(Prime Quants) – „Nach der EZB ist vor der Fed“ schrieb mein Kollege Sebastian Hoffmann jüngst in einem Beitrag für die Deutsche Bank, und was soll ich sagen – Recht hat der gute Mann! Denn wie sich in dieser Handelswoche zeigte, standen die Märkte eindeutig unter dem Einfluss der Fed-Sitzung, die sich über zwei Tage, nämlich Dienstag und Mittwoch, hinzog und mit einem, nun ja, Ergebnis endete, das nicht ganz den Erwartungen der Anleger entsprach. Entsprechend zurückhaltend agierte die Mehrzahl der Markteilnehmer dann auch zu Wochenbeginn – nix mehr mit Rallye, nach den beiden guten Vorwochen war erst einmal Konsolidierung angesagt. Für den DAX hieß das im wahrsten Sinne der Worte auf der Linie zu marschieren, und zwar der 200-Tage-Linie. Die verläuft im Augenblick bei 10.250 Punkten, und ungefähr dort treibt sich auch der deutsche Leitindex herum. Mal ein bisschen höher, mal ein bisschen niedriger, übrigens sehr zum Verdruss für alle GD200-Trendfolger, die jetzt vor lauter Fehlsignalen gar nicht wissen, wo oben und wo unten ist. Wobei „unten“ ein exzellentes Stichwort ist, denn eine weitere Notenbank sorgte gestern für einigen Kurswirbel:

Die neun Samurai

Die Bank of Japan, eigentlich und korrekterweise übrigens Nippon Ginkō, falls Günther Jauch Sie jemals danach fragen sollte, tagte nämlich in dieser Woche ebenfalls, und zwar auch zwei Tage lang, allerdings Mittwoch und Donnerstag. Heraus kam bei dem Treffen des neunköpfigen Gremiums, nun ja, nichts Dolles, oder sagen wir ein weiteres Mal und leicht abgewandelt: „nicht ganz das, was den Erwartungen der Anleger entsprochen hätte“. Die hatten offenbar auf eine weitere Lockerung der bisherigen – durchaus bereits, nun ja, großzügigen Geldpolitik gehofft, und nahmen nach der Bekanntgabe vom Ausbleiben ihre Einsätze erst einmal vom Tisch, bzw. vom Parkett. Für den DAX ging es in der Folge deutlich nach unten, und zwar so weit, dass plötzlich sogar die 10.000er-Marke wieder bedrohlich am Horizont auftauchte. Eine andere vielbeachtete Marke fiel dagegen schon, die 18.000er-Barriere im Dow Jones nämlich. Der US-amerikanische Leitindex, der dem DAX zuletzt als Stütze diente und dessen Dynamik sicherlich einen nicht unwesentlichen Teil zur jüngsten Aufwärtsbewegung der Märkte beitrug, trat in dieser Woche (bei Gefälle) auf der Stelle, bevor es gestern schließlich deutlicher abwärts ging. Flaute also auch an der Wall Street, und erst recht in Wolfsburg:

Volkswagen – Die Krise

Jaja, Wolfsburg. Die niedersächsische Metropole am Mittellandkanal kommt einfach nicht zur Ruhe. Der Vfl als amtierender Pokalsieger und Vizemeister nur auf Platz 10 der Liga. Und Dieselgate, immer wieder dieses nervige Dieselgate. Dann die, wie VW-Chef Müller findet, ganz unnötig in der Öffentlichkeit ausgetragenen Diskussionen um die Millionen-Boni der für Dieselgate verantwortlichen Manager. Und als ob das alles noch nicht schlimm genug wäre, musste Müller jetzt auch noch den größten Verlust aller Zeiten in der Konzerngeschichte mit Zahlen belegen. Leider konnte sich der Arme nicht wie weiland Dr. Martin Winterkorn mittels einer Videobotschaft aus der Affäre ziehen, sondern hatte vor der angereisten Presse Rede und Antwort zu stehen. Krisenstimmung also in Wolfsburg, wobei sich die Aktie mit rund 130 Euro für all das ausgesprochen passabel schlägt. Richtig erfolgreich verlief auch die Einführung des neuen Ifo-Chefs Clemens Fuest im Rahmen der gestrigen Jahresversammlung des Münchener Wirtschaftsinstituts, der ich persönlich beiwohnen konnte. Nachdem der von mir hochgeschätzte Hans-Werner Sinn die Leitung des renommierten Ifo-Instituts in Fuests Hände legte, kam der auch gleich mit einem Vorschlag („Accountability Bonds“) zur Lösung der Euro-Krise um die Ecke. Eine solche kann Europa angesichts der aktuellen Thematik – Stichwort Brexit und/oder Griechenland auch gut gebrauchen, aber das wollen wir an dieser Stelle nicht vertiefen. Apropos tief – sehr viel weiter nach unten sollte es jetzt auch für die Märkte nicht mehr gehen, sell in May hin oder her. Wär doch schade, wenn es das schon gewesen wäre, mit der Frühjahrsrallye!

Erfolgreiche Trades wünscht

Ihr
Sebastian Jonkisch

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