Dass meine sehr geschätzte Kollegin gerne Liedgut aus den 80ern des vorherigen Jahrhunderts intoniert, habe ich an der ein oder anderen Stelle bereits erwähnt. Dass sie in Marktphasen wie diesen bevorzugt „The only way is up“ von Yazz trällert, ist mittlerweile auch kein Geheimnis mehr. Und was soll ich sagen – sie hat ja nicht ganz Unrecht. Denn für die Aktienmärkte gab es zuletzt nur eine Richtung: aufwärts, und zwar mit Karacho! Im DAX stehen deshalb auch gleich mehrere neue Bestmarken, intraday und auf Schlusskursbasis, zu Buche, und an der Wall Street ging die Rekordjagd ebenfalls in die nächste Runde. Einzig für den Technologiesektor sah der Börsenhimmel zwischenzeitlich nicht ganz so rosig aus, denn der geriet beim neuen Run auf die alten Werte, wie sich der wiederentdeckte Liebe der Anleger zur Old Economy auch umschreiben lassen könnte, erst einmal so ein bisschen unter die Räder. Aber der Reihe nach:
Rekorde über Rekorde
Mit einem furiosen Kurssprung machte der DAX schon am Montag deutlich, wohin die Reise in diese Woche gehen würde. In der Spitze kletterten die deutschen Blue Chips an den drei allesamt positiven Folgetagen bis auf 14.595 Zähler, per Schlusskurs markierte der Index bei 14.569 den höchsten Endstand aller Zeiten. Damit hat sich das in der wochenlangen Seitwärtsbewegung aufgestaute Bewegungspotenzial nach oben entladen – und zwar idealtypisch, denn dank des knapp 500 Punkte umfassenden Kurssprungs vom Montag konnte eben jene Seitwärtsrange mit deutlichem Abstand hinter bzw. unter sich gelassen werden. Aus charttechnischer Sicht ist der Weg jetzt also frei bis in den Bereich um 15.000 Punkte, wobei sich strenggenommen sogar noch Kursziele darüber ableiten lassen. Wo genau, haben die Kollegen am vergangenen Mittwoch im SG Active Trading Webinar (wer die Veranstaltung verpasst hat, hier geht es zur Aufzeichnung) herausgefunden – und dabei auch gleich die Frage beantwortet, ob so ein Allzeithoch tatsächlich ein Kaufsignal und/oder ein guter Einstiegszeitpunkt ist. Ja, und was war nun eigentlich mit den Tech-Werten?
Zick-zack-Zykliker
Die mussten in dieser Woche zwar erneut den ein oder anderen Dämpfer hinnehmen, konnten sich aber von den bisherigen Märztiefs bei 12.208 Punkten (Nasdaq 100) bzw. 3.204 Zählern (TecDAX) wieder nach oben abdrücken. Damit scheinen die temporären Rücksetzer vor allem als Kaufgelegenheiten auf (etwas) niedrigerem Niveau genutzt worden sein; eine grundsätzliche Rotation hin zu den zyklischen Werten, wie sie gerade im DAX bekanntlich zuhauf zu finden sind, kann dennoch beobachtet werden. Macht auch Sinn, wenn sich die Hoffnungen auf eine kräftige Konjunkturerholung (oder die Ängste vor einem Inflationsanstieg) in den kommenden Monaten erfüllen. Nachdem die EZB einer Zinserhöhung gerade erst die nächste Absage erteilte, dürften Aktien auch attraktiv bleiben, was dem DAX eine Fortsetzung der Rallye ermöglichen sollte. Gut abgesichert sind die Notierungen jedenfalls, denn als erste Unterstützung steht nun die ehemalige Schiebezone rund um 14.000 Punkte bereit, bevor sich die Haltezonen rund um 13.500 und 13.200/13.000 als Auffangzonen für etwaige Pullbacks anbieten.
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Dipl.-Volkswirt, Full-Stack Engineer, Hobbytischler