10.500, 10.000, 9.500, 9.000 … und jetzt 8.699 Punkte. Keine Frage, die Aktienmärkte kennen im noch jungen Jahr 2016 nur einen Weg: abwärts, wobei die Gewinne der letzten Jahre schneller abzuschmelzen scheinen, als der Schnee auf den mittlerweile sehr rar gewordenen heimischen Skipisten. Stolze 19 Prozent Wertverlust in nur 29 Handelstagen, so rasant ging es im DAX nicht einmal im Crash-Jahr 2008 nach unten.
Vorneweg im Sturzflug die Bank-Werte: UniCredit (-39,5 Prozent), Deutsche Bank (-35,3 Prozent) oder Commerzbank (-28,6 Prozent). Wer aber glaubt, dass es sich dabei nur um ein europäisches Phänomen handelt, der irrt. Bestes Beispiel die Mitsubishi Financial Group, eine der größten Banken Japans. Hier ging es binnen eines Monats ebenfalls bereits 37,3 Prozent zurück. Alles andere scheint zu folgen:
Angesichts der sehr dynamischen Abwärtsbewegung drängt sich zunehmend die Frage auf, ob man diesen Rücksetzer noch als größere Korrektur innerhalb eines intakten langfristigen Aufwärtstrends bezeichnen kann. Bekanntlich hat der Markt ja immer Recht, doch was wird hier gerade eingepreist? Eine chinesische Wirtschaftsflaute? Ein Knick im US-Wirtschaftswachstum? Der Ölpreis-Schock? Eine Finanzkrise 2.0? Oder ist von jedem ein bisschen unter dem Strich vielleicht einfach zu viel?
Rechnen wir die Schwankungsbreite des VDAX-New auf ein Jahr hoch, dann erhalten wir momentan eine untere Range bei etwas über 6.000 Punkten. Rein von den Zahlen her sind wir also mitten drin im Krisenmodus. Ob es so bleibt, weiß keiner – wirklich vorstellen kann ich es mir aber nicht. Der Euro-Anstieg hat doch einen recht künstlichen Geschmack. Will heißen: Im vergangenen Jahr war die halbe Welt short im Euro, wobei Goldman Sachs sogar einen Stand von 0,80 US-Dollar prognostizierte. Im Wortlaut (November 2015): “ Gegen den Euro zu spekulieren ist aktuell unsere Top-Empfehlung“ – tja, das war wohl nix!
Das gilt übrigens auch für unseren Long-Trade, den wir bei 8.975 Punkten aufgebaut hatten. Break-Even-Stop vermerkt. Break-Even-Stop ausgelöst. Ein Nullsummenspiel, aber so ist Trading halt manchmal. Wie sagte George Soros noch so schön: „Wichtig ist nicht, ob man recht hat oder sich irrt, sondern wie viel Geld man verdient, wenn man recht hat, und wie viel man verliert, wenn man sich irrt.“
Zu den Charts: Auf der Oberseite ist die Sache relativ klar, denn unterhalb von 9.275 Punkten bleibt die Lage angespannt. Und unter 8.975 Zählern (Volumenkante) sogar akut gefährdet. Ein allzu schneller Wechsel ins Bullenlager ist momentan nicht zu erwarten. Immerhin dauert es noch knapp einen Monat (10. März), bis sich der EZB-Chef wieder zu Wort meldet. Mögliche Ziele im Bereich von 8.550 oder sogar 8.375 scheinen spielend erreichbar. Allerdings wird das Chance-Risiko-Verhältnis für die Long-Seite mit jedem weiteren Punktverlust nun immer attraktiver. Kurse im Bereich ab 8.550 sehen wir als kaufenswert. Was allerdings noch fehlt (und womit man leider rechnen muss), ist die Möglichkeit eines „finalen“ Sell-Offs – also eine Art Kapitulation der Bullen mit einem 90 prozentigen (Volumen-)Abwärtstag. Aber selbst wenn es richtig knüppeldick kommt, wäre der Markt spätestens bei 7.460 Zählern charttechnisch sehr stark gestützt. Lange Rede, kurzer Sinn: Ein paar Punkte nach unten wünschen wir uns noch, um wieder auf der Long-Seite aktiv zu werden.
Erfolgreiche Trades wünscht
Ihr
Sebastian Hoffmann
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Dipl.-Volkswirt, Full-Stack Engineer, Hobbytischler