(Prime Quants) – zugegeben, die vergangene Handelswoche hatte über weite Strecken wenig Erfreuliches zu bieten. Die Indizes verloren zu Wochenbeginn auf breiter Front weiter an Boden, und zwar derart, dass der DAX am Mittwoch zwischenzeitlich unter die seit Juni gültige Aufwärtstrendgerade rutschte. Gleichzeitig wurde dabei auch der GD100, der mittelfristige Durchschnitt, nach unten gekreuzt. Noch schlimmer erwischte es den Dow Jones – der Welt wichtigster Leitindex durchbrach am Dienstag sogar erstmals seit 13 Monaten seinen langfristigen Mittelwert, den GD200! In der Charttechnik ist das ein, ach was, d a s klassische Verkaufssignal, und damit wird klar: die Korrektur hat sich nicht nur fortgesetzt, sondern zusätzlich noch verschärft. Deutlich nachgelassen hatte hingegen bis Donnerstag die Bereitschaft der Anleger, in diesen korrigierenden Markt hinein neue Positionen aufzubauen. Die Käufer wagten sich zunächst nicht aus der Deckung, und als Grund dafür mussten einmal mehr alte Bekannte herhalten:

Die üblichen Verdächtigen

Man könnte an dieser Stelle auch einfach behaupten, dass ein überkaufter Markt lediglich auf ein gesundes Maß zurückgestutzt wird. Diese Aussage ist zwar inhaltlich korrekt, lässt sich nachrichtentechnisch aber bei weitem nicht so gut verkaufen. Also müssen andere Auslöser für die „heftigen Kursabschläge“ gefunden werden. Wie gut, dass es da die EZB und ihre Ratssitzung am Donnerstag gibt. Und weil die Inflationsrate im Euro-Raum erneut gesunken ist, auf nur noch 0,7 Prozent, erschallt sofort der Ruf nach vermehrten Anleihekäufen durch die Notenbank. Schließlich gilt es angeblich, eine drohende Deflation zu vermeiden, denn wohin die führt, hat Japan schließlich in den vergangenen 20 Jahren eindrucksvoll vorgemacht. Wen allerdings das Deflationsgespenst nicht schreckt, der kann es gerne mit dem wieder aufbrechenden US-Etatstreit versuchen. Die Amerikaner wissen zwar, wie sich dieser Tage herausstellt, ob Altkanzler Schröder denn nun seinerzeit das Haupthaar färbte oder nicht – wie sie ihre maroden Staatsfinanzen jedoch bis Ende Februar in den Griff kriegen sollen, dafür hat offensichtlich selbst die allwissende NSA keine Lösung. Wem das als Grund für die aktuellen Kursschwächen noch immer nicht reicht, für den haben wir noch die bereits erwähnten Währungs- und Börsenkrisen in einigen Schwellenländern im Angebot. Die sind jedoch, und da wiederholen wir uns, aus unserer Sicht lediglich auf den Kapitalabfluss ausländischer Investoren zurückzuführen. Und Hand aufs Herz – wer hält denn schon freiwillig an einem Investment im, nehmen wir exemplarisch den türkischen Leitindex ISE National 100, fest, der im Jahr 2013 knapp 11,6 Prozent verliert, während der DAX im selben Zeitraum 25,5 Prozent aufsattelt? Eben. Hier muss man leidenschaftslos konstatieren – die fetten Jahre in den Schwellenländern, als diese das Eldorado der Anleger darstellten, sind schlicht und ergreifend vorüber. Vorerst zumindest So. Das war nun also die Top 3 der gängigen Meldungen, die derzeit als Begründung für die jüngsten Kursschwächen zur Auswahl stehen. Das reicht Ihnen nicht?

Bullen in Lauerstellung

Uns auch nicht. Wir sind nach wie vor der Ansicht, dass in den Märkten aktuell lediglich der Überdruck der letztjährigen Rallye-Phase abgearbeitet wird. Diese Entwicklung ist grundsätzlich sogar positiv, schließlich sorgen derartige Korrekturen für exakt die niedrigeren Einstiegsniveaus, auf denen dann eben doch neues Kaufinteresse in die Märkte kommt. Schön zu beobachten war dies am gestrigen Handelsverlauf. Ein positiver Impuls, so irrelevant er eigentlich auch sein mag (diesmal: die EZB belässt den Leitzins auf seinem bisherigen Rekordtief) und zack, schießen die Kurse wieder in die Höhe. Das zeigt uns: der Aufwärtstrend ist nicht ab-, sondern eher vorübergehend unterbrochen. Dafür spricht auch der von uns viel und oft zitierte Bull/Bear-Index, in dem die Börse Frankfurt allwöchentlich die Stimmung der Anleger misst. Und die ist zumindest unter den professionellen Investoren hervorragend: Mit 71,1 Punkten notiert das Barometer auf dem höchsten Stand seit Dezember 2012, 62 Prozent Bullen stehen einem Bärenanteil von nur 24 Prozent gegenüber. Für Entwarnung ist es trotz dieses überbordenden Optimismus allerdings zu früh. Vorerst muss auch in den folgenden Sitzungen zunächst mit hoher Volatilität gerechnet werden, schließlich ist die jüngste Korrektur möglicherweise (noch) nicht gänzlich abgeschlossen. Gerade deshalb heute unser Tipp für Sie: Bleiben Sie ruhig!

Erfolgreiche Trades wünscht

Ihr
Sebastian Jonkisch

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