(Prime Quants) –
Wieder einmal haben uns die Märkte an der vom Glühwein geröteten Nase herum geführt und sich so gar nicht an den eigentlich vorgesehenen Fahrplan in punkto Jahresend-Rallye gehalten. Statt stramm in Richtung 9.600 Punkte zu marschieren, legte der DAX in dieser Woche erneut den Rückwärtsgang ein, notierte zeitweilig sogar unterhalb der 9.000er-Marke und damit auf dem tiefsten Stand seit dem 05. November. Der Dezember, statistisch betrachtet mit einer durchschnittlichen Performance von +3,1 Prozent eigentlich ein Gewinngarant und einer der börsenstärksten Monate des Jahres, weist daher bislang ein dickes Minus aus –4,25 Prozent Verlust in den ersten beiden Wochen, damit scheint die Börsenparty zunächst beendet. Stimmt aber nicht, wie der Blick hinter die Kulissen beweist – die niedrigeren Kurse wurden in den jüngsten Sitzungen vor allem von institutionellen Anlegern zum Einstieg in Calls genutzt, was gleich zwei unserer Behauptungen der letzten Wochen belegt:
Wer muss, der muss
An der deutlichen Mehrheit der Markteilnehmer ist die fulminante Rallye-Bewegung des vergangenen Quartals vorbeigegangen, sodass sich jetzt offensichtlich all jene am Markt positionieren, deren Jahresperformance bislang noch nicht das angestrebte Plus aufweist. Und das wiederum beweist auch, dass die Mehrzahl der Anleger weiterhin an die vielfach zitierte Jahresend-Rallye glauben. Der aktuelle Rücksetzer wird dabei als Korrektur und nicht als Beginn einer Trendwende interpretiert, und das, obwohl nach positiven Konjunkturdaten aus den USA wieder einmal, wie schon so oft in den vergangenen Monaten, das baldige Ende der Geldflut durch die Notenbanken heraufbeschworen wurde. So richtig schrecken mag das Tapering-Gespenst im Augenblick jedoch niemanden, zumal sich allmählich die Erkenntnis durchsetzt, dass eine Drosselung der Geldschwemme schließlich nur mit einem deutlichen Konjunkturaufschwung einhergehen wird. Und auch die Meldung über das Inkrafttreten der Volcker-Regel, mit deren Hilfe den US-Banken ab Mitte 2015 den Eigenhandel mit riskanten Spekulationsgeschäften verboten (oder zumindest massiv begrenzt) werden soll, wurde Mitte der Woche eher beiläufig mit einem kurzen Nicken quittiert. Das bedeutet:
Wenn nicht jetzt…
Je lauter die ersten Analysten-Unken jetzt das Ende der Rallye ausrufen, desto wahrscheinlicher wird es, dass wir in den letzten Handelstagen des Jahres noch einmal die Schlagzeile „Neues Allzeithoch!!!“ lesen werden. Warum denn auch nicht? Bad news machen schließlich good prices, um Lord Nathan Rothschilds Ausspruch vom „kaufen, wenn die Kanonen donnern“ einmal im modern denglisch zu interpretieren. Wenn wir uns dazu noch einmal kurz das Tempo und die Leichtigkeit in Erinnerung rufen, mit dem die Kurse im November nach oben kletterten – der DAX legte in vier Wochen mal eben gute 400 Punkte zu – sind für den Schlussspurt 2013 tatsächlich noch alle Möglichkeiten offen. Berücksichtigen wir jetzt zusätzlich, dass die Mehrzahl der Anleger bei den gerade genannten 400 Zählern gar nicht dabei war – die niedrigen Handelsvolumen vom November sprechen eindeutig dafür – wird ziemlich offensichtlich, dass die Märkte in der kommenden Woche mit sehr großer Wahrscheinlichkeit wieder nach oben drehen. Deshalb:
…wann dann?
Je mehr Investoren das aktuelle Niveau um 9.000 Punkte zum Last-Minute-Call-Kauf a lá „Buy on Dips“ nutzen, desto besser, denn damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Kurse doch noch einmal in Richtung Allzeit-Hochs aufmachen. Zugegeben, mit fundierter strategischer Analyse und langfristiger Anlageplanung hat das alles wenig zu tun, aber der Markt hat ja bekanntlich immer Recht, also so what?!
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Dipl.-Volkswirt, Full-Stack Engineer, Hobbytischler