Sand im Getriebe

Auch fast zwei Wochen nach dem WM-Eröffnungsspiel im al-Bayt Stadium in al-Chaur im Norden Katars, dem Ort übrigens, an dem gestern Abend alle Ambitionen der deutschen Nationalelf sprichwörtlich in den Sand gesetzt wurden, bin ich kein Fan dieser Veranstaltung. Fußballweltmeisterschaft im Winter, das ist schon ein wenig so wie Hahnenkammrennen im Juli oder Christkindlmarkt im August. Der Mensch ist, was das angeht, dann offenbar doch eher ein Gewohnheitstier, und diese vielstrapazierte Metapher lässt sich in dieser Woche leicht abgeändert auch auf die Märkte anwenden. Die schalteten zum Wochenstart nämlich erst einmal in den Konsolidierungsmodus, bevor Fed-Chef Jerome Powell in einer Rede am Mittwochabend (unserer Zeit) für einen echten Rallyeschub sorgte:

Feierstimmung

Während ich diese Zeilen schreibe (es ist später Donnerstagnachmittag), werden auf der anderen Seite des Atlantiks rund 46 Millionen Truthähne in vermutlich annähernd ebenso viele Bratröhren beziehungsweise Backöfen geschoben. Denn an diesem Wochenende (konkret: ab Donnerstag) wird in den USA Thanksgiving gefeiert, das wichtigste Familienfest neben dem auch hierzulande recht beliebten und bekannten Weihnachten. Und weil das in Übersee so eine große Sache ist, bleiben die Börsen an besagtem Donnerstag gleich ganz geschlossen und öffnen am Freitag nur für wenige Stunden, um den berühmten verkürzten Handel stattfinden zu lassen. Für die deutschen Indizes bedeutet das vor allem eines:

Zeit für etwas Neues

Willkommen am Ende einer an Schlagzeilen wahrlich nicht armen Woche. Da waren beispielsweise der G20-Gipfel auf Bali, der mit dem Beinahe-Bündnisfall infolge eines mutmaßlichen Querschlägers an der polnisch-ukrainischen Grenze und der „Ankündigung eines Mannes aus Florida“ zusammenfiel. Oder, und das ist naturbedingt meine Lieblingsmeldung, schließlich geht es um meine Heimatstadt, das Urteil des Berliner Verwaltungsgerichtshof um die Wahl-Posse ebenda vom September 2021. Das Wahldebakel war nach Ansicht des Gerichts durch „schwere systemische Mängel“ gekennzeichnet, die eine Wiederholung (oder Neuwahl, wie es richtigerweise heißen müsste) zur Wiederherstellung eines verfassungsgemäßen Zustands unumgänglich machen. Zeit für etwas Neues also, und das gilt auch für die Märkte:

Trendwende

Eine der bekanntesten Börsenweisheiten dürfte wohl die sein, dass politische Börsen kurze Beine haben. Wer sich diesen Spruch ausgedacht hat, ist mir dabei nicht bekannt, gesichert ist jedoch, was damit gemeint ist: Politische Verwerfungen beeinflussen die Märkte zwar, haben im Allgemeinen aber keinen dauerhaften (negativen) Einfluss auf das Kursgeschehen. Unter dieser Prämisse betrachtet, lässt sich der Ausrutscher an der Wall Street zur Wochenmitte als genau das verbuchen – als Ausrutscher in einer ansonsten intakten (Erholungs-)Rallye. Bei der die ersten Indizes an und/oder über die jeweilige 200-Tage-Linie steigen konnten beziehungsweise um selbige oszillieren. Womit der Terminus „Bärenmarkt-Rallye“ in Bälde abgelöst werden könnte, beispielsweise von dem Klassiker zu dieser Jahreszeit:

Verkehrte (Börsen-)Welt 2.0

Wir hatten es in dieser Woche aber auch mit einer ziemlich verkehrten (Börsen-)Welt zu tun. Da beendete beispielsweise der altehrwürdige Dow Jones den Monat Oktober mit einem Plus von fast 14%, das beste Monatsergebnis seit 1976! Für die Aktie von Burgerkönig McDonald’s, einem der 30 Blue Chips aus dem DJIA, ging es gar auf ein neues Allzeithoch. Oder besser zwei, denn dem frischen Top vom Freitag folgte am Mittwoch gleich das nächste Rekordhoch. Um nur ein Beispiel zu nennen. Während die „Old Economy“ also ihre Renaissance feiern konnte, war die Stimmung andernorts deutlich gedämpfter:

