Liebe Leserinnen und Leser,
Einmal Alpenglühen bitte. Kein Problem, macht 23,50 Euro. Doch wenn Sie jetzt an eine geführte Wanderung in der abendlichen Herbstsonne denken, muss ich Sie leider enttäuschen. Unser Alpenglühen besteht nämlich aus einem knusprigen Teig, garniert mit mildem cremigen Géramont Weichkäse und verfeinert mit süßen Wildpreiselbeeren. Kurzum: eine Pizza. Und die gibt es bei Prime Quants immer dann, wenn es, wie am Mittwoch, wieder mal ein bisschen länger dauert.
Fragen zur Stop-Untersuchung
Der Grund für die Überstunden war das comdirect-Webinar zum Thema „Protected Investments“, wobei uns anschließend besonders viele Fragen zum vorgestellten Stop-Loss-Backtest erreichten. Ich möchte deshalb die Chance nutzen, um noch einmal detailliert auf die Ergebnisse einzugehen.
131.903 untersuchte Trades
Was haben wir gemacht? Ganz einfach: Wir haben 131.903 Trades in den 30 DAX-Aktien simuliert. Dazu wurde an jedem Handelstag ein Trade eröffnet, der dann mit einer einzigen Ausstiegsbedingung versehen wurde – und zwar mit einem 20%-Verlust-Stop. Das Ergebnis:
Die Simulation zeigt: 70 Prozent aller Stops wurden ausgeführt
Von den 131.903 Trades wurden 91.693 (70 Prozent) ausgestoppt. 40.210 Positionen (30 Prozent) erreichten demnach nicht ihr Stop-Level. Besonders interessant: Von den 91.693 ausgestoppten Positionen wurden 51.021 Engagements binnen eines Jahres, 35.334 innerhalb von einem halben Jahr, 21.254 innerhalb von drei Monaten und 6.422 innerhalb eines Monats ausgestoppt.
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Chart – Simulationseergebnissse einer einfachen Stop-Loss-Strategie |
Wahrscheinlichkeit für die Stop-Ausführung
Setzen wir diese Ergebnisse ins Verhältnis zur Anzahl aller Trades, dann erhalten wir eine gute Annäherung für die „Lebensdauer“ einer Stop-Loss-gesicherten Position. Demnach beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass ihr Aktienengagement über einen unbestimmten Zeitraum dem 20-Prozent-Verluststop zum Opfer fällt, 70 Prozent. Die Gefahr, dass das Engagement innerhalb eines Jahres ausgestoppt wird, liegt bei 39 Prozent, während sich für ein halbes Jahr, drei Monate und einen Monat Wahrscheinlichkeiten von 27 Prozent, 16 Prozent bzw. 5 Prozent ergeben.
Ist der Stop-Loss sinnvoll?
Wichtig für das Verständnis: Untersucht wurde die einfache Börsenregel „Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen“. Das heißt: Für die jeweiligen Trades gab es keine andere Ausstiegsbedingung. Die Ergebnisse decken sich dabei mit den klassischen Kennzahlen trendfolgender Systeme, die naturgemäß mit sehr niedrigen Trefferquoten arbeiten. Die Frage, ob der Stop-Loss-Ansatz grundsätzlich sinnvoll ist – also gewinnbringend eingesetzt werden kann –, beantwortet dieser Test nicht. Das war zunächst aber auch nicht unser Anliegen. Vielmehr wollten wir aufzeigen, worauf man sich mit der Stop-Strategie einlässt. Und: wenn eine Pizza Alpenglühen zusammen mit einer Pizza Chicken Curry 37,00 Euro kosten (immerhin knapp 74,00 DM), dann sollte man zumindest die Ernährungsstrategie auch einmal gründlich überdenken!
Erfolgreiche Trades wünscht
Ihr
Sebastian Hoffmann
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Dipl.-Volkswirt, Full-Stack Engineer, Hobbytischler