Wir haben es geschafft! Der Horror hat ein Ende! Der Oktober 2018 – im DAX mit einem Minus von 6,5% der schwächste Monat seit Januar 2016 – liegt hinter uns! Womit jetzt eigentlich alles dafür spricht, dass es von nun an nur besser werden kann. Naja, wir wollen es nicht gleich übertreiben – sagen wir daher erst einmal „könnte“. Und vielleicht auch nicht gleich alles, sondern möglicherweise (und für den Anfang) zunächst nur einiges. Aber die Kursentwicklung im deutschen Leitindex deutet zumindest an, dass es tendenziell wieder nach oben geht. Von vier Sitzungen in dieser Woche (die heutige läuft ja noch) beendete der DAX immerhin drei mit einem positiven Vorzeichen, das ist eine deutliche Steigerung zur Vorwoche, in der beispielsweise nur ein Handelstag mit einem Plus abgeschlossen werden konnte. Und – auch das ist nicht unwesentlich – die Gewinne werden größer. +1,2% am Montag, +1,4% am Mittwoch, +0,2% gestern zum Start in den November, wenn das mal keine ansteigende Formkurve ist! Allerdings – und so realistisch sollte man in diesen stürmischen Zeiten sein – auch in Bärenmärkten gibt es kleinere oder größere gegenläufige Trendphasen, selbst eine kräftige Erholung (und mag sie noch so willkommen sein) ist noch keine Hausse. Denn, und auch das müssen wir ehrlicherweise konstatieren, an den Problemen und Risikofaktoren, die auf der (Welt-)Wirtschaft lasten, hat sich schließlich in den vergangenen Tagen nichts geändert. Ganz im Gegenteil sogar:
Zwischenzeugnis
Trumps Zollkrieg gegen China und den Rest der Welt schwelt weiter vor sich hin, auch wenn sich aktuell eine mögliche Entspannung abzeichnet. Deutschlands Kanzlerin hat ihren Amtsstatus in „Lame Duck“ geändert, und die Inflation „galoppiert“ ja beinahe schon durch die EU wie ein wildgewordenes Pony beim Leonhardiritt*. Dafür nimmt die Konjunktur immer weiter Tempo raus, und den Techwerten fliegen ihre hochpreisigen Vorschusslorbeeren um die Ohren. Haben Sie zufällig die Amazon-Aktie in den zurückliegenden Tagen beobachtet? Über 20% sind die Papiere im Oktober abgeschmiert, davon allein 13%, nachdem die Umsatzprognosen für das vierte Quartal weniger optimistisch ausfielen, als erwartet. Dabei lag der Nettogewinn in Q3 bei sagenhaften 2,88 Milliarden US-Dollar, gegenüber dem Vorjahresertrag von 256 Millionen USD. What? Tja, so schnell kann das gehen, wenn der Anspruch größer ist als die Vernunft. Mittlerweile hat sich die Aufregung wieder etwas gelegt, und die Aktie konnte sich vom Korrekturtief bei 1.476 USD erholen und kratzt nun bereits an dem Widerstand bei 1.650 USD. Allerdings zeigt sich an diesem Beispiel, wie fragil die Börsen derzeit aufgestellt sind. Ein Windhauch, und das Kartenhaus fällt in sich zusammen. Das sollte zumindest im Hinterkopf behalten werden, wenn nun – nach drei positiven Sitzungen im Dow Jones in Folge – von den ersten schon wieder die Jahresendrallye ausgerufen wird. Warten wir es vielleicht erst einmal ab. Die Midterm Elections beispielsweise, am Dienstag. Wie wird das „Zwischenzeugnis“ für den US-Präsidenten ausfallen, und wie werden die Märkte darauf reagieren? Mit dieser Frage entlasse ich Sie heute ins Wochenende. Und mit dem Versprechen, Ihnen in der kommenden Woche die Antwort zu liefern!

Dipl.-Volkswirt, Full-Stack Engineer, Hobbytischler