Die gerade hinter uns liegende Woche stand für die meisten von uns ganz im Zeichen der politischen Ereignisse. In Straßburg wurde Ursula von der Leyen zur ersten Frau an der Spitze der EU-Kommission gewählt. Die vormalige Bundesverteidigungsministerin ist damit die Nachfolgerin von Jean Claude Juncker, der dieses Amt nach nur einer Wahlperiode wieder aufgibt. Nachfolgerin im Bendlerblock und somit neue Verteidigungsministerin wurde – einigermaßen überraschend, nicht nur für die ahnungslose Öffentlichkeit – Annegret Kramp-Karrenbauer. Fast zur gleichen Zeit wurde in Washington ein Antrag auf Amtsenthebung abgelehnt. Nachdem wir hier kein politisches Forum betreiben, müssen wir erfreulicherweise keines dieser Ereignisse kommentieren, sondern können direkt zu einem anderen, nicht minder munteren Treiben kommen:
Dem an den Börsen nämlich, und da hat sich die Divergenz zwischen den deutschen und den US-amerikanischen Märkten noch einmal deutlich verstärkt. Während die Berichtssaison an der Wall Street Fahrt aufnahm und vor allem die Großbanken Citigroup und JPMorgan mit Bestnoten glänzen konnten, herrschte hierzulande eher Trübsinn. Für Dow Jones & Co ging es folgerichtig auf neue Rekordstände, für den DAX dagegen – nach nur zwei positiven Sitzungen zum Wochenauftakt – wieder deutlich nach unten. Und zwar so deutlich, dass sogar die 12.200er-Haltelinie gerissen wurde! Das frische Monatstief bei 12.173 Punkten gibt dabei die Richtung vor: Sollte die 12.200er-Marke dem Verkaufsdruck per Tagesschluss nicht standhalten, dürfte ein Test der 12.000er-Schwelle immer wahrscheinlicher werden! Bullishe Tendenzen auf diesem Niveau? Fehlanzeige! Aber:
Erst einmal kleine Brötchen backen!
Noch ist es vielleicht zu früh, die Flinte ins sonnenreife Korn zu werfen. Damit ist nicht unbedingt gemeint, dass die deutschen Blue Chips aus dem Stand noch an die Rekordjagd der US-Indizes anknüpfen können. Dazu ist der Abstand zum Allzeithoch bei 13.597 Punkten mit -10% einfach zu groß. Doch in Sachen Performance ist durchaus Luft nach oben. Denn der DAX kommt aktuell auf eine 2019er-Bilanz von 15,99%. Im Dow Jones sind das mittlerweile 16,72%, wohlgemerkt ohne Dividenden. Da lohnt der Blick auf den DAX als Kursindex, denn der ist direkt mit dem Dow Jones vergleichbar und weist lediglich ein Plus von 12,3% auf. Womit wir das Aufhol- bzw. Aufwärtspotenzial etwas näher bestimmen können. Umgerechnet auf den DAX bedeutet das – ein neues Jahreshoch ist da in jedem Fall noch drin! Wahrscheinlich sogar die Rückeroberung der 13.000er-Marke, der Herbst mit seinen saisonal starken Wochen kommt ja erst noch. Vor all dem steht aber erst einmal die Rückeroberung der Volumenspitze bei 12.350, der Re-Break bei 12.400 und anschließend die Rückkehr über die Hürden bei 12.500 und 12.600 Punkte.

Dipl.-Volkswirt, Full-Stack Engineer, Hobbytischler