(Prime Quants) – Hätte ich Haar, ich würde es mir raufen angesichts dieser Handelswoche. Zwar hat der deutsche Leitindex seit vergangenem Freitag börsentäglich neue Allzeit-Höchststände markiert, aber ich bitte Sie – was ist das denn schon wert, solange die Kurse diese vermaledeite SUPERMEGAREKORDMARKE nicht knacken? Na? Genau – gar nichts! Schließlich wollen Jogis Jungs am 13. Juli im Estádio do Maracana auch auflaufen und nicht nur zuschauen. Apropos Jogis Jungs: Das Südtiroler Trainingsluxuslager scheint derzeit zu einer Art Terrorcamp zu verkommen, denn was von dort an die mediale Öffentlichkeit dringt, lässt an weltmeisterlicher Performance noch so einiges zu wünschen übrig. Ein pinkelnder Pott-Prolet, ein Bundestrainer auf verkehrsrechtlichen Abwegen und der im wahrsten Sinne verunglückte PR-Termin für DFB-Generalsponsor Mercedes Benz beherrschen derzeit die Berichterstattung von der Turniervorbereitung. Durch den deutschen Blätterwald toben auch prompt die Wogen der Entrüstung und die Stürme der Empörung. Und die Zweifel am Gelingen des Unternehmens Zuckerhut werden immer größer. Apropos Zweifel, und damit direkt zurück vom Rasen aufs Parkett: Von der Skepsis der Anleger bezüglich des aktuellen Rallyeschubs hatten wir ja in der vergangenen Ausgabe des Market Mover bereits berichtet. Und auch, dass gerade dann, wenn alle ab- die ganz großen Chancen winken. Folgerichtig ging es für die Märkte in dieser Woche weiter nach oben (und für die deutsche Fußballnationalmannschaft ja demnächst vielleicht, allen Unkenrufen zum Trotz, doch ins Finale), ABER:

10…9…8…

Dieses gerade erwähnte Oben ist einfach nicht oben genug! Der DAX konnte im Mai zwar bislang stolze 3,5 Prozent zulegen, doch noch immer herrscht keinerlei Feierlaune auf dem Parkett. Ganz im Gegenteil: Alles wartet – auf den einen Moment, an dem der Leitindex erstmals in seiner Geschichte im fünfstelligen Bereich notiert. Ob und wann diese 10.000er-Schallmauer durchbrochen werden kann, scheint aktuell die einzige Frage zu sein, die sich Börsendeutschland stellt. Dabei ist die zweite, nachfolgende doch weitaus spannender: Was passiert dann? Wohin geht die Reise für die Märkte, wenn dieser Rekord endlich geschafft ist? Fakt ist: Der DAX bewegt sich im Augenblick in extrem dünner Luft, quasi in einer Art charttechnischer Todeszone. Den vorher genannten 3,5 Prozent Kursgewinn für den Mai stehen lediglich 0,3 Prozent im Dow Jones gegenüber, der breiter gefasste S&P 500 verbucht knapp 1,4 Prozent, und der Euro STOXX 50 als europäische Referenz bringt es auch nur auf 1,5 Prozent. Die deutschen Indizes liegen in punkto Mai-Performance also klar vorn, denn im Windschatten des Rekordjägers DAX verbuchen die Neben- und die Technologiewerte mit jeweils über 5 Prozent sogar noch höhere Kurszuwächse. Da liegt der Verdacht schon sehr nahe, dass das große Ziel 10.000 derzeit die treibende Kraft an den heimischen Märkten ist. Das macht die Perspektive für die kommenden Sitzungen zwar noch nicht klarer, aber immerhin wissen wir jetzt:

7…6…5…

Der DAX will die 10.000, das steht fest. Ob er die aus eigener Kraft schafft, oder ob Signore Draghi in persona die Kurse am 5. Juni über die Ziellinie tragen muss, steht zum jetzigen Zeitpunkt (Freitagmittag, DAX bei 9.943) noch in den Sternen. Sobald dieser Meilenstein jedoch endlich erreicht ist, dürften vermutlich größere Gewinnmitnahmen erfolgen, die die deutschen Märkte wieder auf Normalmaß schrumpfen lassen. „Normal“ bedeutet in diesem Zusammenhang einen möglichen Kursrückgang bis maximal 9.700 / 9.600 (erste Unterstützungszone), und hält Draghi am kommenden Donnerstag, was sich die Investoren von ihm versprechen, könnten in diesem Bereich dann all jene noch einmal einkaufen, die bis dato noch kein Ticket für die Fünfstelligkeit in der Tasche hatten. Denn mit einem positiven EZB-Zinsentscheid im Rücken dürfte sich der allgemeine Aufwärtstrend auch im Juni weiterhin fortsetzen – und die 10.000er-Marke demnach kein einmaliger Stolperstein in der Historie des Index bleiben!

Erfolgreiche Trades wünscht

Ihr
Sebastian Jonkisch

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