Deutschland macht sich locker, und die Märkte machen… ihr eigenes Ding! So einfach wie zutreffend könnte der Verlauf dieser Handelswoche in einem einzigen Satz zusammengefasst werden. Dabei passierte zwischendrin durchaus eine ganze Menge. So vermeldete beispielsweise die Statistikbehörde Eurostat, dass die Industrieproduktion des Euroraums (exkl. Baugewerbe) im März gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt um 11,3% eingebrochen ist. Das ist der größte Absturz seit Beginn der Aufzeichnungen (1991) und übertrifft den bisherigen Rekordhalter, den Monat Januar des Jahres 2009 mit dessen 4,1% bei weitem. Annähernd zeitgleich machten die Eisheiligen ihrem Namen ausnahmsweise einmal wieder alle Ehre, vielleicht mit ein Grund, dass plötzlich überall von Grenzöffnung und vorsichtiger Sommerurlaubsplanung gesprochen wurde. Dabei war die Stimmung auf dem Parkett doch eher frostig:
Schlimmer geht immer
Denn es ging abwärts, mit den deutschen Blue Chips. Die am Montag ins Stolpern und am Dienstag nicht aus dem Quark kamen. Richtig unschön wurde es dann zur Wochenmitte, wo die Kurse 2,6% abgaben. Nach dem Motto „schlimmer geht immer“ kamen am gestrigen Donnerstag noch einmal -2% hinzu, womit der DAX aus dem kurzfristigen Aprilaufwärtstrendkanal heraus- und unter das wichtige 2018er-Tief bei 10.279 Punkten zurückfiel. Zumindest intraday, denn nachdem die Wall Street ins Plus drehte, machte auch der DAX auf dem Absatz kehrt und holte die Verluste wieder auf. Dennoch sollte man den neuerlichen Test der runden 10.000er-Barriere weiterhin (und sicherheitshalber) auf dem Zettel haben. Geht der schief, droht – um mal so etwas wie ein „Worst Case“-Szenario zu beschreiben – unverändert ein Rutsch an die Haltezonen bei 9.500 und 9.000, bevor es sich am Ende doch noch einmal um das bisherige Jahrestief bei 8.256 bzw. die alten Tops von 2000 und 2007 bei 8.136 bzw. 8.152 Zählern drehen könnte. So weit, so bekannt, aber was war noch gleich mit der Oberseite?
Bullen tun sich schwer
Nun – da fehlen aktuell tatsächlich auf den ersten Blick die Argumente. Denn außer der Tatsache, dass das EUWAX-Sentiment eine miese, weil pessimistische Stimmung widerspiegelt, haben die Bullen gerade wenig bis nichts ins Feld zu führen. Was auch daran liegen mag, dass die schlechten Nachrichten einfach nicht abreißen. Da fehlen dem Bundesfinanzminister geschätzte 81,5 Milliarden Euro im Staatssäckel, macht ein Minus von gut 10%, während der US-Präsident damit droht, den Kontakt mit Peking abzubrechen. Damit sind die nächsten Kursziele im DAX zunächst auch in etwas weitere Ferne gerückt. Aufzählen lassen sie sich dennoch – da wäre einmal die untere Begrenzung des bereits erwähnten April-Aufwärtstrendkanals, die 10.800er-Marke und darüber dann die 11.000er-Barriere. Nächstes Kursziel, und ab hier kann ich mich wiederholen, das Aprilhoch, gefolgt vom 2019er-Augusttief bei 11.266 sowie der oberen Kante der offenen Kurslücke vom 9. März bei 11.447 Punkten. Aber, und das zeigt der Blick auf den frühen Handel an diesem Freitag, bekanntlich geht es immer dann aufwärts, wenn die Wenigsten damit rechnen!
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Dipl.-Volkswirt, Full-Stack Engineer, Hobbytischler