Alle Achtung

in der vergangenen Woche hatten wir den Titel „Die Macht der großen Zahlen“ und bezogen uns dabei auf die Quartalsergebnisse der Unternehmen, die bis dahin ihre Berichte bereits veröffentlicht und die Märkte dadurch in Bewegung gebracht hatten. Heute geht es wieder um Zahlen, zunächst aber um eine eher kleine. Denn auch wenn der Oktober in unserem Verständnis den zehnten Monat im Jahreskreis beschreibt, stammt die Silbe „Okt“ aus dem Lateinischen und bedeutet Acht. Im julianischen Kalender (der Ende des 16. Jahrhunderts vom bis heute gebräuchlichen gregorianischen Kalender abgelöst wurde) war der Oktober also der achte Monat, und wer jetzt gut aufgepasst hat, ahnt vielleicht schon, worauf das hier hinausläuft, denn – dieser Oktober 2022 hat wirklich alle Achtung verdient! Im Detail:

Die Macht der großen Zahlen

Die Berichtssaison nimmt allmählich Fahrt auf, und so verwundert es auch kaum, dass die jeweiligen Quartalszahlen in dieser Woche das Kursgeschehen an den Märkten dominierten. Während es für die einen dabei besser als erwartet lief – so konnte Netflix beispielsweise die Abonnentenzahlen endlich wieder steigern – präsentierten andere (zum Beispiel der E-Autobauer Tesla) uneinheitliche Ergebnisse. Einer deutlichen Steigerung (+100% im Vergleich zum Vorjahresquartal) standen verfehlte Erwartungen beim Umsatz gegenüber, was die Aktie am Donnerstag mit Abschlägen von rund 6,6% unter Druck (und auf ein neues Jahrestief) setzte. Diese Formulierung ist für die Sartorius-Vorzugsaktie beinahe noch zu schwach, denn für den einstigen Überflieger aus dem DAX geriet die Vorlage des Zahlenwerks am Mittwoch geradezu desaströs. Im Detail:

Volatil wie selten

Wer hätte es gedacht – es gibt sie also noch, die (vermeintlich) guten Nachrichten. Eine solche lief zumindest am gestrigen frühen Nachmittag über die Nachrichtenticker, Stichwort US-Inflationszahlen. Die Teuerungsrate fiel tatsächlich zum dritten Mal in Folge weniger stark aus als im jeweiligen Vormonat, konkret: Während die Verbraucherpreise im August um 8,3% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen waren, betrug der Zuwachs im September nur 8,2%. Gut, das ist nun kein sonderlich großer Schritt, zumal von den Experten ein Rückgang auf 8,1% erwartet worden war. Aber was zählt, ist das Ergebnis, und das sah so aus: Die Aktienmärkte (die zunächst im ersten Schock auf neue Jahrestiefs einbrachen) erholten sich in Windeseile und setzten zu einer richtig starken Tagesumkehr an. Das Intraday-Reversal an der Wall Street war dabei so gewaltig, dass auch der DAX davon profitieren konnte:

K wie Konsolidierung

So eine Woche kann auch ziemlich schnell vorübergehen, zumindest in der subjektiven, individuellen Wahrnehmung. Vielleicht liegt es am (Feier-)Tag der Deutschen Einheit (3. Oktober), weshalb ich heute das Gefühl habe, gerade erst geschrieben zu haben. Dabei fand an den deutschen Börsen am Montag – anders als in den Vorjahren – erstmals ein regulärer Handel statt. (Was mich andererseits ins Grübeln bringt, ob es so etwas wie einen irregulären Handel an Feiertagen gibt, aber das führt jetzt wirklich zu weit, beziehungsweise auf Ab- und Holzwege.) Jedenfalls starteten die Märkte, und damit kommen wir zurück zum Thema, mit einem echten Kursfeuerwerk in den Oktober. Dies- und jenseits des Atlantiks feierten die Aktienindizes einen richtig starken Monatsauftakt, allerdings nur bis einschließlich Dienstag, denn am Mittwoch wurden die vorangegangenen Gewinne erst einmal konsolidiert. Das heißt:

Unter die Räder

Letztens hatten wir „neue Verkaufssignale“ avisiert, und tatsächlich sind die Aktienmärkte (aber nicht nur die) in den zurückliegenden Sitzungen ordentlich unter die Räder gekommen. Für DAX und Dow Jones ging es gleich mehrfach auf neue Jahrestiefs, ersterer rutschte dabei zwischenzeitlich sogar unter die 12.000er-Marke ab, während der Zweitgenannte die 30.000er-Schwelle deutlich hinter (oder besser, weil treffender: unter) sich ließ. Deutliche Preisrückgänge waren auch beim Rohöl zu verzeichnen, das – wir sprechen von der Nordseesorte Brent – in Richtung der 80-Dollar-Marke zurückfiel und damit das Niveau von Mitte Januar erreichte. Abwärts ging es ebenfalls beim Goldpreis, der auf ein neues Zwei-Jahres-Tief bei 1.614 USD abschmierte. Aber

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