Die Geschichte der Steinhoff International Holdings N.V. ist schnell erzählt – ganz hoch geflogen (zwischenzeitlich immerhin mal Europas Möbelverkäufer No. 2 hinter IKEA) auf das Allzeithoch bei 6,16 Euro, das am 18. August 2016 markiert wurde. Und ganz tief gefallen, nachdem die Unternehmensführung im Herbst 2017 Unregelmäßigkeiten in den Bilanzen der vergangenen Jahre einräumen musste. Das Allzeittief vom 21. Dezember 2017 bei 0,25Euro markiert aber vermutlich (noch) nicht den unrühmlichen Höhe- bzw. Tiefpunkt der Unternehmensgeschichte, denn die Aussichten bleiben düster:
Im Chartbild scheint die Aktie zwar im Bereich von 0,35 Euro (wichtig zu wissen: hier schlugen die Papiere im Zuge des brutalen Kursabsturzes nach Bekanntwerden der Bilanzfälschungs-Vorwürfe Anfang Dezember auf) eine Haltezone ausgebildet zu haben, die mit der heutigen Rückeroberung der 0,40er-Marke wieder einmal erfolgreich auf den Prüfstand gestellt werden konnte. Die bisherige 2018er-Performance nähert sich damit der 30%-Marke, diese Zahl klingt allerdings nur auf den ersten Blick beeindruckend und sollte nicht überbewertet werden, denn zunächst gilt:
Um sich überhaupt dem Abwärtssog entziehen können, müssten die Papiere nicht nur die 0,50er-Barriere überwinden und im Anschluss das bisherige 2018er-Top bei 0,61 Euro überbieten. Strenggenommen wäre wenigstens der Sprung über die 1-Euro-Hürde erforderlich, um zumindest einen Fuß in die Tür zurück zur Oberseite zu bekommen.
Der nächste Schritt würde die Schließung des offenen Mega-Gaps vom 06. Dezember bedeuten, dessen untere Kante bei 1,45 Euro und die obere bei 3,00 Euro zu finden ist. Und selbst beim allergrößten Optimismus kann eine solche Kursentwicklung – ohne eine vollständige und vor allem schuldbefreiende Aufklärung des Bilanzskandals – derzeit nicht seriös prognostiziert werden.
Weit plausibler erscheint daher der Blick zur Unterseite; sollten sich die Vorwürfe erhärten bzw. bestätigen und/oder gar neue Unregelmäßigkeiten aufkommen, könnten neue Abgaben die Folge sein. Dabei dürfte zuerst der bereits angesprochene Boden bei 0,35 Euro getestet werden, wobei eine Ausweitung der Verkäufe bis ans Rekordtief bei 0,25 Euro oder die 0,20er-Schwelle ebenfalls infrage käme.
Steinhoff ist daher aktuell als hochspekulativ einzustufen, eine Einschätzung, die der Seasonal Chart auch ohne Bilanzunregelmäßigkeiten unterstreicht – in der saisonalen Auswertung wechseln die Papiere erst Mitte Juni in die trendstärkste Long-Phase des Jahres, in der dann aber immerhin rund 13% im Schnitt hinzugewonnen werden. Um Steinhoff jedoch in ruhigere Fahrwasser zu bringen, wird deutlich mehr erforderlich sein.


Dipl.-Volkswirt, Full-Stack Engineer, Hobbytischler