Ach ja, „Alle Jahre wieder“, das klingt so heimelig, so weihnachtlich. Und tatsächlich ist es wieder einmal so weit, der Advent macht seinem Namen alle Ehre (lat. Adventus = Ankunft) und steht direkt vor der Tür. Schön, jedenfalls unter normalen Umständen. „Stade Zeit“, so wird das im bayerischen Sprachraum genannt, wobei „stad“ so viel wie „still“ bedeutet. Still und besinnlich ist hier in diesem Jahr aber gar nichts, und damit meine ich übrigens nicht das Getöse, das meine Rasselbande daheim tagein, tagaus veranstaltet. Ich dachte hierbei eher an die verschiedenen Bühnen, auf denen derzeit allerlei geboten wird. Beispiel Pandemie – das Land surft halsbrecherisch auf der mittlerweile vierten Welle, als ob wir nicht bereits einen harten Coronawinter hinter uns gebracht hätten, und wie bei einem Déjà-vu überschlagen sich die Ereignisse. 3G, 2G, mal plus, mal minus, und am Ende doch wieder Lockdown, erst light, dann immer härter, weil die Zeit einfach davonläuft und das Virus mit immer neuen Varianten einfach den entscheidenden Schritt voraus ist. Neben der I-mpfpflicht wird allerdings auch weiterhin über die I-nflation gestritten:

Von A bis Z

Die beiden wohl bekanntesten Kontrahenten beim (seit Monaten erbittert ausgetragenen) Streit über die aktuellen Preissteigerungen sind (in der blauen Ecke) Ex-US-Außenminister Larry Summers und sein Gegner (aus der roten Ecke), Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman. Der eine (Summers) warnt vor einem dauerhaften Preisanstieg, der andere (Krugman) wird nicht müde zu betonen, es handele sich nur um eine vorübergehende Erscheinung. Eine Ansicht, die auch EZB-Chefin Lagarde teilt, sehr zum Leidwesen von Deutsche Bank-Chef Sewing, der schon Ende Oktober darauf aufmerksam machte, dass die „Inflation kein temporäres Phänomen ist“. Einer, der von Anfang an dabei ist, darf das auch bleiben – Fed-Chef Powell wurde gerade von US-Präsident Biden für weitere vier Jahre im Amt nominiert; der Balanceakt zwischen Abwarten und Zinserhöhungen dürfte also ebenfalls in die nächste Runde gehen. Alle Jahre wieder, das gilt aber auch für die Märkte, die sich – wie immer um diese Zeit – an der üblichen Jahresendrallye versuchen. Bis dato hatte das bekanntlich ziemlich gut geklappt, doch in dieser Woche riss der Rallyefaden. Denn:

Ende gut, alles gut?

16.290 Punkte, das war er, der bisherige Höhepunkt einer bis dato durchaus ordentlichen Aufwärtsbewegung. Seitdem ging aber nichts mehr voran, stattdessen krachten die Kurse per Gap unter die 16.000er-Marke und mittlerweile ist es sogar zum Test der mittelfristigen 100-Tage-Linie gekommen. Die verläuft derzeit bei 15.683 Zählern, da fehlte am Mittwoch bei einem Tagestief bei 15.741 Punkten nicht mehr allzu viel, und mit dem Gap down am heutigen Freitag wurde die Durchschnittslinie mal eben abrasiert. Nach fünf Verlusttagen in Folge – lediglich der gestrige Donnerstag machte da eine klitzekleine Ausnahme – ist der DAX damit wieder exakt in der alten Schiebezone gelandet, die über den gesamten Sommer das Kursgeschehen bestimmte. Alle Jahre wieder, möchte man meinen, denn eine ausgeprägte Seitwärtsphase gab es unter anderem auch im Herbst/Winter 2017 oder zum Jahresende 2019. Ist die Rallye also bereits am Ende? Nun – für die Rückkehr in die Aufwärtsbewegung müsste es in jedem Fall zügig über 16.000 Punkte gehen, im Anschluss wäre ein Sprint ans amtierende Allzeithoch eine idealtypische Bestätigung des dann erfolgreichen Re-Breaks an der runden Tausendermarke. Auf der Unterseite dagegen geht es, „dank“ des bereits erwähnten Eröffnungsgaps heute früh bereits um die 200-Tage-Linie, die den Notierungen mit aktuell 15.377 quasi entgegenkommt; taucht der Index per Schlusskurs unter die langfristige Trendlinie ab, dürfte direkt im Anschluss auch die 15.000er-Schwelle auf den Prüfstand gestellt werden.

{module 2346}