Kaum zu glauben, aber wahr: der DAX nahm zuletzt doch tatsächlich Kurs auf das bisherige Allzeithoch vom 17. Februar bei 13.795 Punkten! Dabei hatten die Kurse vor nicht einmal einem halben Jahr (konkret: am 18. März) den heftigsten Einbruch (größter Verlust binnen vier Wochen) in der Geschichte erlitten und waren auf das Corona-Tief bei 8.256 Zählern gekracht, womit die Bezeichnung „Crash“ eine neue Bedeutung erhielt! Was folgte, war eine der größten Aufholjagden überhaupt, denn die deutschen Blue Chips legten fünf Monate hintereinander zu (längste Serie seit Mai 2017, damals reichte es für sechs Gewinner in Folge und ein Plus von 18,6%) und sattelten dabei 30,3% auf. Und:
Das Ende vom Lied
Seit dem besagten Tief schraubte sich der DAX mittlerweile sogar 63% nach oben – und stand damit, wie eingangs erwähnt, am Donnerstag bei 13.460 Zählern und somit einerseits auf dem höchsten Stand seit dem 24. Februar und andererseits nur noch 335 Punkte unterhalb der amtierenden Bestmarke. Das ist, mit Verlaub, bemerkenswert. Schließlich sind damit derart viele Vorschusslorbeeren eingepreist, die seitens der Realwirtschaft erst einmal eingefahren werden müssen, dass einem angesichts der Konjunkturlage leicht mulmig werden könnte. Wobei – eigentlich reicht schon der aktuelle Rücksetzer, denn zur ganzen Geschichte gehört nämlich auch, dass die Notierungen im Sog sehr schwacher Tech-Werte (das erklärt dann auch die Überschrift) gestern Abend sauber abrutschten. Für den DAX hieß das „Zurück an die 13.000er-Marke!“, der Dow Jones sackte wieder unter die 29.000er-Schwelle und der Nasdaq 100 krachte sang- und klanglos unter die 12.000er-Barriere. War das jetzt der Anfang vom Ende einer der schrägsten Börsenrallyes aller Zeiten?
Höhenflug abgesagt
Auf diese Frage kann es auch heute keine einfache Antwort geben, dazu ist die Gemengelage an den Märkten weiterhin zu komplex. Erinnert sei hier beispielsweise an die immensen Liquiditätszuflüsse durch die Notenbanken. Fest steht dagegen, dass der DAX nun, nach dem Kursrutsch an den US-Börsen, zunächst einmal bei der Verteidigung der 13.000er-Marke gefragt ist. Der Höhenflug ist damit fürs Erste abgesagt, die 13.200er-Schwelle sowie die 13.500er-Hürde reihen sich wieder bei den Widerständen ein, die es auf dem Weg zum Rekordhoch zu überwinden gilt. Nach unten können wir uns dann eigentlich selbst aus der Vorwoche zitieren, denn da würde es, sofern die Unterstützung bei 13.000 dem Verkaufsdruck nicht standhält und die Kurse unter die Juni-Aufwärtstrendgerade fallen, „um die Haltebereiche bei 12.800 und 12.500/12.400 aka die Volumenspitze mit dem meisten Volumen seit dem Finanzkrisentief 2009 gehen“. Mit anderen Worten: Es bleibt spannend!
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Dipl.-Volkswirt, Full-Stack Engineer, Hobbytischler