(Prime Quants) – Der Niedergang der Volkswagenaktie ist nur als episch zu beschreiben – episch in der Höhe und auch episch in der mutmaßlichen Übertriebenheit. Zum Wochenschluss kann das Papier des Autobauers etwas zulegen und entfernt sich wieder leicht von der runden Marke um 100 Euro entfernen. Der Freitag beschert zum frühen Mittag ein Kursplus von 1,47 Prozent auf 113,80 Euro.
Epische Verluste
Seit dem Hoch vom Jahresanfang bei 262,45 Euro ist jede Menge Börsenkapitalisierung den Wasserfall des Börsenmarktes herabgeflossen. In der Spitze wurden binnen weniger Monate 64 Prozent Marktbewertung entfernt. Man kann sich das so vorstellen, als wenn Sie zu Jahresbeginn einen Gutachter ihr Haus schätzen lassen und zum Halbjahr einen weiteren eine Bewertung vornehmen lassen. Während der erste noch freudig 250.00 Euro Hauswert bescheinigt, teilt ihnen der zweite mit traurigem Blick mit, dass ihr Haus nur noch 90.000 Euro wert sei. Wer sich da nicht wundert oder gar weint, ist bedenklich gefühlskalt. Genau dieses Erlebnis haben jedoch die Aktionäre eines der größten Autobauer der Welt gerade hinter sich gebracht oder befinden sich sogar noch darin.
Epische Übertreibung
Ja, VW gesteht bei den Abgaswerten gemogelt zu haben. Ja, der Konzern zieht personelle Konsequenzen. Ja, der Konzern arbeitet bei der Aufarbeitung des Problems mit und ja, der Konzern wird wahrscheinlich mit zwei Währungen dafür bezahlen – mit Geld und Vertrauen. Der Geldanteil ist recht gut zu messen. Das Vertrauen in der Zukunft auch, wenn rückläufige Absätze den Wert von Vertrauen Messbar machen. Bis dahin ist dieses Vertrauen aber schwer in Geld auszudrücken. Da aber Börsenkurse nun einmal in Zahlen gemessen werden, müssen die Marktteilnehmer den Versuch unternehmen dieses Vertrauen jetzt schon in Zahlen auszudrücken. Das Ergebnis können wir an den Börsenkursen sehen. Problematisch ist jedoch, dass die Erwartungsbildung schwierig ist, von unbekannten beeinflusst, manchmal sogar dominiert. Fehler bei der Erwartungsbildung sind unumgänglich. Bei dieser Kursentwicklung, die im Moment bei VW zu beobachten ist, lässt die Erfahrung ein gehöriges Stück Übertreibung vermuten, die durch nackte Angst erklärt werden könnte. Ansatzweise zeigt sich die Korrektur einer Übertreibung bereits, da die Aktienkurse seit dem Mittwochstief wieder fast 20 Euro höher notieren.
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Dipl.-Volkswirt, Full-Stack Engineer, Hobbytischler