Gestern noch ein Gerücht, heute schon harte Realität – die Deutsche Bank will mindestens 7.000 Stellen streichen. Kolportiert wird sogar die Zahl 10.000, was rund einem Zehntel der aktuellen Belegschaft von gut 97.000 Mitarbeitern entspräche. Der personelle Kahlschlag dürfte dabei insbesondere das mittlerweile ziemlich ungeliebte Investmentbanking treffen; die einstigen „Masters of the Universe“ haben ihre besten Zeiten schon lange hinter sich und sind für die Neuausrichtung des Geldhauses eher Belastung denn Bereicherung. Das gilt möglicherweise auch für den Aufsichtsratsvorsitzenden Achleitner, der auf der heutigen Hauptversammlung vermutlich nicht nur Beifall ernten wird. Und was macht das alles mit der Aktie?
Da herrschte zur Markteröffnung so etwas wie die berühmte Ruhe vor dem Sturm, denn der Kurs notierte zunächst beinahe unverändert knapp unterhalb der 11-Euro-Marke. Wer sich an unsere bislang letzte Analyse vor gut einer Woche erinnert, der weiß, dass sich das Chartbild damit noch einmal verschlechtert hat, denn der Fall unter die März-Aufwärtstrendgerade bedeutete auch die bearishe Auflösung einer Dreiecksformation, die ihre Bestätigung gestern in einem neuen Jahrestief bei 10,75 Euro fand. Doch es gibt auch eine halbwegs gute Nachricht:
Weiter abwärts ging es bislang (noch!) nicht, der gefürchtete Rutsch an bzw. unter die vielbeachtete 10-Euro-Schwelle ist bisher zumindest ausgeblieben. Das schürt einen Funken Hoffnung bei den Anlegern; sollte es den Papieren jetzt tatsächlich gelingen, die 11-Euro-Marke sowie die bereits erwähnte März-Aufwärtstrendgerade zurückzuerobern und dabei auch gleich über die Februar-Abwärtstrendgerade nach oben (Achtung, Kreuzwiderstand!) auszubrechen, wäre nicht nur die Rückkehr in den kurzfristigen Aufwärtstrendkanal geglückt; im Anschluss bestünde sogar eine kleine Chance auf einen Break am zweiten Doppelwiderstand, der diesmal aus der oberen Trendkanalbegrenzung und der Eindämmungslinie im Bereich von 12,40/12,50 Euro besteht. Viel weiter nach oben wollen wir heute noch gar nicht blicken, zumal die Abwärtsrisiken längst nicht gebannt sind:
Sollte sich der Ausverkauf nämlich doch wieder beschleunigen, dürfte ein Sturz an die 10-Euro-Marke kaum zu vermeiden sein. Dort könnte sich das weitere Schicksal der Deutschen Bank entscheiden – führt die Reise des Geldhauses abwärts, was einen Test des bisherigen Allzeittiefs bei 8,83 Euro inklusive neuer Rekordtiefststände implizieren würde, oder gelingt an dieser wichtigen Barriere der Turnaround? Diese Frage wird wohl kaum auf der heutigen Hauptversammlung beantwortet werden können. Der Weg aus der Krise jedenfalls wird nicht alleine mit Stellenkürzungen und Personalabbau zu bewältigen sein!

Dipl.-Volkswirt, Full-Stack Engineer, Hobbytischler