(Prime Quants) Wer sich, wie Sie und ich bzw. wir hier bei Prime Quants mit dem Thema Börse beschäftigt, der braucht – vor allem, wenn diese Beschäftigung über ein reines Interesse hinausgeht und aus aktiver Anlage in Aktien etc. besteht – immer wieder Nerven wie Drahtseile. Und das nötige Kleingeld, denn wie schon der längst verblichene Ökonom John Maynard Keynes etwas süffisant sagte, „können die Börsen länger irrational bleiben, als du solvent“. Dieses Zitat dürfte nun wirklich jeder Anleger bereits irgendwann irgendwo schon einmal gehört oder gelesen haben, aber – nichts trifft die derzeitige Marktsituation besser! Denn paradoxer als in den letzten Tagen kann es wohl kaum mehr zugehen: Die Wall Street steigt, und dennoch stürzte der DAX nach einem kleinen Höllenritt zunächst auf den tiefsten Stand seit dem 10. März und kämpfte plötzlich nicht mehr mit der 10.000er-Marke, sondern hatte seine liebe Not, sich über 9.500 Zählern zu behaupten. Knapp 600 Punkte betrug der Kursverlust im deutschen Leitindex zur Wochenmitte und im Vergleich zum Höchststand der Vorwoche, als immerhin noch 10.097,70 Zähler auf der Anzeigetafel aufleuchteten. Verkehrte Welt oder was?

Schaukelbörsen

Um es gleich vorweg zu nehmen – wir sind optimistisch, aber nicht euphorisch. Der Ausverkauf vom Freitag – zum ersten Mal seit 13 (!!!) Jahren konnte der DAX den ersten Handelstag im April nicht im Gewinn beenden – hatte eine deutliche Signalwirkung: Korrektur! Zwar vollzog sich intraday noch eine ordentliche Gegenbewegung, indem der Index seine zunächst deutlichen Verluste von knapp 3 Prozent auf -1,71 Prozent zur Schlussglocke und dank einer starken Wall Street begrenzte, der Schaden war offensichtlich aber nicht mehr gutzumachen. Nach einer schwachen Erholungsbewegung am Montag folgte tags darauf der nächste kleine Sell-off, und der hatte es mit -2,63 Prozent dann gleich in sich: Zwei Kurslücken – zwischen 9.661 und 9.733 sowie zwischen 9.851 und 9.947 Punkten – klaffen nun im Chart und verdeutlichen die Dynamik, mit der es zuletzt zurückging. Dennoch sollte man die Kirche im Dorf lassen. Zwar sind neue trendfolgende Kaufsignale zunächst in weite Ferne gerückt (strenggenommen werden diese nämlich erst oberhalb von 9.947 aktiviert), aus charttechnischer Sicht wurde allerdings noch nicht allzu viel Porzellan zerschlagen. Im großen Bild rutschten die Kurse lediglich vom oberen Ende in die Mitte der 1.000 Punkte breiten Seitwärtsrange zurück. Nun stellt sich aber die Frage, ob es von dort aus direkt wieder nach oben oder doch weiter abwärts bis zur unteren Begrenzung geht?

Neuer Schwung

Das umgekehrte SKS-Muster (Schulter-Kopf-Schulter), das sich im Januar und Februar ausgebildet hatte, ist jedenfalls oberhalb von 9.300 Punkten nach wie vor intakt und macht (zumindest theoretisch) weiter einen Anstieg bis in den Zielbereich von 10.575 Zählern möglich. Zusätzlich kommt dem Niveau rund um 9.300 durch das August-, September- und Januar-Tief eine besondere Bedeutung zu. Will heißen: Wirklich brenzlig wird es für das Leitbarometer erst, wenn diese charttechnische Unterstützung fällt. Auch wenn der April seinem Ruf als starker Börsenmonat (aus statistischer Sicht immerhin der zweitbeste des Jahres) bislang nicht gerecht werden konnte, können die schwächeren Kurse in dieser Handelswoche noch als „normale“ Korrektur eingestuft werden. Im besten Fall wird also lediglich neuer Schwung geholt, um erneut an den 10.000er Beton-Widerstand heranzulaufen. Oder um es in den Worten von André Kostolany zu sagen: „An der Börse sind zwei mal zwei niemals vier, sondern fünf minus eins. Man muss nur die Nerven haben, das Minus Eins auszuhalten.“

Erfolgreiche Trades wünscht

Ihr
Sebastian Hoffmann

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