen, und wer sich zu einer Reise – oder gar einer Verlagerung des Lebensmittelpunkts – in die Metropole an der Spree entscheidet, findet meistens, was zuvor erwartet wurde. Das Tollste an Berlin ist aber, zumindest nach Meinung meiner Kinder, der Bär, den die Stadt im Wappen (und auf der Fahne) trägt. Der bringt uns thematisch dann auch zum eigentlichen Hauptteil dieses Editorials, nämlich zu den Märkten – und der Frage, ob besagter Bär in absehbarer Zeit aufs Parkett zurückkehren könnte:

Weniger ist mehr

Auch in dieser Woche berauschten sich die Märkte förmlich an sich selbst – ohne dabei freilich nennenswert vom Fleck zu kommen.

Der spätrömische Gelehrte Boëthius hat in seinem Werk „Trost der Philosophie“ einen Dialog festgehalten, der über die Jahrhunderte – besagtes Werk stammt aus dem 6. Jahrhundert – zu einem geflügelten Wort wurde. „Intellegis me esse philosophum?“ auf Deutsch: „Siehst du ein, dass ich ein Philosoph bin?“, fragt ein Möchtegern seinen Gesprächspartner. Der antwortet: „Intellexeram, si tacuisses.“, was übersetzt so viel heißt wie: „Ich hätte es erkannt, wenn du geschwiegen hättest.“ Heute wird daraus gerne die Reimform zitiert: „Hättest du geschwiegen, wärst du Philosoph geblieben.“ Ich hingegen bin zwar Volkswirt, schweige aber in letzter Zeit auch immer mal ganz gerne, wie ich schon vor zwei Wochen an dieser Stelle zugegeben habe. Zumindest dann, wenn ich nach meiner Meinung zu den aktuellen Kursverläufen an den Börsen gefragt werde. Denn:

Kurskapriolen an den Märkten

In der vergangenen Woche habe ich bekanntlich leise Zweifel angemeldet, was die Nachhaltigkeit der aktuellen Aufwärtsbewegung bei den Aktienmärkten betrifft. Allen voran der DAX, der den Januar bereits mit einem Zugewinn von knapp 9% beenden konnte. Oder der MDAX, der im ersten Monat des neuen Jahres fast 15% aufsatteln und damit einen neuen Januar-Rekord erzielen konnte. Mit meiner Skepsis stehe ich angesichts der Kurssprünge in dieser Woche aber offensichtlich auf einem ziemlich verlorenen Posten. Denn nachdem die US-Notenbank den Leitzins am Mittwochabend um „nur noch“ 0,25 Prozentpunkte angehoben hatte, schoss der DAX am Donnerstag direkt auf ein neues Jahreshoch bei 15.521 Zählern. Konsolidierung beendet, Punkt. Oder aber, etwas ausführlicher formuliert:

Ohne Worte

manchmal (aber wirklich nur manchmal) wünschte ich mir, ich könnte einen Beitrag einfach wortlos gestalten. Ohne Worte, ohne Sätze, einfach – sprachlos. Heute ist tatsächlich einer dieser Tage, und das liegt nicht nur daran, dass meine sehr geschätzten Kollegen am Mittwoch im Rahmen des SG Active Trading-Webinars schon alle wichtigen Chartmarken bei DAX, Dow Jones und den anderen üblichen Verdächtigen analysiert und mich damit, zumindest in dieser Woche beziehungsweise in dieser Ausgabe, ein kleines Stück weit überflüssig gemacht haben. (Wer übrigens die Veranstaltung verpasst hat, findet hier den Link zur Aufzeichnung). Nein, da ist auch noch die Sache mit der aktuellen Marktlage, die mich so ein bisschen wurmt, um es einmal salopp auszudrücken. Ein Beispiel:

Ist die Party schon vorbei?

