Noch sind sich die Experten uneins, aber gerade deshalb kann sie nicht ausgeschlossen werden, die zweite Welle. Das gilt sowohl für die Corona-Pandemie, in der die kommenden Wochen und Monate erst noch zeigen müssen, wieviel Lockerung Europa verträgt, aus epidemiologischer Sicht. Als auch, und damit kriegen wir auch sogleich die Kurve hin zu unserem eigentlichen Thema, für die Aktienmärkte. Denn da droht latent ebenfalls eine zweite (Abwärts-)Welle. Insbesondere deshalb, weil die Indizes ihre Corona-Crash-Dellen zwischenzeitlich vollständig (Nasdaq 100) oder annähernd (DAX, MDAX, Dow Jones…) ausgebügelt haben, mehren sich die Mahner, die vor dem nächsten Rückschlag warnen. Passend dazu legten die Kurse in dieser Woche auch wieder den Rückwärtsgang ein, wobei aus charttechnischer Sicht explizit am Fronleichnams-Donnerstag die ersten Alarmlampen aufleuchten. Denn:

Ri-Ra-Rutsch

In einem heftigen Kursrutsch (befeuert übrigens von Fed-Chef Powell, der dem V-förmigen Erholungsszenario am Mittwochabend eine Absage erteilte) krachten die Notierungen gestern unter alle trendrelevanten Haltelinien (= Volumenspitze, GD200, 12.000er-Schwelle) und schlugen bei 11.870 Punkten auf. Damit der Sell-off „nur“ (und mit beiden Augen zugedrückt) als trendbestätigender Rücksetzer durchgeht, gibt es eine einzige, dafür aber entscheidende Voraussetzung: die Kurse federn umgehend (= spätestens Anfang kommender Woche) nach oben ab und (Achtung, wichtig!) überspringen erneut die runde Tausendermarke, den langfristigen Durchschnitt sowie direkt im Anschluss (!) die bereits erwähnte Volumenspitze rund um 12.400. Und das alles bitte schön auch gleich auf Schlusskursbasis. Dann wäre das mustergültige Pullback perfekt, das zuletzt bullishe Chartbild nicht in Gefahr und wir könnten als nächste Kursziele erneut die 13.000er-Marke beziehungsweise den Bremsbereich bei 13.200 ausrufen. Und die zweite Welle?

Blick über den (charttechnischen) Tellerrand

Die könnte (Achtung, Konjunktiv!) ausgelöst werden, wenn die Kurse den Absturz unter die 12.000er-Schwelle mit weiteren Abgaben bestätigen und eben NICHT wieder nach oben abdrehen. Kommt das ganze Gefüge nämlich jetzt richtig ins Rutschen – für den Dow Jones ging es gestern knapp 7% nach unten, ähnliche Tagesverluste haben wir zuletzt im Corona-Crash Mitte März erlebt –, wäre tatsächlich eine zweite Abwärtswelle denkbar. Und zwar genau dann, wenn unterhalb von 12.000 Zählern (womit wir wieder beim DAX wären) der nächste Ausverkauf startet und die Notierungen in schneller Folge unter 11.800, 11.500 und 11.000 abtauchen. Darunter würden plötzlich die Haltestellen bei 10.800 sowie das alte 2018er-Tief bei 10.279 reaktiviert werden, bevor wir über einen Test der vielbeachteten und psychologisch wichtigen 10.000er-Barriere reden müssten. Ob es tatsächlich so weit bzw. tief kommen bzw. gehen kann, wird auch im SG Active Trading Webinar am kommenden Mittwoch Thema sein. Da sind ab 19.00 Uhr erneut meine hochgeschätzten Kollegen Birgit Klein und Sebastian Hoffmann zu Gast, und werfen garantiert mindestens einen Blick über den charttechnischen Tellerrand.

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