Eigentlich hatten wir kurz darüber nachgedacht, die heutige Ausgabe etwas später erscheinen zu lassen, um das amtliche Endergebnis für den Monat November noch verarbeiten zu können. Doch wenige Stunden vor Handelsschluss – der in den USA am heutigen Freitag ohnehin auf 19 Uhr unserer Zeit vorgezogen wird – zeichnet sich beim DAX ein positives Ergebnis ab, damit dürfte der deutsche Leitindex den dritten Monat in Folge im Gewinn beenden. Das ist per se eine gute Nachricht, die beim Blick auf die bisherige 2019er-Performance noch besser wird. Denn da liegen die heimischen Blue Chips beinahe uneinholbar vorne. Ein Kurseinbruch von über 25% im Dezember wäre jedenfalls, um es milde auszudrücken, eine ziemliche Überraschung und kam zudem in der Historie des Index noch nie vor; der schlechteste Monat „ever“ war, Stand heute, der September 2002 mit einem Minus von 25,42%, damals platzte die legendäre „Dotcom-Blase“, der Nemax 50, Vorgänger des heutigen TecDAX, markierte am 24. September 2002, nur zweieinhalb Jahre seit dem Rekordhoch bei 9.666 Zählern, sein Allzeittief bei 325 Punkten, zwei Tage später verkündete die Deutsche Börse das Aus für den „Neuen Markt“. Aktuell geht es dagegen in die andere Richtung:
Denn der TecDAX, 2003 als Nachfolger des Nemax 50 eingeführt, kletterte in dieser Woche auf „sein“ neues Allzeithoch bei 3.073 Punkten. Auch die Mid Caps ließen es bis Mittwoch richtig krachen, der MDAX schob seine bisherige Bestmarke noch ein Stück höher auf 27.637 Zähler. Und der DAX? Nun, der übte sich in beinahe aristokratisch anmutender Zurückhaltung. Ein kurzes Winken über der 13.300er-Marke mit dem Wochenhoch bei 13.314 Punkten, mehr war von den deutschen Top 30 nicht zu sehen. Damit hat sich zumindest die charttechnische Ausgangslage nicht verändert: Für eine Wiederaufnahme/Fortsetzung der 2019er-Herbst- bzw. Jahresendrallye müsste es nun im ersten per Schlusskurs über 13.300 Zähler und im zweiten, ebenfalls per Tagesschluss, über das amtierende Jahreshoch bei 13.374 gehen. Gelingt dann auch noch der Break bei 13.400 Punkten, könnte es endlich zu einem neuen Allzeithoch oberhalb von 13.597 kommen! Klingt so einfach und ist scheinbar doch so schwer, denn was aktuell (leider) so ein bisschen fehlt, ist die nötige Aufwärtsdynamik! Das heißt:
Ziiiiiiiiiiiiiiiiiiiiieeeeeh………
Solange der DAX in der Schiebezone rund um 13.200/13.300 festhängt, kann die Unterseite nicht aus den Augen gelassen werden. Denn da würden nur ein, zwei schwächere Sitzungen ausreichen, um die deutschen Blue Chips wieder unter die wichtige Haltelinie bei 13.170 zu befördern. Sollte der Index erneut unter das alte 2018er-Junihoch abrutschen und damit aus der zuletzt kursbestimmenden Seitwärtsrange nach unten herausfallen, müsste direkt mit einem Test des Vorwochentiefs bei 13.044 bzw. mit einem Absacker an die runde 13.000er-Barriere gerechnet werden. Übrigens immer noch mit einer Gap-Close-Option, denn die Kurslücke zwischen 13.019 und 12.992, die seit dem 4. November im Chart klafft, wartet weiterhin darauf, geschlossen zu werden. Damit hält der DAX für den Start in den Dezember zwei mögliche Szenarien bereit: Ausbruch mittels des aufgestauten Bewegungspotenzials auf der Oberseite, Ermüdungsrücksetzer auf der Unterseite. Der kleine Vorteil für die Bullen: Ein trendbestätigendes Pullback, zum Beispiel an die runde Tausendermarke, würde unverändert ins bullishe Bild passen!
Dipl.-Volkswirt, Full-Stack Engineer, Hobbytischler