(Prime Quants) – Bei kaum einem Investitions- und Anlageobjekt gehen die Meinungen so weit auseinander wie beim Gold. Ein barbarisches Relikt aus alten Zeiten für die Einen, ein Schutz vor staatlicher Repression für die Anderen. Als Trader sollte man sich nicht von solcherlei subjektiven Wertschätzungen einnehmen lassen. Denn Basis einer jeden erfolgreichen Handels- oder Anlagestrategie ist die weitest gehende Objektivierung der Handlungsentscheidungen. Dies hat nichts damit zu tun, dass man im Rahmen der Vermögensdiversifikation durchaus einen gewissen Teil seines Vermögens in Edelmetalle investiert, genauso wie man auch in eine Immobilie oder in andere Wertgegenstände, die abseits der traditionellen Finanzmärkte liegen, wie z.B. Bilder oder Diamanten, investieren sollte.
Deshalb wollen wir heute einmal Gold von der Seite eines Traders betrachten. Einer der wichtigsten Aspekte für einen Trader ist die Liquidität eines Marktes. Deshalb vorab ein paar Zahlen zum Goldmarkt:
Die jährliche Produktion von Gold weltweit beträgt etwa 2.700 Tonnen. Dies sind über 80 Mill Unzen und würde bei einem Goldpreis von 1.500 $ einem Gegenwert von über 120 Mrd $ entsprechen. Die weltweiten Goldreserven aller Staaten werden bei diesem Preisniveau mit ungefähr 1.5 Bill $ vermutet. Genaue Zahlen hierzu gibt es leider nicht, da nicht alle Länder ihre Goldreserven offenlegen. Wir sehen also, dass der gesamte Goldmarkt gerade 3-mal die Kapitalisierung einer APPLE-Aktie erreicht. Ein Vergleich mit den Schulden von Staaten fällt noch trauriger aus. Denn:
Aktuell könnte man mit den gesamten Goldreserven weltweit gerade einmal die Hälfte der deutschen Schulden begleichen!
Betrachten wir uns nun einige Zahlen aus dem Gold-Börsenhandel. Wir konzentrieren uns dabei auf den Futureshandel an der US-Börse COMEX bzw. CMEGLOBEX. Dies ist die grösste Terminbörse weltweit und bietet den liquidesten Handel für Gold-Futures. Hinzu kommt, dass es für Marktteilnehmer an dieser Börse die Verpflichtung gibt, Positionen ab einer bestimmten Grössenordnung an die amerikanische Börsenaufsichtsbehörde CFTC zu melden. Hieraus wir der „COMMITMENTS OF TRADERS“-Report erstellt. Grob gesagt werden in diesem Report die Marktteilnehmer in verschiedene Gruppen eingeteilt. Die für uns entscheidenden Gruppen sind die sogenannten „COMMERCILS“ und die „LARGE SPECULATORS“. Wie die Namen bereits andeuten, sind die Commmercials grosse Firmen oder Handelshäuser, die eine Notwendigkeit haben, physisches Gold abzusichern. Das können z.B. Goldproduzenten sein, die steigende Goldpreise dazu nutzen, ihre zukünftige Produktion bereits heute auf Termin zu verkaufen und damit die Stabilität zukünftiger Cash Flows gewährleisten. Demgegenüber sind die Spekulanten Risikonehmer, die Gold als reines Spekulationsobjekt sehen. Wie der Zusatz „LARGE“ andeutet, beinhaltet diese Kategorie nur die wirklich grossen Marktteilnehmer.
Wir haben die Positionen – gemessen an der Anzahl der gehaltenen Kontrakte an der COMEX – in nebenstehendem Chart grafisch dargestellt. Weiterhin haben wir zum Vergleich den Goldpreis und die offenen Bestände (Open Interest) aller an der COMEX bestehenden Futures-Positionen abgebildet.
Es ist klar zu erkennen, dass seit dem Beginn der grossen Goldhausse im Jahr 2001 die COMMERCIALS (rote Kurve) durchgehend SHORT-Positionen halten und die LARGE SPECULATORS (blaue Kurve) durchgehend LONG-Positionen. Das macht auch Sinn, denn auf der einen Seite werden Spekulanten nur an einem Markt aktiv, an dem sie auch Geld verdienen können. Andererseits war es für Produzenten durchaus attraktiv, bei steigenden Preisen umso mehr Futures zu verkaufen, je höher die Preise über die Produktionskosten angestiegen waren. Gleichzeitig stieg das offene Interesse seit 2001 von etwa 150.000 Kontrakten auf über 600.000 Kontrakten in 2011 und auf 400.000 Kontrakte aktuell.
Dabei beinhaltet 1 Kontrakt 100 Unzen Gold und hätte bei einem Goldpreis von 1.500 $ einen Wert von 150.000 $. Demzufolge entsprächen 100.000 Kontrakte Goldfutures etwa 15 Mrd $. In anderen Worten:
Von 2001 bis 2011 war an der Terminbörse COMEX ein Zufluss von insgesamt etwa 60 Mrd $ in Goldfutures zu beobachten. Seit 2011 wurden entsprechend wieder Positionen im Wert von etwa 30 Mrd $ aufgelöst.
