(Prime Quants) – Es geht doch nichts über einen guten Weichspüler. Wäscht man seine anfallende Schmutzwäsche beispielsweise hier im Voralpenland, so stellt sich schnell heraus, dass das hiesige Wasser eine geradezu brutale Härte aufweist. Da tropft der pure Kalk aus den Leitungsrohren, und wer seine Handtücher ganz oldschool draußen auf der Leine vom Föhnsturm trocken blasen lässt, kann dieselben alternativ auch als Regalbretter mit mindestens 20 Kilogramm Tragkraft verwenden. Erfreulicherweise hat die Waschmittelindustrie ein Produkt zur Abhilfe geschaffen – den Weichspüler! Der sorgt für fluffig-weiche Waschergebnisse in Form von anschmiegsamen Heimtextilien. Weichgespült ist natürlich auch das perfekte Stichwort für, Sie ahnen es bereits, den Euro. Die Gemeinschaftswährung der EU-Staaten hat in den vergangenen Wochen quasi den Härtegrad verändert, von bretthart zu wachsweich nämlich. 22 Prozent verlor der Euro binnen Jahresfrist, knapp 12 davon allein in den letzten drei Monaten. Da mussten selbst die ForExperten von Goldman Sachs ihre gerade einmal sechs Monate alte Prognose korrigieren: Parität noch in diesem Jahr statt, wie zunächst prognostiziert, erst Ende 2017. Für diesen Zeitpunkt erwarten die Goldmänner nun einen Stand von nur noch 0,80 €-Cent gegenüber dem Greenback. Die Schuldfrage ist selbstverständlich auch schon geklärt:
Hardliner
Kritik an der EZB zu üben, gehörte in dieser Woche beinahe zum Standardrepertoire. Nicht alle trafen dabei den richtigen Ton, wie die idiotischen Krawalle zur Eröffnung der neuen EZB-Zentrale in Frankfurt bewiesen. Dennoch hat der Gegenwind für Draghi und Konsorten deutlich zugenommen. Die Vorwürfe lassen sich aktuell wie folgt zusammenfassen: Die überaus großzügige Geldpolitik der Europäischen Zentralbank stützt vor allem die wirtschaftlich schwachen südeuropäischen Staaten (dass Draghi Italiener ist, hat dabei sicher überhaupt nichts zu bedeuten). Die Geldmengen, mit denen die Behörde die Märkte flutet, kommen bei der (notleidenden) Bevölkerung jener Länder aber gar nicht an. Die Arbeitslosen- und Armutsquoten in Südeuropa sind unverändert (zu) hoch. Nutznießer der Geldschwemme dürften daher wohl (mal wieder) die Banken sein. Dass Draghi vor seinem EZB-Chefposten einen bei Goldman Sachs innehatte, ist in diesem Zusammenhang sicher reiner Zufall. Den Auftrag als oberster Währungshüter interpretiert die Institution derzeit sehr frei als „oberster Währungstöter“. Und ob der Zweck – Verhinderung einer Deflation durch Steigerung der Inflationsrate sowie Ankurbelung der europäischen Wirtschaft – dabei tatsächlich wirklich alle Mittel heiligt, ist mehr als fraglich. Kompromisslos expansiv, so präsentieren sich die EZB-Hardliner. Und ziehen ihr Experiment „Anleihekäufe“ gnadenlos durch. Der Ausgang ist völlig ungewiss. Das ist auch anderen schon aufgefallen:
Grenzgänger
Die Fed konnte sich angesichts der eklatanten Dollarstärke infolge der aktuellen Euroschwäche, siehe oben, noch immer nicht zu einer klaren Aussage zur möglichen Zinserhöhung aufraffen, und ließ stattdessen ihre Chefin Janet Yellen ein wenig über die Ungeduld an sich referieren. Dabei würden doch gerade steigende Zinsen Anlagen in den USA wieder attraktiver machen. Den Dollar aber eben auch, und genau davor scheinen sich Yellen & Co irgendwie zu fürchten. Könnte ja sein, dass ein dergestalt übermächtiger Dollar der Konjunktur einen Dämpfer verpasst, kaum dass sie sich so mühsam erholt hat, nicht wahr? Und eine Gegenposition zur EZB beziehen? Offensichtlich ist auch das keine Option für die US-Notenbank, die sich damit auf einem schwierigen Grenzgang befindet. Ähnlich uneinheitlich präsentierten sich deshalb auch die Märkte. Den amerikanischen Indizes verhalf Yellens Nichtstun jedenfalls Mitte der Woche zu einem kleinen, vorübergehenden Höhenflug. Für die deutschen Börsenbarometer ging es dagegen erstmals seit Anfang Februar an drei Tagen hintereinander abwärts. Das lässt sich jedoch bestenfalls als Konsolidierung verbuchen, von Korrektur weiterhin keine Spur. Dazu sind die europäischen Märkte derzeit einfach zu weichgespült!
Erfolgreiche Trades wünscht
Ihr
Sebastian Jonkisch
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Dipl.-Volkswirt, Full-Stack Engineer, Hobbytischler