Heute möchte ich – auch und gerade weil wir in dieser Woche mit so vielen schrecklichen, verstörenden Bildern konfrontiert wurden – noch einmal ein paar Wochen in der Zeit zurückgehen und auf die diesjährige Europameisterschaft im Herrenfußball zurückkommen. Bei diesem, von den Veranstaltern liebevoll „UEFA 2020“ genannten Großereignis hat die am Ende siegreiche Squadra Azzurra (aka italienische Nationalelf) nicht nur sehr souverän den Titel gewonnen, sondern auch einen neuen Rekord aufgestellt. 34 Spiele ohne Niederlage in Serie, das ist – genau, Rekord. Von dem sind die folgenden Protagonisten zwar noch ein gutes Stück entfernt, dennoch war die Performance, die sowohl der Dow Jones Industrial Average als auch der unverändert breiter gefasste S&P 500 zuletzt aufs Parkett legten, durchaus sehenswert. Denn an immerhin fünf Tagen in Folge schraubten sich die beiden Aktienindizes auf neue, Achtung, Rekordmarken. Das ist die längste Serie seit Mitte März im Dow Jones, der damals sechs neue Bestmarken hintereinander erzielte. Beziehungsweise seit, nun ja, nicht ganz so spektakulär, Anfang Juli im S&P 500, wo bis zum 7. Juli doch tatsächlich neun Rekorde in Folge aufgestellt wurden. Der, was sonst, Rekord liegt (beim S&P 500) übrigens bei 14 Alltime-Highs und datiert vom 25. März 1998 sowie 13 neue Höchststände hintereinander beim Dow Jones aus dem April 1983. Und der DAX?

Überraschung

Der schraubte seine Bestmarke am vergangenen Freitag (dem 13.) zwar noch bis auf 16.030 Zähler, konnte den Schwung aber nicht über das Wochenende retten und tauchte erst einmal wieder unter die 16.000er-Marke ab. Das war fast zu erwarten gewesen und kann daher zunächst als Konsolidierung des jüngsten Rallyeschubs gewertet werden. Wobei die Grenzen hier wie so oft fließend sind; nachdem sich die Verluste am gestrigen Donnerstag ausweiteten, ließe sich nunmehr auch von einem Rücksetzer(chen) sprechen. Der übergeordnete und seit Monaten kursbestimmende Aufwärtstrend ist dabei (noch) nicht in Gefahr, dazu müssten die Notierungen deutlich unter die markante Haltezone im Bereich von 15.500 Zählern (GD100 aktuell bei 15.489 Punkten) zurückfallen. Das kann allerdings schneller gehen als gedacht, weshalb die nächsten Unterstützungen bei 15.000 und 14.500 (GD200 jetzt bei 14.638 Zählern) zumindest vorgemerkt werden sollten. Die Ursachen für den Kursrutsch sind dabei vielfältig:

Lieferengpässe

Da wären beispielsweise die politische und die pandemische Komponente – ähnlich dem Siegeszug der Taliban in Afghanistan, ist auch die Delta-Variante des Coronavirus derzeit nicht zu stoppen. Zudem wurden gerade die Protokolle der bislang letzten Fed-Sitzungen vom 27. und 28. Juli, die sogenannten „Minutes“ veröffentlicht, sodass ein(e) jede(r) nachlesen konnte, wie es in Sachen Tapering (= die Reduzierung der anhaltenden, milliardenschweren Anleihekäufe) vorangeht. Und dann waren es letztlich die Automobilhersteller, die der Rallye-Party ein (vorübergehendes) Ende bereiteten. Toyota vermeldete für September ein Herunterfahren der Produktion um rund 40% als Folge des Chipmangels, das drückte auch die übrigen Auto- und -zulieferer tief ins Minus. Überhaupt könnten diese Lieferengpässe in den kommenden Wochen – die „Warteschlangen vor Chinas Häfen werden länger“, wie die Tagesschau berichtete – eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung der Aktienmärkte spielen… allerdings vermutlich keine allzu gute! Und wer seit 497 Wörtern darauf wartet, dass wir ganz zum Schluss vielleicht doch noch für einen Moment politisch werden könnten, dem/der sei gesagt, dass uns angesichts der Dimension dieses Scheiterns schlichtweg die Worte fehlen. Ein Lieferengpass der anderen Art, wenn man so will.

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