(Prime Quants) – Immer wieder werde ich redaktionsintern darum gebeten, mich beim Schreiben des Market Mover-Editorials doch bitte nicht allzu politisch zu äußern. Nun, diesem Wunsch nachzukommen fällt mir, das muss ich an dieser Stelle zugeben, angesichts der turbulenten Zeiten, in denen wir leben, nicht immer leicht. Aber ich bemühe mich. Und dass ich heute eine Ausnahme mache, das liegt auf der Hand, denn hey – in dieser Woche fand der Super Tuesday statt! Da ich aber genau weiß, dass der Kollege Hoffmann spätestens jetzt schon Schlimmstes befürchtet und sich mit dem US-amerikanischen (Vor-)Wahlsystem sowieso kaum einer auskennt (möglicherweise nicht einmal die Amerikaner selbst, wenn ich mir die Ergebnisse so anschaue), folgt hier sogleich die Entwarnung: NEIN, ich meinte gar nicht den Super-Dienstag in den USA! Ich meinte den in Frankfurt, denn was war das bitte für eine tolle Show, die DAX & Co da ablieferten! Nachdem die Bilanz für den Februar trotz zunehmend freundlicher Tendenz mit -3,09 Prozent weiterhin negativ ausfiel und die Jahresperformance 2016 nach den ersten beiden Monaten immer noch zweistellig ist (konkret: -11,89 Prozent) überzeugte der März direkt am ersten Handelstag mit einem Kursfeuerwerk:
Im Märzen der Trader…
Quasi aus dem Nichts – oder besser noch, aus dem Keller, denn vorbörslich notierte der DAX sogar noch rund 100 Punkte tiefer, schossen die Kurse über 300 Punkte nach oben. Nach OBEN, sehr verehrte Damen und Herren, das hatten wir lange nicht! Der Monatsauftakt war damit überaus gelungen und mehr noch – auch aus charttechnischer Sicht hat der Leitindex am Dienstag sehr viel Boden gut gemacht. Mit dem Sprung über die 9.700er-Marke ist der Widerstand bei 9.600 Zählern nämlich mal eben einfach so aus dem Weg geräumt worden, und das Kursziel stellte sich dadurch direkt auf den nächsten Bremsbereich bei 9.800 Punkten. Die wurden am Mittwoch auch prompt angesteuert, allerdings ging dem Börsenbarometer im weiteren Verlauf die Puste aus, und die Notierungen fielen noch einmal unter diese wichtige Marke zurück, wobei 9.700 nicht mehr unterboten wurden. Aus technischer Sicht also eine klassische Verschnaufpause, was der gestrige Handelstag mit dem nächsten Anlauf in Richtung 9.800 gleich zur Eröffnung bestätigte. Allerdings fehlte auch da der letzte Punch, womit der Index zunächst weiterhin auf – für seine Verhältnisse derzeit recht hohem Niveau – konsolidierte. Mit dem heutigen Sprung über 9.800 – vor allem wenn sich dieser per Wochenschluss bestätigt – ist ein Test der 10.000er-Marke aber nur noch eine Frage der Zeit:
…den Draghi einspannt
Wann spricht Draghi? Richtig, am kommenden Donnerstag. Und was erwarten die Anleger – nach der Nullnummer im Dezember – von Europas oberstem Geldschleuser? Genau, eine klare Ansage hinsichtlich der bedingungslosen Unterstützung der (Aktien)Märkte. Und weshalb sind die Kurse – trotz unveränderter „Probleme“ wie Ölpreis, Konjunktursorgen und Währungsschwankungen am Dienstag so explodiert? Na weil der Inhalt eines Schreibens an europäische Abgeordnete durchsickerte, in dem Draghi eine Überprüfung der bisherigen Stimulierungsmaßnahmen bei der anstehenden Ratssitzung ankündigte und – das war es, was alle hören wollten – darüber hinaus versprach er, es gebe „keine Grenzen, wie weit wir gewillt sind, mit unseren Instrumenten innerhalb unseres Mandats zu gehen.“ Sie sehen also, liebe Leserinnen und Leser, wo ein Wille ist, da findet sich auch ein Weg! Für die Aktienkurse dürfte das in der folgenden Woche demnach vorrangig der nach oben sein, denn allzu viele andere Stimuli für steigende Kurse sind einfach nicht in Sicht. Die Frage lautet daher, wie weit und wie lange Draghis Arm dieses Mal wohl reichen wird. Aus statistischer Sicht jedenfalls liegt nun mit den Monaten März und April ein üblicherweise starker Frühling vor den Märkten, und ausreichend Nachholbedarf ist nach der bisherigen Jahresperformance ja wohl allemal vorhanden!
Erfolgreiche Trades wünscht
Ihr
Sebastian Jonkisch
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Dipl.-Volkswirt, Full-Stack Engineer, Hobbytischler