(Prime Quants) – Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich muss es diesmal unumwunden zugeben – ich habe heute keinen Plan! Nicht mal einen kleinen, und auch keinen Plan B. Strenggenommen bin ich also derzeit ziemlich planlos. Das ist natürlich nicht gerade hilfreich, wenn man(n), konkret und in diesem Falle ich, eigentlich ein adäquates Editorial zum Thema „Die Handelswoche in der Zusammenfassung“ verfassen möchte. Andererseits, und damit zu meiner Entschuldigung, bin ich mit meiner temporären Planlosigkeit in allerbester Gesellschaft. Die, über die ich im Rahmen der oben genannten Zusammenfassung nämlich schreiben will, sind mindestens genauso planlos wie ich. Gemeint sind natürlich die Märkte, die in den vergangenen Sitzungen alles waren, nur eines nicht: zielgerichtet! Nein, die irrten vielmehr wie eine Schar aufgescheuchter (oder, noch besser und zudem schwarzer Humor: kopfloser!) Hühner durch diese Handelswoche, und das, obwohl der Chef vom Hühnerhof, (Geld-)Hahn Draghi, doch gerade erst die Ergreifung der ultimativ „unkonventionellen“ Maßnahmen zur Stärkung des europäischen Wirtschaftsraums versprochen hat. Hört hört, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, denn bis aufs Parkett drang die Draghi’sche Botschaft offensichtlich nur bedingt:

Ratlos

Wochenschluss des DAX am vergangenen Freitag: 9.799,26 Punkte. Das war es dann auch gewesen, denn wieder einmal (immerhin zum 6. Mal in diesem Jahr!) drehte der Index an der 9.800er-Marke nach unten ab. Und das ordentlich, denn am Mittwoch fielen die Kurse mit einem Tagestief von 9.535 Zählern kurzzeitig sogar unter die 200-Tage-Linie (aktuell bei 9.558 Zählern). Gut, die konnte im Anschluss zwar noch relativ zügig zurückerobert werden, aber schon einen Tag später rutschte der DAX in einem wahren Ausverkauf auch per Schlusskurs unter diese wichtige Markierung (Verkaufssignal!) und kam erst ganz knapp vor der 9.500er-Marke zum Stillstand. Das bedeutet – Draghi zum Trotz gab das deutsche Leitbarometer mal eben sang- und klanglos in vier Sitzungen gut 3 Prozent ab. Welcher Sinn dahinter steckt? Hans-Werner natürlich, der Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung. Dessen gleichnamiger Index, wichtigster Frühindikator der deutschen Wirtschaft und durch Befragung von rund 7000 Unternehmen zu deren Einschätzung ihrer Lage ermittelt, wurde zur Wochenmitte veröffentlicht und offenbarte dabei den fünften (!) Rückgang in Folge und gleichzeitig (Alarm!) den tiefsten Stand seit April 2013. Kurz zur Einordnung: normalerweise rufen die ifo-Ökonomen bereits bei drei Rückgängen hintereinander die Rezessionsgefahr für Deutschland aus! „Der deutsche Konjunkturmotor läuft nicht mehr rund.“, lautete diesmal lediglich der lapidare Kommentar Sinns zur deutlich eingetrübten Stimmung in der deutschen Wirtschaft. Soll heißen:

Tatenlos

Das Wirtschaftswachstum in Deutschland gerät ins Stocken. Korrigierte Wachstumsprognosen, wohin man den sorgenvollen Blick auch wendet. Gründe dafür gibt es genug: Geopolitische Krisenherde, allen voran der Konflikt mit Russland in der Ukraine, sind ein beträchtlicher Faktor. Hinzu kommen aber auch das anhaltende (wirtschaftliche) Ungleichgewicht innerhalb der EU und die Sorgen um die Absatzmärkte des Export-Rekordhalters Deutschland, da bereitet beispielsweise die schwächelnde Konjunktur Chinas einiges Kopfzerbrechen. Vor diesem Hintergrund leuchtet es ein, dass Draghis hehres Bemühen, billiges Geld noch billiger zu machen, schlichtweg keine Ultima Ratio sein kann. Denn auch wenn die deutschen Unternehmen von den aktuellen Niedrigzinsen in Form äußerst günstiger Kredite durchaus profitieren können, für eine solide Wirtschaftsentwicklung reicht das einfach nicht aus. Und genau das spiegelt auch die Börse wider. Billiges Geld als Kurstreiber, das kann eine Zeitlang funktionieren. Hat es ja schließlich auch. Die Realität ist dennoch eine andere. Wir haben oft genug an dieser Stelle die Schere zwischen den Aktienmärkten und der Realwirtschaft kritisiert. Wenn jetzt die Zeit anbricht, dass diese sich zu schließen beginnt – uns kann es nur recht sein. Gehandelt wird trotzdem. Also auf zu neuen Taten!

Erfolgreiche Trades wünscht

Ihr
Sebastian Jonkisch

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