Es geht Schlag auf Schlag, an den Märkten, auf den politischen Bühnen, wohin man dieser Tage schaut, überschlagen sich die Ereignisse! Fangen wir mit unseren britischen Freunden an: Da hatten wir uns gerade noch über die Rückkehr des Parlaments im Allgemeinen und der des Speakers John Bercow im Besonderen gefreut, schon müssen wir dessen Rücktritt zur Kenntnis nehmen! Spätestens zum 31. Oktober will der gute Mann sein Amt niederlegen, doch es bleibt kaum Zeit, das zu bedauern, denn das Nachrichtenkarussell drehte sich munter weiter und bescherte uns die „Operation Yellowhammer“, das No-Deal-BREXIT-Worst-Case-Szenario der britischen Regierung! Der Name ist übrigens NICHT Programm, sondern Zufall und bedeutet übersetzt einfach „Goldammer“, wissenschaftlicher Name Emberiza citrinella. Bevor Sie jetzt anfangen, sich darüber zu wundern, wechseln wir lieber schnell rüber zu unseren amerikanischen Freunden, denn auch die wussten in dieser Woche zu überraschen. Als „Geste des guten Willens“ verschob US-Präsident Trump jene Strafzölle, die Anfang Oktober in Kraft treten sollten, um zwei Wochen. Damit antwortete der POTUS auf entsprechende Signale der Entspannung, die zuvor von Peking ausgesendet wurden. Die Märkte freut’s:
Der DAX legte seit dem bisherigen Septembertief bei 11.869 Zählern mittlerweile über 5% zu und schraubte sich binnen sieben (!) Gewinnsitzungen in Folge (was der längsten Siegesserie seit Anfang Juli entspricht) bis auf das amtierende Monatshoch bei 12.477 Punkten! Damit haben die deutschen Blue Chips innerhalb einer guten Woche nahezu ALLE Widerstände auf dem Weg zum bisherigen 2019er-Top bei 12.656 Zählern beiseite geräumt – und die Karten für eine Herbst-Rallye völlig neu gemischt! Denn plötzlich ist der Sprung an bzw. über die 13.000er-Schwelle wieder zum Greifen nah, und darüber stünde mit der 13.200er-Marke eine lösbare Aufgabe auf dem Programm, vor einem Angriff auf das Allzeithoch aus dem Januar 2018. Vor all diesen hehren Kurszielen steht jedoch der Ausbruch über den Bremsbereich rund um die (Achtung, Verwechslungsgefahr!) Volumenkante bei 12.450, den der DAX bislang noch schuldig blieb. Der Blick auf die Unterseite schadet daher nicht:
Neu sortiert!
Denn da haben sich die Haltestellen seit der Vorwoche einmal komplett neu durchsortiert. Als erster Halt ist jetzt die Volumenspitze im Bereich von 12.350 Punkten zu nennen, der direkt darunter die Auffangzone bei 12.310/12.300 folgt. Eine Etage tiefer würden die Kurse auch schon auf die nächste Volumenspitze im Bereich der 12.200er-Marke treffen, die zudem von den Zwischentiefs bei 12.190/12.189 und 12.173 verstärkt wird. Alle diese Chartmarken würden sich übrigens als perfekte Wendepunkte für einen trendbestätigenden Rücksetzer anbieten, der nun immer wahrscheinlicher wird, je höher die Blue Chips klettern! Als letzte klar bullishe Wende- bzw. Haltemarke kommt dabei die Volumenspitze an der 12.000er-Barriere infrage; rutschen die Kurse noch einmal unter die runde Tausendermarke, würde das Chartbild erste Kratzer davontragen, zumal dann mit einer Schließung der offenen Kurslücke aus der Vorwoche bei 11.957 gerechnet werden müsste! Bleibt als Fazit dieser überaus turbulenten Woche: So kann es weitergehen.
Dipl.-Volkswirt, Full-Stack Engineer, Hobbytischler