Trader werden gemeinhin als wenig sozialisierte, egoistische und extrem raffgierige Zeitgenossen ohne Moral und Skrupel beschrieben. Der „Spiegel“ berichtete kürzlich, dass in einer Studie der Universität Sankt Gallen das Verhalten von 28 Profi-Tradern auf die Parameter Kooperationsbereitschaft und Egoismus untersucht wurde. Eine Gruppe von Psychopathen wurde denselben Tests unterzogen, mit einem wenig schmeichelhaften, wenn nicht gar erschreckenden Ergebnis: Die Trader verhielten sich noch rücksichtsloser, manipulativer und risikobereiter als die „psychisch gestörte“ Vergleichsgruppe. Inwieweit diese 28 Vertreter tatsächlich exemplarisch für die Gattung des Homo Traderensis sind, mag dahin gestellt sein…wir sind jedenfalls davon überzeugt, dass es auch anders geht:
Sie müssen nicht Schwein sein, um erfolgreich zu sein. Bleiben Sie Mensch! Und sorgen Sie für den nötigen Ausgleich. Bewegung spielt hierbei eine große Rolle. Wenn Sie stundenlang vor dem Monitor kleben, dabei (geistige) Höchstleistungen erbringen und sich damit in einer Phase der permanenten Anspannung sowie Konzentration befinden, sollten Sie Ihrem Körper die entsprechenden Entspannungs- bzw. Ruhezeiten gönnen. Körperliche Bewegung hilft Ihnen dabei, den mentalen Stress zu kompensieren und abzubauen. Und das ist immens wichtig für die Balance zwischen Körper und Geist. Gehen Sie laufen…schwimmen…oder einfach nur spazieren. Fahren Sie Rad. Oder Inlineskates. Spielen Sie Fußball, Tennis, Golf…was immer Sie möchten, der Zweck heiligt die Mittel. Hauptsache, Sie kommen raus an die frische Luft. Klingt banal, ist aber ungemein effizient…und darüber hinaus unerlässlich für Ihre geistige Leistungsfähigkeit. Aber auch am Schreibtisch selbst können Sie immer wieder zwischendrin etwas für Ihre mentale Fitness tun:
Nehmen Sie sich eine kurze Auszeit. Am besten wenden Sie sich dazu mitsamt Ihrem Stuhl von Computer sowie Monitor ab…setzen Sie sich bequem hin und schließen Sie Ihre Augen. Schalten Sie vom Kopf- in den Körpermodus. Atmen Sie tief ein…und wieder aus. Konzentrieren Sie sich auf Ihren Körper. Versuchen Sie, sich zu spüren…Ihre Füße, Beine, den Rumpf, die Arme, Ihren Kopf. Den Boden unter Ihren Füßen. Den Stuhl, auf dem Sie sitzen. Machen Sie sich Ihren Körper bewusst. Nehmen Sie das Gefühl „zu sein“ wahr. Ja, richtig, jetzt ist ausnahmsweise ein Gefühl erlaubt…aber dies ist ja auch sozusagen das „Kontrastprogramm“ zum Trading! Die erste Übung geht schnell und lässt sich jederzeit durchführen:
Spannen Sie alle Muskeln an, die Sie haben – beginnen Sie mit Ihrem Kopf: schneiden Sie eine Grimasse, verziehen Sie das Gesicht, es spielt keine Rolle, wie blöd Sie dabei ausschauen, Hauptsache, die Gesichtsmuskeln stehen unter Spannung. Lassen Sie diese Spannung jetzt in den Körper fließen. Ziehen Sie die Schultern hoch, den Bauch ein, machen Sie Ihre Arme schwer, ballen die Hände zu Fäusten. Kneifen Sie den Po zusammen und nehmen die Spannung mit – über die Ober- und Unterschenkel bis hinunter in die Fußsohlen. Keine Angst, das geht zügig, und