Dass es bei der heutigen Bayer-Hauptversammlung den ein oder anderen Disput geben würde, war zu erwarten gewesen. Dabei sprechen wir an dieser Stelle gar nicht über die toten Bienen, die Umweltschützer den Aktionären heute früh als eine Art „roten Teppich“ ausgelegt hatten. Sondern vielmehr um den Kursverlust, der sich seit der Monsanto-Übernahme angehäuft hat. Kurz zur Erinnerung: Bei der HV vor knapp einem Jahr stand die Aktie im Top bei 102,27 Euro; heute notierten die Papiere zur Eröffnung bei 61,15 Euro, Tendenz fallend. Das heißt:
Binnen elf Monaten (das letzte Zusammentreffen der Aktionäre fand am 25. Mai 2018 statt) hat die Bayer-Aktie rund 40% an Wert verloren. An dieser Zahl wird sich CEO Baumann heute messen lassen – und die ein oder andere unangenehme Frage beantworten müssen. Zum Beispiel die, ob die Übernahme des Saatgut- und Pestizidherstellers Monsanto – übrigens der bis dato größte Zukauf eines deutschen Unternehmens im Ausland – zum Preis von rund 63 Milliarden US-Dollar nicht doch eine Nummer zu groß war. Oder eine Spur zu riskant. Im Chart hat der Monsanto-Deal jedenfalls sichtbare Spuren hinterlassen:
In mehreren Verkaufswellen kippte die Aktie nach unten weg und schlug im Tief bei 54,48 Euro auf, dem niedrigsten Stand seit 2012. Damit stellte sich auch die vorangegangene Erholung, die immerhin bis auf das amtierende 2019er-Hoch bei 73,17 Euro führte, als Trugschluss heraus. Stattdessen ein neues Gap, das es nun zu schließen gilt, weshalb die beiden Kanten zwischen 63,10 und 67,48 Euro auch als erste Kursziele zu nennen sind. Im Anschluss sollte die Rückeroberung der wichtigen 70-Euro-Barriere glücken, und direkt danach besteht mit dem Sprung über den GD200 bei aktuell 71,41 Euro tatsächlich die Chance auf den Aufwärtstrendwechsel!
Dieses bullishe Szenario setzt aber voraus, dass die 60er-Marke als Unterstützung hält; brechen die Kurse hier nach unten durch, wäre das ein ernstes Signal, denn in der Folge könnte der nächste Rücksetzer in Richtung 55er-Marke nicht ausgeschlossen werden. Wobei die Notierungen dann wieder in der breiten Schiebezone aus den Jahren 2011/2010 landen würden, deren obere Begrenzung bei grob 58 Euro, die untere hingegen bei 54 Euro zu finden ist. Darunter rückt bereits die 50er-Schwelle in den Fokus.
Aus Trader-Sicht bleibt Bayer damit für beide Seiten interessant; wer sich jetzt spekulativ auf der Long-Seite positionieren möchte, könnte dies beispielsweise mit dem Open End Turbo Bull WKN: CP5X7X der Citi umsetzen; der Schein ist aktuell mit 4,44 gehebelt und mit einer Knock-Out-Barriere bei 47,4639 Euro ausgestattet. Wer dagegen auf fallende Kurse spekulieren möchte, könnte sich mit dem Open End Turbo Bear WKN: CP13E1 für einen neuerlichen Rücksetzer in Stellung bringen. Dieser Schein ist aktuell mit 4,58 gehebelt, die Knock-Out-Barriere liegt heute bei 73,8302 Euro.
Dipl.-Volkswirt, Full-Stack Engineer, Hobbytischler