(Prime Quants) – Am Dienstag beginnt die letzte Sitzung der amerikanischen Notenbank FED vor der Sommerpause. Das Ergebnis der Tagung wird wie üblich am Mittwochabend 20 UHR MESZ in einer öffentlichen Verlautbarung durch Notenbankchef Ben Bernanke bekanntgegeben. Damit ist das „Highlight“ der Woche für die Finanzmarktakteure gesetzt.
Denn in den vergangenen beiden Monaten wurden die stärksten Marktbewegungen – nach oben und nach unten – durch Aussagen von Bernanke ausgelöst. Die gesamte Spekulation richtet sich auf die weitere Vorgehensweise der FED in Bezug auf marktstützende Anleihekäufe. Gemäss einer Umfrage von BLOOMBERG erwarten 50% der befragten Finanzmarktexperten ein Zurückfahren des QE 3 Anleihe-Kaufprogramms erst in der Septembersitzung der FED, 15% erwarten dies erst für den Oktober und 28% glauben, dass die FED bis Dezember die Füsse stillhalten wird. Die Chancen auf eine Entscheidung bereits in dieser Woche tendieren nahezu gegen Null.
Damit ist aber auch der Überraschungseffekt in dieser Woche am größten. Mit kurzfristigen Turbulenzen ist daher ab Mittwochabend durchaus zu rechnen. Warum die Entscheidung der FED eine so große Aufmerksamkeit bei den Investoren weltweit genießt zeigt ein Blick auf die Grafik der „Total Assets“ der FED. Seit Ausbruch der Finanzkrise in 2008 hat sich die Bilanz der FED um sagenhafte 2.500 Milliarden (!!!) USD erhöht. Allein in diesem Jahr hat die FED Anleihen (überwiegend „Mortgage Backed Securities“, also durch Hypotheken besicherte Anleihen) im Wert von über 500 Milliarden USD aufgekauft. Zum Vergleich: die gesamte jährliche weltweite Goldproduktion hat einen Wert von etwa 150 Milliarden Dollar.
Ein Teil des neu geschöpften Zentralbank-Geldes gelangt natürlich auch an die Finanzmärkte. Sollte die FED nun tatsächlich damit beginnen ihre Anleihe-Kaufprogramme zu reduzieren oder gar einzustellen, dann würde das eine Belastung für die Aktien- und Rohstoffmärkte bedeuten. Profitieren würden die US-Anleihen, da diese in Stress-Situationen als sicherer Hafen wahrgenommen werden.
In der vergangenen Woche waren die Rohstoffe überwiegend auf der Verliererseite zu finden. Vor allem der Getreidebereich kam massiv unter die Räder. Hier erwartet man aufgrund der guten Wetterverhältnisse Rekordernten. Zudem befinden wir uns mitten in der Erntesaison, sodass der Druck in diesem Marktsegment durchaus noch einige Wochen anhalten kann.
Ebenfalls schwächer tendierten die Energiemärkte. Dies ist aber bis jetzt lediglich als Korrektur auf die vorangegangenen deutlichen Kurssteigerungen zu werten. Auf die Gewinnerseite konnten sich Gold und Silber schlagen. Hier könnte sich eine Bärenmarktrallye abzeichnen, wobei der Primärtrend nach wie vor abwärtsgerichtet ist.
Dipl.-Volkswirt, Full-Stack Engineer, Hobbytischler