Der Weltfrauentag 2018 findet erst morgen statt, also muss ich heute nochmal ran – und das gilt auch für die Märkte, die heute Vormittag nach dem überraschenden Rücktritt von Gary Cohn, seines Zeichens Ex-Goldman Sachser und jetzt auch Ex-Wirtschaftsberater des US-Präsidenten, erst einmal klar nach unten tendierten. Schon schade, schließlich hatten sich DAX & Co gerade erst in eine halbwegs ansehnliche Erholung zurückgekämpft. Gegen den Trend hätte sich da eigentlich die Deutsche Post stemmen können, denn die Bonner bauten ihre Vormachtstellung 2017 weiter aus. Umsatz, Gewinn und Dividende sind gestiegen, das sollte auch der Aktie auf die Sprünge helfen. Doch die Realität sieht etwas anders aus:
Nach den beiden Erfolgsjahren 2016 (+20,3%) und 2017 (+27,3%) gönnte sich die Deutsche Post-Aktie nämlich erst einmal eine Auszeit und liegt mit der aktuellen 2018er-Performance von -8,8% recht deutlich hinter dem DAX (-6,4%) zurück. Und rangiert zur Stunde am unteren Ende des DAX-Tableaus, wo sie zusehen muss, nicht den Anschluss an die 36-Euro-Marke zu verlieren. Die hat sich in der laufenden Korrektur schon mehrfach als Schlüsselstelle erwiesen, womit die Kursziele klar abgesteckt sind:
Gelingt es den Notierungen heute, die 36er-Schwelle direkt zurückzuerobern, könnte im Anschluss auch das frisch in den Chart gerissene Abwärtsgap sofort wieder geschlossen werden. Dafür wäre ein Schlusskurs um 36,65 Euro erforderlich, und das führt unweigerlich zur nächsten Hürde, denn bei 36,68 Euro verläuft aktuell der GD200; kann diese Trendlinie ebenfalls überboten werden, hätten die Notierungen Platz bis an den nächsten Widerstand bei 37,50 Euro. Einen Ausbruch über diese hartnäckige Barriere vorausgesetzt, könnte anschließend sogar die Rückeroberung der Februar-Aufwärtstrendgerade glücken, die derzeit im Bereich der 38er-Marke verläuft. Die nächsten Stationen auf dem Weg zurück Richtung Allzeithoch (41,36 Euro) wären dann bei 39/39,50 Euro bzw. 40/41 Euro zu finden. So sonnig die Aussichten für die Oberseite sind, so düster sind sie beim Blick nach unten:
Gibt der Kurs nämlich weiter nach, drohen die Papiere wieder an das bisherige 2018er-Tief vom 06. Februar bei 35,11 Euro abzurutschen. Das ließe sich unter Umständen als Doppeltief und damit als bullishes Chartmuster interpretieren, sofern die Aktie direkt nach oben abdreht. Noch kann allerdings eine Ausweitung der Verkäufe nicht ausgeschlossen werden, und die könnte ohne Weiteres bis an den nächsten Halt bei 34 Euro führen. Darunter warten bereits die 33er-Marke bzw. das 2017er Juli-Tief bei 32,34 Euro und die 32er-Schwelle auf ihren Einsatz, womit das Abwärtspotenzial im Augenblick nicht zu unterschätzen ist. Das deckt sich mit dem Seasonal Chart:
Der zeigt fürs erste Halbjahr einen eher durchwachsenen Verlauf, wobei die Aktie bis zum 22. Mai im Schnitt zwar 3,6% zulegt, zwischen dem 22. Mai und dem 20. Juli jedoch die trendstärkste Short-Phase mit einem durchschnittlichen Verlust von -4,9% folgt. So richtig aufwärts geht es demzufolge erst ab Mitte Oktober, dann ist mit einem Gewinn von durchschnittlich 9,6% die stärkste Long-Phase des Jahres zu erwarten.


Dipl.-Volkswirt, Full-Stack Engineer, Hobbytischler