(Prime Quants) – Rohstoffe (engl. commodities) sind eine sehr heterogene Anlageklasse. Eine grobe Einteilung der verschiedenen Rohstoffe kann man z.B. in Agrargüter, Energie, Metalle und Edelmetalle, sowie Fleischmärkte vornehmen. So unterschiedlich diese Rohstoffe sind, so unterschiedlich sind auch die bekanntesten Rohstoffindizes aufgebaut und zusammengesetzt.
Die weltweit am meisten beachteten Rohstoff-Indizes sind:
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Dow Jones UBS Commodity Index (DJUBS) – vormals Dow Jones AIG Commodity Index
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S&P Goldman Sachs Commodity Index (S&P GSCI)
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Thomson Reuters / Jefferies CRB Index (TRJ/CRB). Dieser Index ist der Nachfolger des Commodity Research Bureau (CRB) Index, der jetzt unter dem Namen Continuous Commodity Index (CCI) weiterläuft. Diesen Index gibt es bereits seit 1957.
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Rogers International Commodity Index (RICI). Dieser Index wurde von der Traderlegende Jim Rogers 1998 lanciert
Daneben gibt es eine ganze Reihe weiterer Rohstoff-Indizes die vor allem von den grossen Banken und Investmenthäusern konzipiert und veröffentlicht werden. Berücksichtigt man das in die verschiedenen Indizes investierte Volumen, dann sind der DJUBS und der GSCI sicherlich die wichtigsten Indizes. In beiden Indizes sind jeweils ca. 80 Mrd. USD investiert.
Dabei gibt es zwischen den verschiedenen Indizes sehr grosse Unterschiede hinsichtlich Zusammensetzung und Konstruktion. So gewichtet z.B. der DJUBS die einzelnen Märkte zu einem Drittel nach ihrem globalen Produktionswert, zwei Drittel der Gewichtung fallen jedoch auf die Markt-Liquidität. Beim GSCI erfolgt die Gewichtung zu 100% auf Basis der weltweiten Produktion. Ein weiterer wichtiger Unterschied zwischen diesen beiden Indizes besteht darin, dass der DJUBS ein jährliches Rebalancing durchführt, beim GSCI ist dies nicht der Fall. Rebalancing bedeutet, dass sämtliche Einzelmärkte unabhängig von ihrer Performance im vergangenen Jahr wieder auf ihr Anfangsgewicht zurückgesetzt werden.
Weiterhin ist beim DJUBS eine Obergrenze für die Gewichtung eines kompletten Sektors, als auch für die Gewichtung einzelner Märkte vorgesehen. Da dies beim GSCI nicht der Fall ist, wird der GSCI durch das schwere Gewicht der Energiekontrakte dominiert. So ist aktuell das Gewicht des Energiesektors beim GSCI bei etwa 73%, während beim DJUBS das Gewicht der Energiekontrakte gerade einmal bei 38% liegt. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass die verschiedenen Rohstoffindizes auch unterschiedliche Performance-Kurven ausweisen. Unabhängig von der Zusammensetzung oder Kalkulationsmethode ist allen Indizes jedoch gemeinsam, dass die gesamte Performance in 3 Bestandteile unterteilt werden kann: Spot-, Excess- und Total-Return. Konkret:
Alle Rohstoffindizes verwenden Futures-Kontrakte als Kalkulationsgrundlage. Der Spot-Preis wird dabei immer auf der Basis des nächsten Futures-Kontraktes kalkuliert. Somit fliessen die Effekte der Backwardation oder des Contango nicht in die Kalkulation des Spot-Preises mit ein. Dies ist jedoch beim Excess-Index der Fall. Hier werden die Roll-Kosten vom aktuellen Liefermonat in den nächsten Liefermonat berücksichtigt. Notiert der Markt in Backwardation – die kürzeren Laufzeiten notieren höher als die längeren Laufzeiten – dann ergibt sich ein Rollgewinn. Beim Contango ergibt sich entsprechend ein Rollverlust, da hier die Kontrakte mit den kürzeren Laufzeiten niedriger als die Kontrakte mit längeren Laufzeiten notieren.
Der Total-Return-Index ist letztendlich nichts anderes als der Excess-Return-Index, bei dem noch die Zinsen berücksichtigt werden. Da bei einer Investition in einen Futures-Kontrakt nur etwa 5% bis 10% des Kontraktwertes als Sicherheitsleistung beim Broker hinterlegt werden muss, kann das restliche Geld zinsbringend angelegt werden. Daher notiert der Total-Return-Index immer etwas höher als der Excess-Return-Index.
Auf beigefügtem Chart ist nun deutlich zu erkennen, dass bis etwa Mitte 2007 der GSCI Total-Return-Index ständig oberhalb des GSCI Spot-Index notierte. Im Rohstoffmarkt herrschte insgesamt somit die Situation einer Backwardation vor. Dies ist immer ein Hinweis darauf, dass eine Knappheit vorherrschen könnte. Seit 2009 hat sich die Situation umgekehrt. Ab diesem Zeitpunkt herrscht eine Situation des Contango vor, denn der Spot-Index notiert kontinuierlich höher als der Total-Return-Index. Mit anderen Worten:
Obwohl die Rohstoffpreise steigen, kann ein Buy&Hold-Investor keine Gewinne verbuchen, weil die Roll-Verluste höher sind als die Kursgewinne im Spot-Preis. Eine Ursache für diesen Effekt könnte durchaus in der steigenden Anzahl von Rohstoff-ETFs zu suchen sein. Wer dennoch an den steigenden Rohstoffpreisen partizipieren will, sollte sich daher für aktiv verwaltete Rohstoff-Portfolios entscheiden.
Wir wünschen Ihnen bei Ihren Investments viel Erfolg und allzeit ein glückliches Händchen!
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Dipl.-Volkswirt, Full-Stack Engineer, Hobbytischler