(Prime Quants) – Das Pennystockniveau ist erreicht. Die Aktie des Solarunternehmens fiel zum Ende der letzten Woche doch noch unter die magische Marke. Während am Montag noch leichte Widerstände gegen die Abwärtsbewegung zu spüren waren, geht es am Dienstag weiter abwärts. Die Aktie liegt 4 Prozent im roten Bereich und wird zum Mittag bei 0,87 Euro gehandelt – Tendenz: weiter fallend.
Während am vergangenen Freitag im Handelsverlauf noch darauf gehofft werden durfte, dass der Niedergang in den Centbereich verhindert werden kann und sich widerstände gegen den Kursverfall regten, geht es zum Dienstag wie befürchtet weiter. Ein Großteil der aktuellen Kursverluste ist sicherlich auch durch die Hiobsbotschaft von der Konkurrenz erklärbar, da die Solarwerte tendenziell in Sippenhaft genommen werden – zumindest in den letzten Monaten. Die chinesische Suntech machte schon zum Wochenende von sich reden, wo es hieß, dass das Unternehmen in Schieflage geraten ist und die chinesische Regierung keine Absichten zeigte das Unternehmen zu unterstützen. Salopp betrachtet könnte man den Chinesen attestieren, dass sie das Prinzip Marktwirtschaft gut verstanden haben. Für Suntech kommt es jetzt aber ganz dick, weil die vage Formulierung „Schieflage“ jetzt ein konkretes Kleid bekommen hat. Es heißt das Unternehmen könne Anleihen nicht mehr bedienen. Genauer muss es heißen, dass das Unternehmen wohl eine Frist für die Rückzahlung einer fälligen Anleihe hat verstreichen lassen. Ein Vorfall, der im Handwerk öfter vorkommt, wenn der Maler nicht pünktlich bezahlt wird, doch in der Welt der Börsenunternehmen kommt das einem Quasi-Bankrott gleich, denn nichts kann das Vertrauen der Marktteilnehmer mehr erschüttern, als wenn fällige Rückzahlungstermine nicht eingehalten werden. So ein Verhalten eröffnet viel Raum für Interpretationen und Spekulationen. Ein Zustand, den jedes Unternehmen zu vermeiden wünscht.
Grundsätzlich sollten die Probleme der Suntech nicht das Problem von Solarworld werden, doch die Sippenhaft in der kriselnden Branche sorgt dafür, das auch andere Unternehmen an den Börsen abgestraft werden. Das fängt bei zwangsläufigen Folgen an, wenn Anleger und Investoren sich beispielsweise aus Fonds oder Indizes zurückziehen, die stark auf die Solarbranche oder die erneuerbaren Energien ausgerichtet sind und hört bei Ausstiegen auf, die zustande kommen, wenn sich Anleger und Investoren entscheiden, dass Engagements in anderen Solarwerten neu überdacht werden sollten, wenn es zu massiven Störungen bei Marktgrößen kommt.
Problematisch ist bei Solarworld jetzt, dass das Unterschreiten von einem Euro zum Selbstläufer werden könnte, und sich der Kursverfall automatisch fortsetzt. Dadurch würde sich bei Verhandlungen mit Kreditgebern die Schuldenquote zu Marktpreisen verschlechtern, was möglicherweise dazu führen wird, dass schlechtere Bedingungen für Kreditlinien ausgehandelt werden müssen oder gar keine Verlängerungen oder Erneuerungen von Fremdkapital zustande kommen. Ob das für Solarworld ein Problem wird oder nicht, ist dabei natürlich noch nicht gesagt, aber erfreut sein wird das Management des Unternehmens sicherlich nicht. Die Aktie ist im Moment ein superheißes Stück Unternehmenswert, dass sich wirklich nur Hartgesottene ins Depot legen sollten. Die Kurschwankungen, die sich in den nächsten Wochen ergeben könnten, würden mit dem Wort episch eine gute Beschreibung erhalten.
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Dipl.-Volkswirt, Full-Stack Engineer, Hobbytischler