Was war das für eine rauschende Börsenparty, die in den ersten zweieinhalb Wochen (und insbesondere auf dem heimischen Parkett) gefeiert wurde! Die Notierungen stiegen und stiegen, jagten von einem neuen (Jahres-)Hoch zum nächsten und ließen den staunenden Betrachter (wahlweise Betrachterin) schon vom bloßen Zusehen schwindlig werden. Nach zwölf absolvierten Sitzungen im neuen Jahr hatte der DAX beispielsweise zehn (in Zahlen: 10!) davon im Gewinn beendet und dabei zwischenzeitlich sagenhafte 9% zugelegt. Vermutlich wird man sich noch in Jahren von dieser grandiosen Feier erzählen, allerdings wurde die Sause am Donnerstag (in den USA bereits ab Mittwoch) erst einmal unterbrochen. Denn:

Alle Augen auf…

Jetzt aber mal bitte alle Augen auf den DAX! Believe it or not, aber der deutsche Leitindex hat, allen Deindustrialisierungsängsten und Rezessionssorgen zum Trotz, den bislang besten Jahresauftakt seiner bisherigen Geschichte aufs Parkett gelegt. Bis zum Schlusskurs am gestrigen Donnerstag haben die heimischen Blue Chips stolze 8,2% aufgesattelt, das gab es so (= in dieser Höhe und in diesem Zeitraum) noch nie. Interessanterweise – und das macht das Besondere noch ein bisschen besonderer – lässt der DAX damit die üblichen Verdächtigen für eine Jahresanfangsrallye klar hinter sich. Die US-Märkte haben seit dem Jahreswechsel zwar ebenfalls zugelegt, können der Outperformance des deutschen Aktienbarometers aber nichts entgegensetzen. Konkret:

Immer wieder gerne

Ein neues (Börsen-)Jahr hat begonnen, und damit darf ich Ihnen zuallererst einen guten Start in ein gesundes, erfolgreiches 2023 wünschen. Das mache ich immer wieder gerne, nicht zuletzt, weil „jedem Anfang ein Zauber innewohnt“, wie Hermann Hesse in seinem Gedicht „Stufen“ treffend philosophierte. Dieses Motto machte sich in dieser ersten Woche des Jahres auch der DAX zu eigen, denn die Blue Chips zauberten – zumindest bis einschließlich Mittwoch – eine fabelhafte Performance aufs frisch gewienerte Parkett. Nach drei Gewinntagen hintereinander hatte der deutsche Leitindex 4,1% aufgesattelt und war in der Spitze bis an die 14.500er-Marke vorgestoßen. Wobei das aktuelle 2023er-Top bei 14.502 strenggenommen erst am Donnerstag markiert wurde. Das bedeutet:

Der Blick zurück

Der Jahreswechsel steht nahezu unmittelbar bevor, und damit wird es allerhöchste Zeit für den beinahe obligatorischen Rückblick. Der geht allerdings (und in ganz eigener Sache) erst einmal nur bis in die vergangene Woche, wo mich heimtückische Influenza-Viren aufs Krankenlager zwangen und die Weihnachtsausgabe des Market Mover als Folge davon ersatzlos gestrichen wurde. Aus charttechnischer Sicht haben Sie damit übrigens so gut wie nichts verpasst, denn der DAX ist seit seinem Kursrutsch Mitte Dezember überwiegend seitwärts gelaufen, aber dazu kommen wir gleich. Zunächst werfen wir den versprochenen (Rück-)Blick auf das Gesamtjahr, und das fällt nicht nur beim deutschen Leitindex tiefrot aus. Im Detail:

In der Inflazession

Die Gesellschaft für deutsche Sprache hat entschieden: das zusammengesetzte Nomen „Zeitenwende“ ist das Wort des Jahres 2022. Auf den Plätzen folgen „Krieg um Frieden“ (was wiederum strenggenommen mehr als ein Wort ist) und „Gaspreisbremse“, immerhin ein dreifaches Kompositum, alle Achtung. Mein persönlicher Favorit wäre allerdings die „Inflazession“ gewesen, ein wunderbarer Kunstbegriff, der mit beziehungsweise in einem Wort beschreibt, was die Märkte in diesem Jahr angetrieben hat. Der Mix aus Inflationsängsten und Rezessionssorgen hat die Aktienkurse rund um den Globus zeitweilig mächtig unter Druck gesetzt, bevor eine Erholungsrallye im Oktober/November für etwas Entspannung sorgen konnte. So weit, so bekannt, aber was bedeutet das jetzt aus charttechnischer Sicht?