Weiterhin zeigt uns das Chartbild, dass seit 2011 sowohl Spekulanten als auch Commercials ihre Positionen massiv abgebaut haben und sich immer näher der Null-Marke annähern. Dies ist ein eindeutiger Beleg dafür, dass aus diesem Markt die Luft entweicht. Sollte wir eine Situation erreichen, bei der die Spekulanten als Gruppe wieder Netto Short sind, dann ist sogar mit einem weiteren deutlichen Preisverfall beim gelben Metall zur rechnen. Notwendige Bedingung für den Start einer neuen Hausse am Goldmarkt ist dagegen der erneute Zufluss von Kapital durch die grossen Marktteilnehmer. Die Milliardensummen werden allerdings nicht über Nacht und auf einen Schlag investiert, sondern fliessen in mehreren Schüben in diesen Markt. Daher muss man als kleiner Anleger auch keine Angst haben, einen Trend zu verpassen. Eine genaue Beobachtung und Analyse der Kapitalströme in und aus dem Goldmarkt wird rechtzeitig die Signale für den Einstieg geben. Fazit:
Eine Analyse der Positionierungen der Big Global Players im Goldmarkt bestätigt, dass es zurzeit keine Anzeichen für eine erneute Hausse am Goldmarkt gibt. Denn eine Grundvoraussetzung für Trends ist der Zustrom von frischem Geld. Aktuell ist aber genau das Gegenteil zu beobachten: Geld fliesst weiterhin aus diesem Markt heraus.
Wochenrückblick für KW 49
Devisen & Rohstoffe
Auch in der vergangenen Woche konnte unser Portfolio mit +1.2% eine positive Performance erzielen. Nach einem guten Wochenstart mussten wir allerdings am Mittwoch aufgrund der kurzzeitigen Rallye bei den Edelmetallen einen Tages-Verlust von etwa 1.8% verkraften. Dieser konnte jedoch gegen Wochenschluss nahezu komplett wieder aufgeholt werden, da sich die Aufwärtsbewegung bei Gold & Co nicht fortsetzte. Aktuell halten wir in 17 Märkten Positionen, wobei sich LONGs und SHORTs in etwa die Waage halten.
Im Bereich der Devisen ist weiterhin kein Trendwechsel in Sicht. Die seit mehreren Wochen laufenden Trends sind aktuell stabil. Dabei sind die europäischen Währungen – Euro, Brit. Pfund und Schweizer Franken – LONG gegenüber dem US-Dollar. Der Australische Dollar und der YEN dagegen bleiben im Abwärtstrend. Unserem Devisen-Portfolio tut dies sehr gut. Insbesondere die LONG-Position im EURO, sowie unser SHORT im YEN waren die Wochengewinner und hoben unser Devisen-Portfolio auf einen neuen Jahres-Höchststand. Aus saisonaler Sicht stehen die Chancen gut, dass diese für uns vorteilhafte Situation bis zum Jahresende anhält.
Turbulent ging es in dieser Woche bei den Edelmetallen zu. Nach einem Abtauchen gleich zu Beginn der Woche setzte am späten Mittwoch-Nachmittag ein Short-Covering ein. Dadurch erlitten wir den dritthöchsten Jahresverlust in unserem Metall-Portfolio. Da am Donnerstag und Freitag keine Anschlusskäufe folgten, fielen die Edelmetalle jedoch wieder etwas zurück, sodass wir in diesem Bereich die Woche sogar noch mit einem kleinen Gewinn beendeten. Unsere EXIT-Punkte liegen aktuell nur noch ca. 2% über den aktuellen Kursen, sodass wir die nun seit über einem Monat aufgelaufenen Gewinne von knapp 10% als gut abgesichert ansehen können. Bei Kupfer hält die Achterbahnfahrt weiter an. Zum Wochenschluss haben wir hier eine LONG-Position eröffnet. Das Risiko für diese Position beträgt etwas mehr als 2%.
Im Energiebereich gab es eine Erholung beim Rohöl. Diese ist bis jetzt zwar nur als Gegenbewegung auf die Verluste der vergangenen Wochen zu werten. Allerdings reichte es, um eine LONG-Positionen für diesen Markt in unserem Portfolio einzugehen. Die Destillate entwickelten sich unter nur geringen Schwankungen leicht nach oben. Da wir in allen drei Märkten – Rohöl, Heizöl und Benzin – LONG positioniert sind, konnten wir leichte Gewinne im Energiebereich verbuchen. Aus saisonaler Sicht könnte die positive Stimmung in diesem Sektor noch bis Anfang Januar anhalten. Wir sehen daher für unser Subportfolio Energie weiteres Gewinnpotenzial.
Der Getreidebereich bleibt auch weiterhin unser Sorgenkind, denn es war der einzige Sektor mit einer negativen Performance. Auch auf Jahressicht rangiert dieser Bereich mit einem Plus von knapp 6% an letzter Stelle. Am Dienstag wurde unsere SHORT-Position im Mais mit einem Gewinn von knapp 2.5% ausgestoppt und am Donnerstag haben wir eine erneute SHORT-Position im Weizen eröffnet. Unsere Positionen im Sojakomplex treten mehr oder weniger auf der Stelle. Allerdings sehen wir hier aus saisonalem Aspekt kurzfristiges Aufwärtspotenzial bis Anfang Januar.
Bei den Weichwaren könnte Zucker uns dieses Jahr eine positive Performance retten. Die vor vier Wochen initiierte SHORT-Position liegt aktuell mit über 5% im Plus. Allerdings ist aus saisonaler Sicht zurzeit mit keiner Unterstützung zu rechnen. Beim Kaffee sind wir am Donnerstag erneut eine SHORT-Position eingegangen. Das Risikopotenzial beträgt hier etwa 3% auf Kontraktbasis und knapp 1% auf Portfolioebene. Weiterhin LONG bleiben wir im Kakao. Nachdem Baumwolle am Freitag ein neues 2-Monatshoch erreicht hat, könnten wir hier vermutlich in der nächsten Woche in eine erneute LONG-Position eingestoppt werden.
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Dipl.-Volkswirt, Full-Stack Engineer, Hobbytischler