(Prime Quants) – Es ist wie ein Einakter im Theater. Das Publikum betritt den Saal, die Darsteller treten auf, spielen ihre Erzählung und am Ende gehen die Zuschauer mehr oder weniger unverändert nach Hause. Die Geschichte um die Zinsanhebung der türkischen Notenbank fühlt sich ähnlich an. Sozusagen ein Paradebeispiel für Herdentrieb und Panikwirkung.
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Was war geschehen? Nicht nur Bundesbankpräsident Jens Weidmann hatte die Entwicklung bei kriselnden Schwellenländern als besorgniserregend betrachtet. Turbulenzen an den Devisenmärkten gaben ihn die Munition Reformen zu fordern. Tatsache sei ein kritischeres Auge der Finanzmärkte auf schwache Fundamentaldaten und hohe politische Risiken. Anders ausgedrückt: Die Finanzmarktteilnehmer werden einfach kritischer und bestrafen Dinge, die Misstrauen erregen härter als zuvor. Der Auslöser der Diskussion war die Causa Argentinien, wo die Kopplung der lokalen Währung (Peso) vom Dollar aufgegeben wurde und in der Folge massive Wertverluste in den Devisenmärkten auftauchten. Ob dabei die Verringerung der lockeren Geldpolitik in den USA ebenfalls Wirkung zeigt, ist dabei im Grunde nicht so wichtig. Die Frage, ob in einem Land mit der Währung etwas schief läuft, kann verallgemeinernd beantwortet werden, unabhängig davon, ob es sich um externe Faktoren handelt oder um hausgemachte Probleme.
Das Paradebeispiel soll jedoch nicht der argentinische Pesos sein. Viel mehr soll es um die Zinsentscheidung der türkischen Zentralbank und ihrer Wirkung auf die Wechselkurse gehen. Um der Entwertung der Lira relativ zu anderen Währungen entgegen zu wirken, erhöhten die Geldwächter den Leitzins massiv von 4,50 Prozent auf 10,00 Prozent. Die Grundidee, die hier zum Tragen kommen soll, ist teureres Zentralbankgeld, was sich einer unveränderten Nachfrage gegenübersieht. Durch Aufwertung der heimischen Währung wird der Markt geräumt, da sich das Angebot der Lira über den Leitzinsmechanismus verringern würde. Die Folge: Bei niedrigerem Angebot wird die sonst unveränderte Nachfrage nach Lira zu einem höheren Marktpreis, dem Wechselkurs, kommen.
Die ersten Reaktionen waren auch planmäßig. So legten nach der türkischen Zinsentscheidung die die Währungen der zuvor als kriselnd notierten Länder zu. Es schien die vorliegenden hohen Leistungsbilanzdefizite könnten mit dieser Maßnahme besser finanziert werden. Im Handelsverlauf verstummten jedoch die euphorischen Fanfaren, die zunächst eine Lösung versprachen. Denn die beispielhaft zu nennende Entspannung auf den Aktienmärkten verpuffte im Nichts. Der DAX konnte den Handel mit einem GAP – einer Lücke – eröffnen. Was Charttechniker klassisch als Hinweis darauf deuten, dass diese Lücke durch größere, vielleicht auch sprunghafte, Korrekturen wieder neutralisiert werden wird, ist letztendlich auch eingetreten. Viel schlimmer noch, die Notierungen im DAX fielen sogar noch deutlich unter die Niveaus dieser Lücker und bescheren dem deutschen Leitindex am Mittwoch ein dickes Minus.
Offenbar wurde in erster Instanz die Wirkung der türkischen Leitzinserhöhung völlig falsch eingeschätzt und endete in einer haltlosen Übertreibung. Zusätzlich würde erneut überreagiert, als klar wurde, dass die Bedeutung der Zinsentscheidung für die internationalen Märkte nicht so groß ist, wie zunächst angenommen. Das Ergebnis ist der folgende Tagesverlauf im DAX.
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Dipl.-Volkswirt, Full-Stack Engineer, Hobbytischler