Einige sind ja der Auffassung, man solle gehen (wahlweise aufhören), wenn es am schönsten ist. Nun kann ich mich dieser Lesart zwar nicht mit vollster Überzeugung anschließen, für die Anleger schien das in dieser Woche jedoch genau die richtige Vorgehensweise zu sein. Denn die wunderbare 2019er-Rallye, in der die Kurse gerade eben noch wie im Rausch nach oben gestürmt sind, endete so jäh und abrupt, wie es nur sein konnte. Zu verdanken haben wir den Kurswechsel dem US-Präsidenten, der im Zollstreit mit China die Keule auspackte – und die Märkte weltweit mit einem Rundumschlag auf die Bretter schickte. Und das mal richtig, wie der gestrige Donnerstag erst leid-, und dann am Ende irgendwie auch eindrucksvoll belegte:

Chart DAX
Chart DAX:http://www.prime-quants.de/images/products/external/db_newsletter_daily/DAX_2019_05_10.gif

Denn es ging abwärts, und zwar richtig. Während die deutschen Blue Chips ungebremst unter die 12.000er-Barriere rauschten und ein neues Wochen- bzw. Monatstief bei 11.957 Punkten markierten, sackte der Dow Jones auf der anderen Seite des Atlantiks unter die runde 26.000er-Schwelle zurück. Im Tief fehlten gerade einmal 99 Punkte zur 200-Tage-Linie und damit zu einem erneuten Abwärtstrendwechsel – souveräne Bullenpower sieht anders aus! Kaum gesagt bzw. geschrieben, meldeten sich die Haussiers am Abend zurück und sorgten im US-Leitindex für eine starke Intraday-Gegenbewegung. Von der könnte heute auch der DAX profitieren, wobei neben einem direkten Re-Break bei 12.000 auch die Rückeroberung der 12.200er-Marke die Grundvoraussetzung für eine Wiederaufnahme der Rallye wäre. Oberhalb von 12.200 müsste es dann zügig zurück an die Volumenspitze bei 12.370/12.500 gehen, womit auch das bisherige Jahreshoch bei 12.436 aus der Vorwoche egalisiert wäre. Die nächsten Kursziele wären anschließend bei 12.600 und 12.800 zu finden, aber sachte, bloß nicht zu früh entspannen:

Unternehmen Turnaround

Schließlich ist auf der Unterseite noch längst nicht alles in trockenen Tüchern. Noch steht die Bestätigung des Pullbacks an der 12.000er-Barriere nämlich aus, sprich der Index muss sich heute Abend zwingend oberhalb der runden Tausendermarke aus dem Handel und ins Wochenende verabschieden, um das Pullback-Szenario zu untermauern. Sollte das Unternehmen Turnaround schiefgehen und der DAX in der Folge wieder nach unten abdrehen, könnte es ziemlich ungemütlich werden. Denn da warten als Unterstützungen beispielsweise die Nackenlinie der alten SKS-Formation aus den Jahren 17/18 bei 11.869 Zählern, das offene Gap vom 03. April zwischen 11.854 und 11.778 sowie die 200-Tage-Linie bei 11.670 Punkten. Nur wenig tiefer verläuft eine zweite Kurslücke – und die ausgeprägte Volumenkante/-spitze bei 11.650/11.600 Zählern; spätestens auf diesem Niveau sollten die Kurse dann zum Sprung ansetzen und den Aufwärtsdreh schaffen!