Mit den Erwartungen – ganz gleich welchen – ist das ja immer so eine Sache. Hängt man die Messlatte zu hoch, ist die Enttäuschung oft entsprechend groß. Wird die Erwartungshaltung indes von vornherein niedrig gehalten, fällt es trotzdem nicht automatisch leichter, mit dem Ergebnis zufrieden zu sein – sofern dieses tatsächlich unter den ohnehin schon tiefergelegten Annahmen bleibt. Insofern war die mittlerweile auf Hochtouren laufende Berichtssaison per se mit ordentlichen Hypotheken belastet, schließlich ging es bei den jüngsten Quartalszahlen um nicht mehr (oder weniger) als eine Bestätigung für die 2024er-Rallye. Die hatte (angetrieben vom Hype um alles, was mit Künstlicher Intelligenz zu tun hat) insbesondere den NASDAQ 100 sowie den S&P 500 von einem Rekordhoch zum nächsten getrieben und für eine satte (bisherige) Jahresperformance gesorgt. Aber:
Die Luft wird dünner
Seit dem bislang letzten Allzeithoch vom 10. Juli bei 20.691 Punkten hat der NASDAQ 100 in zwei ordentlichen Abwärtsschüben mittlerweile gut 9% an Wert verloren. Dabei fielen die Tech-Werte bereits in der vergangenen Woche unter die kurzfristige 50-Tage-Linie und setzten gestern (per Saldo brach der Index nach einem tiefroten Handelstag um 2,7% ein) in Richtung 100-Tage-Linie zurück. Die wurde mit dem bisherigen Korrekturtief bei 18.667 Zählern am Dienstag dieser Woche kurzzeitig sogar unterboten, konnte bislang aber (noch) verteidigt werden. Die Gründe für die aktuellen Abwärtstendenzen lagen zuletzt auch in den enttäuschten Erwartungen der Anleger und Analysten, wie das Beispiel Microsoft zur Wochenmitte zeigte: Dass Umsatz und Gewinn besser als erwartet ausfielen, wurde zwar zur Kenntnis genommen. Dass die Cloud-Sparte aber hinter den hochgesteckten Erwartungen zurückblieb, wurde mit sinkenden Aktienkursen quittiert.
Hochvolatil
Wie volatil die Märkte derzeit sind, ließ sich auch am Kursverlauf der NVIDIA-Aktie ablesen. Während die Papiere am Dienstag um 7% auf ein neues Monatstief bei 102,54 US-Dollar absackten, sprangen die Papiere einen Tag später im Sog starker Quartalszahlen von AMD um 12,8% nach oben – um gestern wieder fast 8% abzugeben und erneut unter die 110er-Marke zurückzufallen. Der DAX konnte sich dieser Dynamik letztlich auch nicht mehr entziehen und fiel am gestrigen Donnerstag um 2,3% auf 18.083 Zähler. Am heutigen Freitag rutschten die Kurse per Gap-down sogar unter die 18.000-Punkte-Marke zurück. Weitet sich die Korrektur aus, müsste nun bereits ein Test des April-Tiefs bei 17.627 einkalkuliert werden. Darunter würde die langfristige 200-Tage-Linie im Bereich von 17.400 Punkten in den Fokus rücken. Um den Abwärtstrend hingegen umzukehren, müsste es auf der Oberseite im ersten Schritt zurück über die 18.000er-Schwelle gehen. Danach wäre bei 18.053 eine Schließung der heutigen Kurslücke nötig, ehe die mittelfristige 100-Tage-Linie bei 18.313 überboten werden sollte.
Erfolgreiche Trades wünscht Ihnen
Ihr
Sebastian Affeld
Dipl.-Volkswirt, Full-Stack Engineer, Hobbytischler