Nachtrag: Zwischenzeitlich scheint es endgültig festzustehen: Die Briten wählen den Austritt. Die Märkte werden auf dem falschen Fuss erwischt und stolpern sich durch den Handel. Der Freitag nach dem Votum dürfte als Chaostag beendet werden.

(Prime Quants) – Während es laut den Quoten der Buchmacher am morgigen Donnerstag eine klare Angelegenheit wird, sehen die aktuellen Umfragen (siehe Financial Times) noch ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen BREXIT-Gegnern und Befürwortern. Es wird also auch darum gehen, welches Lager seine Gefolgschaft am besten mobilisieren kann. Abstimmen dürfen die Briten bis 22 Uhr. Die ersten Hochrechnungen werden dann kurz nach Mitternacht erwartet, wobei das Endergebnis am Freitag gegen 7 Uhr vorliegen soll.

Vote Remain schon eingepreist?

Am Aktienmarkt hat das Referendum seinen Schrecken mittlerweile allerdings mehr oder weniger verloren, denn seit dem Attentat auf die Labour-Abgeordnete Jo Cox am vergangenen Donnerstag kennen die Kurse nur noch eine Richtung: aufwärts. Der DAX verbesserte sich dabei binnen fünf Handelstagen um stolze 700 Punkte und eroberte nicht nur die 10.000er-Marke, sondern auch die 200-Tage-Linie zurück.

Angesichts dieser deutlichen Aufschläge drängt sich zunehmend die Frage auf, ob es bei einem pro-europäischen Votum überhaupt noch zu einer größeren Reaktion aufwärts kommen wird – schließlich dürften die bereits „long“ ausgerichteten Hände langsam damit beginnen ihre mittlerweile recht ansehnlichen Gewinne einzufahren. Es ist daher auch vorstellbar, dass der Markt am Freitag nur sehr kurz positiv auf das Referendum reagiert. Denn auch wenn es oberhalb von 10.300 Punkten zu neuen charttechnischen Impulsen kommen könnte (Ausbruch aus der seit Mitte April existierenden Trading-Range), muss sich erst noch zeigen, dass auch genügend Anschlusskäufer in den Markt kommen. Ein wirklicher Kaufdruck besteht strenggenommen aber nicht, zumal sich an der fundamentalen Großwetterlage eigentlich nichts ändern wird.

Kleine Hände halten sich scheinbar zurück

Hinzu kommt, dass die Gefahr eines Short-Squeeze nach den letzten starken Handelstagen nachgelassen haben dürfte. Mit 1,58 Mio. Puts zu 1,00 Mio. Calls überwogen in den vergangenen 21 Handelstagen an der europäischen Terminbörse Eurex zwar die Short-Engagements auf den DAX, allerdings ist eine P/C-Ratio von 1,6 auch nicht wirklich ungewöhnlich. Ähnlich unspektakulär sieht es auch an der Börse Stuttgart aus, wo im Privatanleger-Index (Jahressicht) momentan ein ausgewogenes Sentiment vorliegt. Die kleinen Hände scheinen das BREXIT-Spiel also nicht mitzuspielen und bevorzugen eher eine abwartende Haltung. Unter „normalen“ Umständen müsste sich aber eigentlich die typische konträre Vorgehensweise (also der Kauf von Puts) abzeichnen. Im großen Stil ist das aber nicht der Fall.

Sommerrallye adé bei Austritt?

Stimmen die Briten dennoch (überraschend) für den Austritt, dürfte manch einer auf dem falschen Fuß erwischt werden. Die Folge wäre wohl ein deutliches Down-Gap (<10.000 Zähler), wobei sich die tatsächliche Marktreaktion im Vorfeld kaum seriös abschätzen lässt. Die von einigen Marktteilnehmern (unserer Meinung etwas vorschnell) bereits ausgerufene Sommerrallye dürfte dann allerdings relativ zügig zu den Akten gelegt werden.

Handlungsalternativen

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Chart - DAX

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Chart – DAX

Bleibt die Frage, wie man den Markt ab Freitag handeln könnte. Die ehrliche Antwort: zunächst gar nicht – und das gilt für beide vorstellbaren Varianten. Im negativen Fall ist die Sache sowieso klar, da mit deutlichen Turbulenzen zu rechnen wäre. Folgt man hingegen einem positiven Votum mit entsprechenden Calls, muss man sich klar sein, dass man ziemlich spät auf die Aufwärtsbewegung aufspringt. Interessant finde ich deshalb den Ansatz den Markt bis 10.600 Punkte (einmal durch den volumenarmen Korridor) laufen zu lassen, um sich dann an der Volumenkante (zumindest kurzfristig) auf der Short-Seite zu positionieren.

Erfolgreiche Trades wünscht

Ihr
Sebastian Hoffmann

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