(Prime Quants) – Die Zinssenkung der EZB am 07. November wurde unter anderem mit der zurückgehenden Inflation begründet. Im Oktober war die Inflationsrate im Vergleich zum Vorjahresmonat auf einen Wert von +0.7% gesunken. Damit befindet sich die Inflation in einem Sinkflug der an das Jahr 2008 erinnert. Damals sank die Inflationsrate innerhalb weniger Monate von +4% auf -0.5%. Rückläufige Inflationsraten – also Werte unter 0% – werden auch als Deflation bezeichnet, da in diesem Fall die Preise gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres sinken. Von „Disinflation“ spricht man, wenn die Steigerungsraten zwar positiv sind, aber mit der Zeit immer geringer werden.
Wie man auf beigefügtem Chart gut erkennen kann, besteht aktuell durchaus eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Europa wieder in eine Deflation abrutscht. Das wäre die zweite deflationäre Phase innerhalb der vergangenen 25 Jahre. Aber was um alles in der Welt ist denn so schlimm an einer Deflation? Zur Beantwortung dieser Frage muss man sich die Lage in Europa etwas differenzierter anschauen:
Die Inflationsraten innerhalb der Eurozone für den Monat Oktober reichen von -1.9% in Griechenland bis +2.2% in Estland. Für Deutschland wurde eine Inflationsrate von +1.2% ausgewiesen, der Mittelwert in der Eurozone liegt bei +0.9%. Damit befinden sich Länder wie Griechenland in einer Deflation, Deutschland dagegen eher in einer moderat inflationären Phase. Eine einheitliche Geldpolitik der EZB erscheint für eine solch heterogene Ansammlung von Staaten schlichtweg illusorisch. Während die Zinssenkung des Leitzinssatzes + 0.5% auf +0.25% für Griechenland durchaus gerechtfertigt erscheint, führt die gleiche Zinssenkung in den eher nördlichen Ländern der Eurozone zu einer Enteignung der Sparer und zu einer grossangelegten Fehlallokation von Kapital. Denn:
Deflation belastet in erster Linie kreditfinanzierte Unternehmungen, da auf der einen Seite die Preise fallen, andererseits Gehälter und Kreditzinsen auf dem ursprünglichen Niveau verharren. Um hier gegenzusteuern senken die nationalen Notenbanken in aller Regel die Zinsen. Es bleibt aber festzuhalten, dass Deflation insbesondere für Staaten oder Unternehmen mit hoher Verschuldung schädlich ist. Dies ist auch ein Grund, warum Staaten Deflation mehr fürchten als der Teufel das Weihwasser.
Deflation muss aber nicht grundsätzlich etwas Negatives sein. Das Beste Beispiel ist die IT-Branche. Hier sind die Preise seit Jahrzehnten rückläufig. Trotzdem zählt diese Branche zu den wachstumsstärksten überhaupt. Offensichtlich dient das Schüren von Angst vor Deflation lediglich als Ausrede, um die maroden Staatshaushalte in der westlichen Welt mit allen möglichen Tricks am Leben zu erhalten.
Wichtiger wäre es, insbesondere die Preisgestaltung bei Löhnen und Waren flexibler zu gestalten. Dies könnte man z.B. dadurch erreichen, dass Löhne und Rohstoffpreise an einen Inflationsindex gekoppelt würden. Das Prinzip wäre ähnlich wie bei inflationsgeschützten Anleihen. Dort scheint es ja auch ganz gut zu funktionieren!
Wochenrückblick
Devisen & Rohstoffe
Unser Portfolio konnte in der vergangenen Woche um 0.31% zulegen. Profitieren konnten wir besonders vom Kursverfall bei Silber und Kupfer. Auf der anderen Seite verhinderte der Abverkauf von Sojabohnen und Sojamehl am Freitagnachmittag ein kräftigeres Plus. Insgesamt konsolidiert die Performance seit Anfang Oktober auf einem hohen Niveau, wobei sich die bisherige Jahresperformance von ca. 120% bei einem maximalen Drawdown von etwa 10% durchaus sehen lassen kann.
Bei den Devisen erlebten wir eine eher ruhige Woche. Der Dollar verharrte in einer sehr engen Handelsspanne mit weniger als 1%. Der EURO profitierte noch ein wenig von der Zinssenkung der Vorwoche, das Pfund konnte ebenfalls leicht zulegen. Einzig der YEN tendierte etwas zur Schwäche. In unserem Portfolio halten wir nur im Pfund eine LONG-Position gegen den Dollar. Die anderen Währungen bleiben weiterhin SHORT.
Gold zeigte sich in der vergangenen Woche stabil. Dagegen gab Silber deutlich nach. Ebenfalls schwach war die Performance im Kupfer. Da wir in beiden Metallen SHORT positioniert sind, konnte unser Portfolio von diesen Bewegungen profitieren.
Im Energiebereich gab es unterschiedliche Entwicklungen zwischen Rohöl auf der einen und den Destillaten Heizöl und Benzin, sowie Erdgas auf der anderen Seite. Während Rohöl leicht abgeben musste, konnten die drei anderen Kontrakte jeweils deutlich zulegen. Benzin war mit einem Kursgewinn von knapp über 4% der Wochengewinner unter allen Rohstoffen. Die Kursbewegungen führten zur Liquidation unserer SHORT-Position im Heizöl. Im Benzin haben wir am Dienstag eine LONG-Position eröffnet, Rohöl bleiben wir SHORT.
Das Auf und Ab bei Sojabohnen und Sojamehl setzte sich auch in der vergangenen Woche fort. Insbesondere am Freitag erfolgte ein heftiger Abverkauf bei diesen Kontrakten. Wir haben unsere LONG.-Positionen in beiden Märkten zum Wochenschluss glattgestellt.
Im Bereich der Weichwaren gab es kräftige Verluste bei Zucker (-2.93%), während sich im Kaffee die in der Vorwoche angedeutete Bodenbildung fortgesetzt hat. Wir bleiben in beiden Kontrakten und auch in Baumwolle weiterhin SHORT.
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Dipl.-Volkswirt, Full-Stack Engineer, Hobbytischler