so richtig überraschend kam die Nachricht nicht, schließlich hatten wir alle genug Zeit, uns darauf einzustellen. Dennoch glich die Meldung am gestrigen Donnerstag einem Schlag in die Magengrube: US-Präsident Trump denkt darüber nach, die Wahl im November zu verschieben. Nein, halt, das war wieder eine ganz andere Geschichte. Ich meinte eigentlich diese hier: Das deutsche BIP ist historisch und zugleich dramatisch eingebrochen. War bislang das zweite Quartal 2009 mit einem Minus von 7,9% der Spitzenreiter unter den Verlieren, sackte die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal 2020 gegenüber Q1/2020 gleich um 10,1% ab und markierte damit den größten Rückgang seit Beginn der vierteljährlichen Berechnungen vor 50 Jahren. Verheerend auch der Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum, also Q2/2019 – da beträgt das Minus sogar 11,7%. Die gesamte Pressemeldung des Statistischen Bundesamtes gibt es noch einmal hier zum Nachlesen, und aus Übersee kamen ähnlich schlechte Nachrichten:

R wie Rezession!

Das US-BIP schrumpfte ebenfalls, hier betrug der Rückgang im zweiten Quartal umgerechnet (= gemäß der hierzulande üblichen, vierteljährlichen Berechnung) rund 10%, aufs Jahr hochgerechnet (= die in den Staaten gebräuchliche Berichtsweise) beträgt das Minus 32,9%, das ist der größte Einbruch aller Zeiten. Beziehungsweise seit Beginn der Aufzeichnungen. Damit ist dann auch die Sache mit der Rezession amtlich – nachdem das jeweilige BIP schon im vorangegangenen Quartal sowohl in D als auch in USA geschrumpft war, befinden sich die beiden Volkswirtschaften (die eine immerhin die größte Europas, die andere die Nummer 1 der Welt) nun formal in einer Rezession. Glückwünsche sind da kaum angebracht, zumal die Aktienmärkte entsprechend reagierten:

P wie Pullback?

Der DAX rauschte nahezu ungebremst in die Tiefe und schlug bei 12.254 Zählern auf, über 1.000 Punkte (konkret: 1.060) unterhalb des Vorwochenhochs. Das ist insofern ungewöhnlich, als – siehe oben – der Konjunkturabschwung nun wirklich nicht überraschend kam, der BIP-Rückgang demnach hätte eingepreist sein sollen. Der gestrige Mini-Crash könnte also durchaus als Übertreibung (im negativen Sinn) gewertet werden – sofern die Notierungen heute wieder nach oben abdrehen. Oder sich zumindest stabilisieren. Noch passt der Test der 200-Tage-Linie jedenfalls ins Bild. Sollte der Index jedoch auch unter die runde 12.000er-Marke abstürzen, müsste hinter die jüngste Rallye ein Haken gemacht und ein Absacker in Richtung 11.500/11.279 einkalkuliert werden. Auf der Oberseite ist die Angelegenheit dagegen schnell umrissen: Sofort zurück an, besser noch über die Volumenspitze bei 12.400/12.500, anschließend über die 12.800er-Hürde erneut Kurs auf die 13.000er-Schwelle nehmen…ob das gelingt? Die Antwort gibt es dann in der kommenden Woche!

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