Um sich dem Phänomen Wirecard annähern zu können, helfen die Fakten: in den vergangenen drei Jahren hat die Aktie 420% zugelegt. Davon 166% in den zurückliegenden 12 Monaten. Davon 106% seit Jahresbeginn. Davon 43,5% im letzten Vierteljahr. Davon 16,7% im zurückliegenden Monat. Jüngstes Rekordhoch am 28. August bei 196,10 Euro. Moment – 28. August? Das war vor einer knappen Woche. Und seither? Hat der bayerische Überflieger doch tatsächlich an Höhe verloren:

190,15 Euro standen am Freitag als Tagestief auf der Anzeigetafel, bei 191,30 Euro klingelte die Schlussglocke. Gerät Wirecard da oben etwa ins Straucheln, so dicht vor der 200-Euro-Marke? Während einige Anleger vermutlich schon die Luft anhalten, möchten wir an dieser Stelle ganz kurz an die Amazon-Aktie erinnern. Die setzte vor Jahresfrist immer wieder zum Sprung über die „magische“ 1.000-Dollar-Marke an, bis der Ausbruch über die markante Hürde Ende November gelang. Damals wurde eine rege Diskussion geführt: „Überbewertet!“, „Wann kommt der Absturz?“, „Zu spät zum Einstieg?“, so ungefähr lautete der Tenor. Heute (bzw. am Donnerstag, um korrekt zu sein) notieren die Papiere auf Rekordniveau, 2.026 USD. Nun ist Aschheim nicht gerade Seattle, aber:

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Es gibt aktuell kein Argument, das weitere Kursgewinne bei Wirecard ausschließt. Ganz im Gegenteil – sollte das Unternehmen übermorgen tatsächlich in den DAX aufgenommen werden (wobei – Achtung, historischer Umbruch in Sicht – mit dem als wahrscheinlich geltenden Abstiegskandidaten Commerzbank ausgerechnet ein „traditionelles“ Geldinstitut für den „modernen“ Fintech-Zahlungsabwickler weichen müsste), dürfte der Sprung über 200 Euro kein Problem darstellen. Und wenn wir schon mal da sind – warum nicht auch 300, 400 oder 500 Euro? Aus charttechnischer Sicht sind nach oben alle Tore offen. Und nach unten ist ein engmaschiges Netz gespannt:

Sobald die – von vielen Seiten bereits herbeizitierten (oder -gewünschten?) – Gewinnmitnahmen dann auch endlich einmal einsetzen würden, bietet zunächst die 180er-Marke einen ersten Halt. Darunter verlaufen sowohl bei 170, als auch bei 160 Euro zwei weitere Haltelinien. Noch eine Etage tiefer sollten die 150er- und die 140er-Schwelle als Unterstützungen dienen. Ab da wird es spannend, denn mit dem markanten Juni-Tief bei 130 Euro und dem Januar-Top bei 110 Euro würden dann zwei möglicherweise trendentscheidende Haltestellen auf die Kurse warten. Zumal genau zwischen den beiden der GD200 verläuft, was der ganzen Sache eine zusätzliche Brisanz verleiht. Wer von der Bärenfraktion sich jetzt schon vorfreudig die Hände reibt, dem sei allerdings gesagt, dass zumindest aus saisonaler Sicht kein nennenswerter Rücksetzer zu erwarten ist:

Seasonal Chart Wirecard
Seasonal Chart Wirecard

Bis auf einen kleinen Schwächeanfall zwischen dem 22. September und dem 04. Oktober, in dem die Notierungen im Schnitt rund 4% abgeben, zeigen die Trendpfeile munter weiter nach oben. Für alle, die diesen Signalen folgen und auf steigende Kurse setzen möchten, könnte daher der Open End Turbo Bull WKN: CQ8WM8 der Citi eine geeignete Alternative darstellen. Der Schein ist mit 3,23 ausreichend moderat gehebelt und einer Knock-Out-Barriere bei aktuell 134,0418 Euro ausgestattet. Wer dagegen lieber auf eine mögliche Korrektur spekulieren möchte, könnte dies mit dem Open End Turbo Bear WKN: CP0F63 tun; dieser Schein ist ebenfalls moderat gehebelt (3,26), die aktuelle Knock-Out-Barriere liegt bei 251,6389 Euro.