Auf der Zielgerade(n)

Wir schreiben den 9. Dezember, damit befinden wir uns fast schon auf der Zielgerade(n) eines in vielerlei Hinsicht denkwürdigen Jahres. Ziehen wir schnell einmal die vor der Tür stehenden Feiertage ab – auch wenn Weihnachten und Neujahr diesmal eher arbeitnehmerungünstig fallen –, so kommen wir auf nur noch 15 Börsentage, dann ist 2022 Geschichte. Und wird wohl, zumindest sieht alles danach aus, als Verlustjahr in dieselbe eingehen. Stand heute (= der späte Donnerstagabend) liegt beispielsweise der DAX immer noch 10,2% hinten, bester Wert unter den Top 40 ist Deutsche Telekom mit einem aktuellen Plus von 18,8%, es folgen RWE (+18,2%) und Deutsche Börse (+17,4%). Am schwächsten performen dagegen Vonovia (-49,3%) und die beiden Sportartikelhersteller Puma (-52,8%) sowie adidas (-53,6%). Ganz anderes Bild dagegen im Dow Jones:

Melden Sie sich jetzt für den Market Mover an - 100% kostenfrei, topaktuell und jederzeit abbestellbar.

Hinweispflicht nach §34b WpHG: Die Prime-Quants.de-Redaktion ist in genannten Wertpapieren / Basiswerten zum Zeitpunkt des Publikmachens des Artikels eventuell investiert. Es liegt möglicherweise ein Interessenskonflikt vor. In der Regel finden Sie im Artikel selbst einen Hinweis darauf, falls dem so ist. Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.

Disclaimer: Der Inhalt der Webseite ist nicht als Angebot zum Erwerb der hier oder auf weiterführenden Webseiten beschriebenen Produkte zu verstehen. Die auf der Webseite angezeigten Inhalte sind unverbindlich und dienen lediglich zu Informationszwecken. Die zur Verfügung gestellten Informationen stellen keine Anlageberatung oder sonstige Empfehlung zum Erwerb der beschriebenen Produkte dar. Die Informationen zur Wertentwicklung in der Vergangenheit bieten keine Gewähr für zukünftige Erträge. Aussagen die Zukunft betreffend sind immer risikobehaftet. Die Inhalte unserer Seiten erstellten wir mit größter Sorgfalt. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit Aktualität und Angemessenheit der Inhalte können wir jedoch keine Gewähr übernehmen. Als Diensteanbieter sind wir gemäß § 7 Abs.1 TMG für eigene Inhalte auf diesen Seiten nach den allgemeinen Gesetzen verantwortlich. Nach § 8 bis § 10 TMG sind wir als Diensteanbieter jedoch nicht verpflichtet, übermittelte oder gespeicherte fremde Informationen zu überwachen oder nach Umständen zu forschen, die auf eine rechtswidrige Tätigkeit hinweisen. Verpflichtungen zur Entfernung oder Sperrung der Nutzung von Informationen nach den allgemeinen Gesetzen bleiben hiervon unberührt. Eine diesbezügliche Haftung ist jedoch erst ab dem Zeitpunkt der Kenntnis einer konkreten Rechtsverletzung möglich. Bei Bekanntwerden von entsprechenden Rechtsverletzungen werden wir diese Inhalte umgehend entfernen. Alle Meinungsaussagen geben die aktuelle Einschätzung von Prime Quants wieder und können ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Wir behalten uns das Recht vor jederzeit die Webseite teilweise oder vollständig zu verändern, den Betrieb einzuschränken oder zu beenden. Das Recht diese Bedingungen jederzeit zu ändern oder zu ergänzen wird von den Betreibern vorbehalten. Die durch die Seitenbetreiber erstellten Inhalte und Werke auf diesen Seiten unterliegen dem deutschen Urheberrecht. Eine Vervielfältigung der Seiten oder ihrer Inhalte bedarf der vorherigen schriftlichen Zustimmung des Urhebers. Soweit die Inhalte auf dieser Seite nicht vom Betreiber erstellt wurden, werden die Urheberrechte Dritter beachtet. Insbesondere werden Inhalte Dritter als solche gekennzeichnet. Sollten Sie trotzdem auf eine Urheberrechtsverletzung aufmerksam werden, bitten wir um einen entsprechenden Hinweis. Bei Bekanntwerden von Rechtsverletzungen werden wir derartige Inhalte umgehend entfernen. Detaillierte Informationen können Sie hier einsehen: Disclaimer