(Prime Quants) – Natürlich weiß ich wohl, dass die Überbringer schlechter Nachrichten seit Menschengedenken gerne und vorzugsweise mit dem Tode bestraft wurden. Dennoch – und an dieser Stelle hoffe, ja vertraue ich doch sehr auf Ihre Milde und Gnade – komme ich nicht umhin, auch Ihnen heute eine solche schlechte Nachricht zu überbringen. Und damit ich es sogleich hinter mich bringe, fangen wir auch direkt mit dieser an: Meine sehr verehrten Damen und Herren, es geht wahrlich bergab! Und zwar mit der deutschen Wirtschaft. Zu diesem Schluss kamen am Mittwoch jedenfalls die fünf Wirtschaftsweisen der Republik, korrekt übrigens „Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung“ genannt, unter der Leitung von Prof. Dr. Christoph M. Schmidt. Der und seine vier Mitstreiter (übrigens ist eine MitstreiterIN darunter, das der Vollständigkeit und Gleichberechtigung halber) haben also voller Sachverstand die gesamtwirtschaftliche Entwicklung begutachtet und dabei festgestellt, dass in diesem Land einiges im Argen liegt. Zum Beispiel die Wirtschaft, die liegt nämlich sogar am Boden, weshalb auch flugs im frisch veröffentlichten Jahresgutachten 2014/2015 die Wachstumsprognose senkten: Von 1,9 auf nur noch 1,2 Prozent fürs laufende Jahr, und fürs kommende erwarten die Weisen lediglich einen Minimal-Zuwachs von gerade mal einem Prozent. Oha! Das ist ja noch weniger, als die Regierung zuletzt als Erwartungswert proklamierte. Deren Prognose sah 1,3 Prozent für 2014 vor, aber dass die Koalition in Berlin in punkto Wirtschaft nicht immer richtig liegt, davon ist in dem 429 Seiten umfassenden Gutachten ebenfalls die Rede. Aber keine Angst, ich werde jetzt nicht zum politischen Rundumschlag ausholen, denn es gibt ja auch noch eine gute Nachricht:

Gut Ding…

Besser ein kleines Wachstum als gar keins! Sie wissen ja – erst wenn nichts mehr wächst, wird es wirklich eng. Das hat auch der Sachverständigenrat erkannt und sagt: „Die immer noch gute Verfassung der deutschen Wirtschaft eröffnet die Chance, die Wirtschaftspolitik neu auszurichten, diesmal jedoch auf Effizienz statt allein auf Umverteilung.“ Richtig, die deutsche Wirtschaft ist tatsächlich (noch) nicht ganz am Ende! Und auch wenn es derzeit total en vogue oder, auf neudeutsch, „angesagt“ ist, die Rezession herbeizureden oder –schreiben, mir persönlich gefällt der diesjährige Ansatz der fünf Weisen wirklich ausgesprochen gut: „Mehr Vertrauen in Marktprozesse“. Das erinnert an die berühmte „unsichtbare Hand“, die Adam Smith zu- und mit der die Selbstregulierung des Marktes gerne umschrieben wird. Die ist nämlich gar nicht mal so schlecht. Echtes Angebot und Nachfrage statt Spekulation und Blase, Anlegerherz, was willst Du eigentlich mehr? Ja, schöne heile Börsenwelt, aber noch ist es (leider) nicht so weit, wie der Blick auf die Märkte in dieser Handelswoche zeigt – da ging es wieder einmal hoch her, wobei „hoch“ vor allem für die Wall Street galt: Sage und schreibe fünf Rekordhochs (wahrscheinlich für jeden Weisen eines, kleiner Scherz am Rande) hintereinander, so lautete die Bilanz des Dow Jones bis zum Mittwoch. Immerhin vier waren es im deutlich breiter gefassten S&P 500, damit wurden die amerikanischen Indizes dem momentanen Ruf, die USA seien die Konjunkturlokomotive der Weltwirtschaft, durchaus gerecht. Und der DAX?

…will Weile haben

Tja. Der deutsche Leitindex kann da derzeit nicht mithalten. Wir haben schon vor Monatsfrist an dieser Stelle die Schere beschrieben, die sich zwischen den USA und dem Euroraum öffnet, und dieser Effekt verstärkt sich aktuell noch: Während der Dow Jones auf Jahressicht schon rund 6,3 Prozent im Plus liegt, sind es beim DAX 2,6 Prozent…Minus wohlgemerkt! Denn noch kommen die deutschen Blue Chips nicht auf Touren – zum Wochenbeginn scheiterte der Index wiederholt an dem hinlänglich beschriebenen Widerstand im Bereich von 9.350 Punkten, bevor es dann, nach der korrigierten Prognose der Wirtschaftsweisen, sogar wieder bis an die 9.200er-Marke ging. Tags darauf legten die Kurse die gerade beschriebene Wegstrecke in nur einer Sitzung, quasi im Zeitraffer, hin. Wie in der Vorwoche bewegt sich der DAX also überwiegend seitwärts, womit weiterhin erhebliches Bewegungspotenzial aufgebaut wird. Die 200-Punkte-Range, in der die Kurse dabei munter auf und ab tanzen, ist zudem relativ eng, wenn wir die hohe Volatilität der Vorwochen berücksichtigen. Das heißt – hier braut sich offensichtlich etwas zusammen! Und auch wenn es möglicherweise noch eine Weile dauert, bis dieser Knoten platzt – a bissl was geht immer!

Erfolgreiche Trades wünscht

Ihr
Sebastian Jonkisch

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