dauert nur ein paar Sekunden, stellen Sie sich das Ganze einfach wie einen Wasserfall vor, der von oben nach unten durch Sie hindurch fließt. Jetzt sind alle Muskeln in Ihrem Körper angespannt, all Ihre Kraft in Ihren Körper geflossen. Spüren Sie das Gewicht und die Stärke Ihres Körpers, machen Sie sich „schwer“ und dabei diesen Moment bewusst. Geschafft. Jetzt können Sie die Spannung loslassen, Beginnen Sie in umgekehrter Reihenfolge, also bei den Füßen, dann die Beine, Po, Bauch, Schultern, Arme, Gesicht. Werden Sie wieder locker und nehmen Sie dieses Gefühl der „Erleichterung“ bewusst wahr. Hat es geklappt? Prima, dann wechseln Sie jetzt zurück in den Kopfmodus und geben die nächste Order ein…
Ein klein wenig zeitaufwändiger ist die zweite Übung, die demselben Prinzip folgt, dieses aber intensiviert, daher die längere Dauer. Wieder beginnen Sie mit dem Kopf: Spannen Sie Ihre Gesichtsmuskeln an. Mund, Augen, Stirn…schneiden Sie eine Grimasse. Runzeln Sie die Stirn, reißen Sie Augen und Mund weit auf, lassen Sie all Ihre Gesichtsmuskeln gleichzeitig spielen. 1…2…3. Entspannen Sie sich und wiederholen Sie das Ganze ein zweites Mal – Grimasse…langsam bis 3 zählen…entspannen.
Weiter geht es mit den oberen Extremitäten. Spannen Sie Ober- und Unterarm an und ballen Sie die rechte Hand zur Faust. Vergessen Sie nicht, dabei ruhig weiter zu atmen. Halten Sie die Spannung für mindestens 3 Sekunden, bevor Sie wieder locker lassen…erst den Ober-, dann den Unterarm, dann öffnen Sie die Faust. Wiederholen Sie die Übung, und konzentrieren Sie sich dann auf den linken Arm. Faust…anspannen…locker lassen…noch einmal von vorne.
Danach ist der Rumpf an der Reihe. Ziehen Sie die Schultern hoch und halten die Muskelspannung wiederum für mindestens 3 Sekunden. Lassen Sie die Schulter fallen und wiederholen Sie die Übung. Im Anschluss daran atmen Sie sehr tief in den Bauch ein, und ebenso aus, bis er völlig flach und „luftleer“ ist. Wiederholen Sie die Übung, und spannen dann Ihre Bauchmuskeln an. Zählen Sie erneut langsam bis 3. Lockern Sie die Spannung und dann das Ganze ein weiteres Mal – anspannen…locker lassen.
Zu guter Letzt fehlen noch die unteren Extremitäten. Spannen Sie die Muskeln in Ihren Beinen an…nacheinander…erst das rechte…dann das linke. Beginnen Sie jeweils mit dem Gesäßmuskel und nehmen Sie dann die Spannung mit in den Ober- und Unterschenkel, bis hin zu den Füßen. Pressen Sie Ihre Fußsohlen fest auf den Boden. Atmen Sie dabei ruhig weiter und zählen Sie langsam bis 3. Nun lockern Sie die Spannung, zuerst den Fuß, dann den Unter-, den Oberschenkel und zuletzt das Gesäß. Beginnen Sie noch einmal von vorn, erst das rechte, dann das linke Bein. Gönnen Sie sich danach noch einen Moment der Ruhe…atmen Sie tief durch und nehmen Sie sich, Ihren Körper und Ihren Geist, als Einheit wahr. Anschließend können Sie frisch gestärkt auf „Kopfbetrieb“ umschalten. Probieren Sie es aus – am besten an mehreren Tagen hintereinander. Sie werden sehen, es wirkt.
Dipl.-Volkswirt, Full-Stack Engineer, Hobbytischler