Von wegen ruhig und besinnlich! Dieses Weihnachten wird in die (Börsen-)Geschichte eingehen, denn während die Deutschen sich anschickten, bei Kerzenschein und Tannenduft den Heiligen Abend zu feiern, krachten an der Wall Street die Kurse derart aufs Parkett, dass es A unter die 22.000er-Marke und B auf ein neues Jahrestief ging. Ein Jahrestief! An Heiligabend! Im Dow Jones! Hat man so etwas schon einmal gesehen?! Ja, hat man, 1901 oder so, lange her jedenfalls. Und damit historisch dergestalt bedeutend, dass der Präsident selbst vor die Kameras und Mikrofone trat und seinem Volk verkündete, die aktuelle Marktlage sei „eine großartige Gelegenheit zu kaufen“. Hat man so etwas schon einmal gesehen? Nein, hat man noch nie. Immerhin verfing die präsidiale Kaufempfehlung; am Mittwoch (an dem, anders als hierzulande, an den US-amerikanischen Börsen wieder gehandelt wurde) schoss der Dow Jones sagenhafte 4,98% nach oben. Das ist natürlich der größte Tagesgewinn des Jahres. Und gleichzeitig auch der größte seit – und jetzt raten Sie mal – dem 23. März 2009. Was war damals noch gleich? Richtig, Krise. Und das gilt durchaus auch für die laufende Periode. Denn 2018 war kein gutes Börsenjahr, wie der Blick auf die Zahlen zeigt:
Krisenstimmung
Die Indizes rangieren durch die Bank im negativen Bereich. Minus 18% stehen für den DAX zu Buche, das ist das schlechteste Ergebnis seit, Sie ahnen es, dem Krisenjahr 2008, in dem der Index über 40% verlor. Das gilt auch für den Dow Jones, der zwar mit -6% deutlich besser als das deutsche Pendant abschließt, genau wie dieses aber das schwächste Resultat seit 2008 (-34%) verbuchen muss. Zufall? Wohl kaum. Eher eine Art Crash auf Raten und damit ein Fingerzeig für das kommende Jahr. Denn dass die Märkte nach der spektakulären Post-Lehman-Rallye einiges an Korrekturpotenzial aufgebaut haben, dürfte selbst dem US-Präsidenten klar sein. Noch einmal kurz zur Erinnerung: zwischen dem Finanzkrisentief bei 6.470 Zählern und dem Allzeithoch bei 26.952 Punkten liegen im Dow Jones 20.482 Zähler, macht ein Plus von rund 316,6%. Dreihundertsechzehn Prozent. Zwischen dem 06. März 2009 und dem 03. Oktober 2018. Da ist noch Luft, nach unten. Allerdings, und damit kommen wir zum Ausblick auf die kommenden 12 Monate, dürfte auch diese Korrektur nicht linear verlaufen. Will heißen: Gegenbewegungen sind jederzeit möglich. Und zwar auch dann, wenn der US-Präsident nicht explizit dazu aufruft. Allerdings, und das wird uns wohl noch eine Weile begleiten, muss dadurch mit enormen Kursschwankungen und damit einhergehend mit einer hohen Volatilität gerechnet werden. Na dann – einen guten Rutsch!
Dipl.-Volkswirt, Full-Stack Engineer, Hobbytischler