Sie Sie wissen, befassen wir uns bei Prime Quants auch mit dem Thema Charttechnik. Dabei sind wir keine glühenden Anhänger dieser „Lehre“, sondern nutzen die Kursverläufe der einzelnen Werte für unsere Analysen, sprich: wir betrachten, wie, wann und warum ein Kurs nach oben, nach unten oder zur Seite gelaufen ist. Unter Umständen lassen sich daraus Anhaltspunkte für die künftige Kursentwicklung ableiten; das gilt vor allem dann, wenn wir das von uns entwickelte Volumenhistogramm zur Bewertung hinzuziehen. Bevor Sie jetzt allerdings allmählich in den Zustand gepflegter Langeweile abgleiten, will ich Ihnen verraten, warum ich das heutige Market Mover-Editorial mit diesen – hinlänglich bekannten – Fakten beginne. Im DAX ist in dieser Woche nämlich etwas ganz außergewöhnlich Besonderes passiert. Zumindest für Charttechniker, die sich mit solchen Signalen befassen. Was war also los? Nun, am Montag kreuzte die schnelle, kurzfristige 50-Tage-Linie den langsamen, langfristigen GD200. Und zwar von oben. Huch! Ein Todeskreuz! So nennt man diesen Vorgang nämlich in der Fachsprache. (Unnützes Wissen am Rande: Schneidet der GD50 die 200-Tage-Linie von unten kommend, wird dies als „Goldenes Kreuz“ bezeichnet.) Doch zurück zum Todeskreuz – da verheißt ja schon der Name an sich wenig Gutes, deshalb gilt dasselbe auch als Crash-Vorbote. Oha! Da wir diese Behauptung natürlich nicht einfach so im Raum stehenlassen konnten, haben wir kurz nachgeprüft, und siehe da – befindet sich der DAX bereits unterhalb seines langfristigen Durchschnitts (wie es aktuell der Fall ist), passiert nach dem Todeskreuz…nichts. Jedenfalls in den meisten Fällen, denn die Trefferquote liegt gerade mal bei 27%. Eine starke Abwärtsbewegung oder gar eine neue Baisse wird dadurch also nicht wahrscheinlicher. Im Gegenteil, denn in den Jahren 1998 oder 2011 trat das „Todeskreuz“ beispielsweise direkt am oder kurz vor dem DAX-Tief auf. Das bedeutet:
Ritt auf der Rasierklinge
Wachsamkeit ja, Panik nein. Jedenfalls noch nicht. Dass die aktuelle Marktphase dabei keinem Spaziergang, sondern eher einem Ritt auf der Rasierklinge gleicht, liegt an vielen Faktoren. Trump, Trump und Trump, um nur einige zu nennen. Oder, etwas weniger flapsig – Handelskonflikt, Russland-Affäre, Wahlbetrug, Personalkarussell, die Liste ist lang. Und die Allianzen sind brüchig. Politisch sowieso, und zunehmend auch wirtschaftlich. Sehen wir beispielsweise gerade das Ende von Facebook? Brian Acton hat jedenfalls auf Twitter den Hashtag #deletefacebook mit einem simplen „It is time.“ versehen. Und sein Konto dort gelöscht. Sie kennen Brian Acton nicht? Das ist der Mann, der einst zusammen mit seinem Kumpel Jan Koum den Instant Messenger WhatsApp gründete und das dazugehörende, gleichnamige Unternehmen später für 19 Milliarden US-Dollar verkaufte. An Mark Zuckerberg. Beziehungsweise Facebook. Deren Aktie verlor mittlerweile rund 11% auf Wochensicht, das ist durchaus kein Pappenstiel. Sondern ein Milliardenverlust. Und Verluste bleiben auch nach dieser Handelswoche bei den Aktienindizes stehen – der DAX liegt aktuell rund 3,8% hinten, die Nebenwerte im MDAX kommen auf -2,5% und an der Wall Street sind es im Dow Jones rund 4%. Selbst die Techwerte, die bislang mit satten Kursgewinnen glänzen konnten, mussten heftige Rückschläge verkraften – für den deutschen TecDAX stehen auf Wochensicht aktuell -5,4% zu Buche, der US-amerikanische Nasdaq 100 sackte um 4,8% ab, nachdem der Index noch vor 10 Tagen auf Rekordniveau (7.186) notierte. Nur der „Facebook-Effekt“, oder doch mehr? Sie merken es, das wird der klassische Cliffhanger, denn die Antwort auf diese Frage gibt es erst…in der kommenden Woche!

Dipl.-Volkswirt, Full-Stack Engineer, Hobbytischler