Eigentlich ist meine hochgeschätzte Kollegin als durchaus wortgewandt und schlagfertig bekannt. Ja, ich würde sogar so weit gehen, ihr eine gewisse Eloquenz zu attestieren. In dieser Woche hat die Gute jedoch einen sprachlichen Bock geschossen, der für derart große Heiterkeit gesorgt hat, dass ich Sie direkt daran teilhaben lassen möchte. Stellen Sie sich daher bitte folgende Ausgangslage vor: Ein modernes und deshalb mit Scheibenbremsen ausgestattetes Mountainbike eines weltbekannten US-amerikanischen Herstellers hat einen platten Reifen, weshalb Mantel und Schlauch gewechselt werden müssen. Nicht unbedingt die Kernkompetenz meiner Kollegen, aber ohne größere Zwischenfälle erledigt. Bei der anschließenden Probefahrt stellte sich jedoch heraus, dass die bereits erwähnten Scheibenbremsen neu eingestellt werden sollten. „Feinjustiert“, meinte der Kollege. „Scheinjustiert“, verstand die Kollegin, und gab diese Anweisung auch gleich zum Besten – jede Menge Lacher garantiert. Warum ich diese Anekdote heute ausplaudere?

Högschde Not

Weil in dieser Woche noch an ganz anderen Schauplätzen „scheinjustiert“ wurde. Wer jetzt allerdings einen Kommentar beispielsweise zum am Montag vorgestellten, brandneuen Wahlprogramm von CDU/CSU erwartet, den/die müssen wir enttäuschen – wir sind ja bekanntlich kein politisches Magazin. Beim Sport sehen wir das hingegen nicht so eng, was uns direkt in die Allianz-Arena nach München bringt, wo Jogi Löw, Noch-Bundestrainer der DFB-Elf, mit der Aufstellung (Sané statt Goretzka für den verletzten Müller) vor dem Mittwoch-Spiel gegen die Betonbauer aus Ungarn ebenfalls so etwas wie scheinjustierte. Wäre beinahe schiefgegangen, tatsächlich war es schlussendlich eben doch jener, irgendwann in „högschder“ Not eingewechselte Leon Goretzka, der den erlösenden Treffer zum schmeichelhaften 2:2 markierte. Und Deutschland damit den Weg ins Achtelfinale ebnete; dank freundlicher Schützenhilfe von Portugals Goalgetter Cristiano Ronaldo sogar als Gruppenzweiter hinter den Franzosen. Auch die Märkte kriegten am Ende gerade noch die Kurve:

Hauptsache weiter!

Nach dem tiefroten Wochenschluss von vor sieben Tagen sackte der DAX gleich am Montag auf das neue Monatstief bei 15.309 Zählern ab – übrigens der niedrigste Stand seit dem 20. Mai. Die anschließende Gegenbewegung (Schlusskurs immerhin bei 15.603 Punkten) erwies sich jedoch als Luftnummer, ebenso wie die lange untere Lunte, die sich am Dienstag im Tageschart bildete. Denn schon zur Wochenmitte hagelte es, passend zum Wolkenbruch in der Münchener Allianz-Arena, für die deutschen Blue Chips deutliche Verluste. Die konnten mit dem gestrigen Handelstag noch nicht wieder aufgeholt werden, aber auch hier gilt: Hauptsache weiter! Dass wir so detailliert darüber berichten, ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass die bekannten Kursziele aus charttechnischer Sicht ihre Gültigkeit behalten; erste Zielmarke auf der Oberseite unverändert das amtierende Allzeithoch bei 15.803 Punkten, darüber wartet die 16.000er-Marke. Und nach unten stützen die Haltezonen bei 15.500 und 15.000 Zählern, neu hinzugekommen ist das markante Tief vom Montag, das sich prominent zwischen den beiden Haltelinien als weitere Unterstützung für den nächsten (kleineren) Rücksetzer anbietet.!

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